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1,5 Grad schon überschritten2024 wird das heißeste bislang gemessene Jahr

Das Pariser Abkommen sollte die Klimaerhitzung begrenzen, um unkontrollierbare Entwicklungen zu verhindern. Das dürfte schwierig werden.

Waldbrände bei Athen im Sommer 2024 Foto: Aggelos Barai/ap

Berlin taz | So viel steht schon fest: 2024 wird das heißeste Jahr auf Erden, das die Menschheit je gemessen hat. Im weltweiten Durchschnitt wird die Temperatur mindestens 1,55 Grad über dem Durchschnitt der vorindustriellen Zeit liegen, wie das Erdüberwachungsprogramm Copernicus der EU am Donnerstag meldete.

Demnach war der Oktober 2024 1,65 Grad Celsius wärmer als das vorindustrielle Niveau – und der 15. Monat in einem 16-monatigen Zeitraum, in dem die globale Oberflächenlufttemperatur die Plus-1,5-Grad-Grenze überschritten hat. Das bislang heißeste Jahr war 2023, mit 1,48 Grad mehr als Mitte des 19. Jahrhunderts.

Im Dezember 2015 hatten alle Staaten auf der UN-Klimakonferenz COP 21 dem „Pariser Abkommen“ zugestimmt. Damit verpflichteten sie sich, den Anstieg der durchschnittlichen Temperatur „deutlich unter 2 °C über dem vorindustriellen Niveau“ zu halten – und zu „Anstrengungen“, den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen, weil „dies die Risiken und Auswirkungen der Klimaänderungen erheblich verringern würde“, wie es im Abkommen heißt.

Seitdem aber kannten die Treibhausgas-Emissionen weltweit nur eine Richtung: Jahr für Jahr stiegen sie auf neue Höchststände. Am kommenden Montag startet die 29. Weltklimakonferenz in Aserbaidschans Hauptstadt Baku.

Zur Formulierung „deutlich unter 2 Grad“ hatten Vertreter der Wissenschaft gedrängt. Denn sie haben 16 potenzielle Kippelemente identifiziert, die die Klimaerhitzung bei mehr als 2 Grad unkontrollierbar für den Menschen machen: Einmal in Gang gesetzt, können die angeschobenen Prozesse nicht mehr aufgehalten werden, Millionen Tonnen Treibhausgase, die heute noch in der Natur gespeichert sind, werden dann frei und heizen die Erde weiter an. Zum Beispiel der Permafrost: Etwa 15 Prozent der Landfläche auf der Nordhalbkugel ist bislang permanent gefroren. Allein im oberen Bereich stecken bis zu 1.600 Milliarden Tonnen Kohlenstoff – also fast doppelt so viel, wie sich derzeit in der Erdatmosphäre befindet. Der Boden taut bereits und gibt Treibhausgase frei. Aktuelle Prognose bis Ende des Jahrhunderts: 3,1 Grad.

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4 Kommentare

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  • taz: *Einmal in Gang gesetzt, können die angeschobenen Prozesse nicht mehr aufgehalten werden, Millionen Tonnen Treibhausgase, die heute noch in der Natur gespeichert sind, werden dann frei und heizen die Erde weiter an.*

    Das ist doch schon seit Jahren bekannt. Der Club of Rome hatte schon vor vielen Jahren in seinem Bericht geschrieben, dass die Treibhausgas-Emissionen 2030 ihren Höhepunkt erreichen werden. Ab da wird ein 'sich selbst verstärkender Klimawandel' ausgelöst, und was das bedeutet, sollten selbst die Menschen wissen, die von Naturwissenschaften keine Ahnung haben.

    Am 17.10.2024 hatte Nick Reimer in dem taz-Artikel "Neuer CO2-Rekord" geschrieben: *Zu Beginn der Messungen 1958 lag der CO2-Gehalt bei 315 ppm, als 1992 die Klimarahmenkonvention beschlossen wurde, registrierten die Wissenschaftler bereits 354 ppm. In diesem September liegt der Wert über 422 ppm.*

    Es bringt aber nichts, wenn die taz so etwas schreibt, die großen Mainstream-Medien den Bürgern aber weiterhin eintrichtern wollen, dass wir unbedingt noch mehr klimaschädliches Wirtschaftswachstum brauchen. Das wäre so, als ob man ein brennendes Haus nicht mit Wasser, sondern mit Benzin löschen will.

    • @Ricky-13:

      Wenn es keine verschiedenen Ausgaben des Buches "Der Grenzen des Wachstums" gibt, dann steht es da nicht drin.



      Es gibt darin die Hockeyschlägerkurve, aber auch die Aussage, "es ist unbekannt, wieviel CO2 man freisetzen kann, ohne daß sich das Klima ...unwideruflich verändert." In den Modellrechnungen geht nur "Umweltverschmutzung" ein, damals war aber mehr der Fokus auf DDT, Blei etc. Sie haben damals auf Kernkraft gesetzt um das Problem zu lösen...



      Für die Klimakatastrophe ist das keine gute Quelle, auch wenn die Ursachen mit dem deutlich kritisierten Wachstum zusammenhängen.

  • Lasst doch eure alberne CO2 Uhr endlich mal weg, liebe TAZ. Ist genauso sinnvoll wie der Hinweis, dass wir alle sterben werden.

  • > Am kommenden Montag startet die 29. Weltklimakonferenz in Aserbaidschans Hauptstadt Baku.

    Die Tatsache, dass das nicht online stattfindet und man - wie ausnahmslos jedes Mal - etliche halb gefüllte Charter-Jets dort hin schicken wird, ist traurig.

    Die Diskussion prügelt doch schon seit Langem nur noch nach unten. Wer gut gestellt ist, macht fröhlich weiter, klebt sich zum Klimaschutz auf die Straße und fliegt dann nach Bali, marschiert durch die Städte und fliegt dann für Wahlkampf-Gedöns in die USA, predigt öffentliche Verkehrsmittel und lässt sich dann vom Audi A8 zum Bundestag kutschieren oder erzählt von Klimaschutz und springt dann auf die eigen Yacht wie Leonardo DiCaprio. Es ist einfach ekelhaft.

    Und dann macht man den Willen zum Umweltschutz kaputt mit nutzlosen Dingen wie Papier-Strohhalmen, die nachweislich absolut keine Vorteile für Natur oder Klima bringen, aber Leute einfach nur ärgern.

    Ich kann diese Strategie beim besten Willen nicht verstehen.