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Aktivistin über Kongress in Hamburg„Wir feiern, was Schwarze Frauen alles draufhaben“

Die Afro Futuristic Convention bringt Black Female Entrepreneurs zusammen. Aktivistin und Musikerin Onejiru hofft auf neue Partnerschaften und Visionen.

Engagiert sich im Netzwerk Future Female Africa und bei Viva con Agua: Onejiru Foto: Laurence Ems
Interview von Dagmar Leischow

taz: Onejiru, welche Vision steckt hinter Future Female Africa?

Onejiru: Wir haben die Plattform 2021 gegründet, weil wir Schwarze Frauen vom afrikanischen Kontinent und aus der Diaspora nicht nur einen Safe Space bieten wollen, sondern diese vielfältigen Sheros vernetzen und mit ihren Projekten sichtbar machen. Gerade das Black Female Business leidet nämlich darunter, dass es nicht gesehen wird.

taz: Sie bezeichnen Schwarze Frauen in Führungspositionen hingegen als Sheros.

Onejiru: Diesen Begriff haben wir erfunden. She und heroes haben wir eben zu Sheros verschmolzen.

taz: Warum konzentrieren Sie sich in Ihrem Netzwerk auf erfolgreiche Frauen?

Onejiru: Wegen des Trickle-Down-Effekts. Ich habe verschiedene Dinge gemacht. Zum Beispiel war ich mit den Sisters, die man noch als Sisters Keepers kennt, in Schulen, um Mädchen mit Musik zu empowern. Die Erfahrung hat aber gezeigt: Frauen, die schon etwas erreicht haben, können einfach mehr bewegen. Etwa, wenn sie als Mentorinnen für Gen Z agieren. Sie sind diejenigen, die dann auch für andere Türen öffnen können. Den umgekehrten Weg zu gehen ist auf Dauer mühselig.

taz: Nun laden Sie zur Afro Futuristic Convention. Welche Idee steckt dahinter?

Onejiru: Wir befassen uns mit einer afrofuturistischen Utopie. Wenn Afrika nicht kolonialisiert und die Menschen nicht versklavt worden wären, hätte sich auf diesem Kontinent alles so wie in Europa entwickeln können. Stereotype in Bezug auf Afrika oder die Diaspora interessieren uns nicht. Wir möchten zeigen, wie Afrika wirklich ist. Bei der Convention feiern wir, was Schwarze Frauen alles leisten und draufhaben.

Im Interview: Onejiru

geboren 1971 in Nairobi, ist Musikerin und Aktivistin. Mit 13 kam sie nach Wanne-Eickel, in Köln studierte sie Geographie, bevor sie sich für die Musik entschied. Sie sang mit Jan Delay und war Mitglied der Formation Sisters. Heute wohnt sie in Hamburg und Nairobi.

taz: Mit einer Party?

Onejiru: Es wird deutlich mehr als eine Party geben. In Panels greifen wir die Themen auf, die Relevanz haben. Sei es Ernährungsgerechtigkeit, Technologie oder Projektfinanzierung. Mit Kunst, Musik und einem Drei-Gänge-Menü sprechen wir die Sinne an. Wir schaffen Fakten, wir stellen Forderungen, wir zeigen, was unter anderen Bedingungen noch besser laufen könnte.

taz: Richten Sie sich einzig an Schwarze Frauen?

Onejiru: Nein. Ob Männer, Student:innen, In­ves­to­r:in­nen oder Entscheidungsträger:innen: Alle sind eingeladen. Mit der Villa Viva habe ich bewusst eine internationale Begegnungsstätte als Veranstaltungsort gewählt. Sie ist – genau wie die Afro Futuristic Convention – ein offener Raum für jede:n. Wir sehen ja, was derzeit in der Welt passiert. Wenn wir nicht miteinander reden und voneinander lernen, laufen wir geradewegs ins Chaos.

taz: Was sollen die Gäs­t:in­nen von der Convention mitnehmen?

Onejiru: Ein Gemeinschaftsgefühl. Natürlich leben wir alle in unserer eigenen Blase. Ich wünsche mir, dass solche Barrieren eingerissen werden. Hoffentlich vermischen sich die Menschen bei der Convention und gehen in den Austausch statt nur skeptisch aufeinander zu gucken. Im Idealfall entstehen sogar ein paar Partnerschaften.

taz: Sind Sie denn selbst ein Global Player?

Onejiru: Ich lebe auf jeden Fall global. Die Schriftstellerin Taiye Selasi, eine geborene Britin mit nigerianisch-ghanaischen Wurzeln, hat den Begriff Afropolitan geprägt. Ich bin Afropolitan par excellence, weil ich sowohl in Deutschland als auch in Kenia lebe und viel reise.

Der Kongress

Afro Future Convention: Fr, 15. 11., 12 Uhr, Villa Viva, Schulzweg 4, Hamburg

taz: Wie wichtig ist es für Sie, zwischen diesen beiden Ländern zu pendeln?

Als ich die ganze Zeit in Deutschland war und mir das Pendeln noch nicht leisten konnte, war ich entwurzelt. Ich bin nicht nur Kenianerin, genauso wenig bin ich nur Afrodeutsche. Deshalb brauche ich die Balance. Ich schöpfe meine Kraft daraus, dass ich mal in Europa und mal in Afrika bin. Hinzu kommt: Dadurch lebe ich am Puls der Zeit. Ich weiß, wo ich mit meinem Aktivismus ansetzen kann.

taz: Was hat Sie dazu gebracht, besonders für Frauen und Mädchen einzutreten?

Onejiru: In Kenia haben die Frauen aus der Generation meiner Großmutter oder meiner Mutter Zirkel gebildet. Wenn sich zehn Frauen getroffen haben, hat vielleicht jede zehn Euro auf den Tisch gelegt. Gemeinsam hatten sie mehr Geld, sie konnten Mikrokredite vergeben. Einige, die bescheiden angefangen haben, konnten später Hochhäuser bauen. Es hat mich beeindruckt, was diese Frauen zusammen erreicht haben.

taz: Stimmt es, dass Ihre Großmutter Ihr Vorbild war?

Onejiru: Ja. Ich habe ihren Namen geerbt. In jeder Familie gibt es eine Onejiru, sie ist quasi die Reinkarnation der Mutter. Selbst meine Tanten, die alle viel älter als ich sind, nennen mich Mama. Manchmal heißt es, ich sei geizig. Dabei fördere ich vor allem die Mädchen in der Familie. Aber bei mir gibt es Auflagen. Ich vergebe Kredite, die zurückgezahlt werden müssen. Damit ich künftig noch andere unterstützen kann.

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