piwik no script img

Sea Shepherd-GründerFree Paul Watson

Dem inhaftierten Anti-Walfang-Aktivisten Paul Watson droht die Auslieferung nach Japan. Seine Wut über die Waljagd ließ ihn oft unvorsichtig werden.

Für seine Radikalität bekannt: Sea Shepherd-Gründer Paul Watson Foto: Markus Schreiber/ap

TOKIO taz | Der bekannte Anti-Walfang-Aktivist Paul Watson hat Präsident Emmanuel Macron um politisches Asyl in Frankreich gebeten, um einer möglichen Auslieferung nach Japan zu entgehen. Wegen eines von Japan ausgerufenen internationalen Haftbefehls sitzt der Gründer der Meeresschutzorganisation „Sea Shep­herd“ seit dem 21. Juli in Grönland in Haft.

Seine Anwälte bemühen sich seitdem vergeblich um seine Freilassung; die Entscheidung liegt beim dänischen Justizministerium. Bei der vierten Anhörung in Grönlands Hauptstadt Nuuk erklärte der 73-jährige US-Kanadier, seine japanischen Ankläger seien die eigentlichen Kriminellen, und fügte in einem emotionalen Schlusswort hinzu: „Ich kann nicht glauben, dass Dänemark mich an Japan ausliefern würde – das wäre mein Todesurteil.“

Japan setzte Watson 2012 auf die Fahndungsliste von Interpol, weil er zwei Jahre zuvor bei einem Einsatz im Südpolarmeer ein Walfangschiff beschädigt und ein Besatzungsmitglied mit einer Stinkbombe angegriffen haben soll. Japan betrieb dort „Forschungs-Walfang“.

Bei einer Auslieferung drohen Watson bis zu 15 Jahre Gefängnis. Watson war im Juni mit dem Flaggschiff „John Paul DeJoria“ seiner Stiftung unterwegs in den Nordpazifik. Dort wollte er die japanische Jagd auf Finnwale außerhalb der exklusiven Wirtschaftszone von Japan blockieren. In Nuuk sollte das Schiff einen Zwischenstopp zum Nachtanken einlegen.

taz.de mit neuem Layout

Hier sieht alles ungewohnt aus? Stimmt, seit Dienstag, 15.10.2024, hat die taz im Netz einen rundum erneuerten Auftritt. Damit stärken wir, was die taz seit Jahrzehnten auszeichnet: Themen setzen und laut sein. Alles zum Relaunch von taz.de, der Idee dahinter und der Umsetzung konkret lesen Sie hier.

Seine Lebensaufgabe beschrieb Watson in einem taz-Interview mit dem Satz: „Wenn der Ozean stirbt, dann sterben wir auch. Wir versuchen, die Menschheit vor ihren eigenen Exzessen zu beschützen.“ Schon als 10-jähriger Junge habe er in seinem Dorf an Kanadas Ostküste die Netze von Fischern zerstört und im „Kindness Club“ für Jugendliche gelernt, Tiere zu respektieren und zu verteidigen, berichtete der Meeresschützer.

Laut Greenpeace war Watson ein frühes, einflussreiches Mitglied (Mitgliedsnummer 007), aber keiner der Gründer. Weil er das Prinzip der Gewaltfreiheit bei Protestaktionen nicht akzeptieren wollte, musste er 1977 den Vorstand von Greenpeace verlassen und gründete noch im selben Jahr die „Sea Shepherd Conservation Society“.

Die Organisation wurde durch provokante Aktionen wie das Blockieren von Walfangschiffen bekannt. Zunächst bekämpfte Watson isländische und norwegische, dann japanische Walfänger. Das Magazin Time erklärte ihn zum Umwelthelden, der Guardian zählte ihn zu „den 50 Personen, die die Welt retten können“.

Bereits acht Tage im deutschen Gefängnis

Vor zwölf Jahren wanderte Watson schon einmal wegen eines internationalen Haftbefehls ins Gefängnis, damals auf Antrag von Costa Rica wegen seines Kampfes gegen das Abschneiden von Haifischflossen. Bei einer Zwischenlandung in Frankfurt im Mai 2012 wurde Watson festgenommen und acht Tage in der Justizvollzugsanstalt Preungesheim inhaftiert. Nach der Zahlung einer Kaution von 250.000 Euro kam er auf freien Fuß und setzte sich ins Ausland ab. Später stellte Costa Rica das Verfahren ein.

Mit seiner vierten Ehefrau, der russischen Opernsängerin Yana Rusinovich, und seinen Söhnen (3 und 8 Jahre alt) lebt Watson im US-Bundesstaat Vermont. Doch seine Empörung über Japans neue Finnwaljagd ließ ihn unvorsichtig werden. Denunziert wurde er von einem Polizisten auf den Färöer Inseln, die für ihre Treibjagd auf Grindwale und Delfine mit Motorbooten und Jetskis berüchtigt sind. Watson hatte sich seit den 1980er Jahren gegen diese Jagd eingesetzt und sich viele Feinde gemacht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • Sonntag, 2. Oktober in Berlin ist eine Demonstration zur Freilassung Paul Watsons. Treffpunkt 13 Uhr am Steinplatz.

    • @Ceebee:

      Ähm... welcher Sonntag und warum nicht vor der dänischen Botschaft ;)

      Wünsche mir sehr seine Freilassung, auch in meinen Augen ist er einer der letzen wahren Helden. Der jetzige Zugriff auf Watson ist definitiv mal wieder politisch motiviert. Völlig ohne Sinn und Verstand schickt Japan ein funkennagelneuen Walfänger ins Blau und das, obwohl der Verbrauch von Walfleisch seit Jahren rückläufig ist. Aber der Sch****-Kahn muss sich ja lohnen und da will man keine militanten Walschützer vorm Bug haben.

      taz.de/Konferenz-u...-Walfang/!6035401/

  • Wenn jemand in die Walhalla eingeht, dann wohl er.

    Vergessen wir bei Walschutz aber nicht die früheren Bestandteile des Ernährungssystems. Störungen etwa durch menschengemachte Erhitzung baden in der Regel die Lebewesen am Ende der Kette am meisten aus.

  • Auch wenn ich seine Militanz nicht teile, habe ich immer die Konsequenz bewundert, mit der Watson seine Ziele verfolgt. Er hat sich - bewusst - für illegale Formen der Verhinderung von Walfang entschieden, er hat dafür - bewusst - Straftaten begangen.

    Ihm war klar, dass dies das Risiko der strafrechtlichen Verfolgung bringt - von daher darf er sich jetzt nicht beschweren, dass sich dieses Risiko nun realisiert...

    • @thd:

      Politisch motivierte Verfolgung ist immer zu verurteilen.

      Erwartetes Strafmaß und Straftat stehen in keinerlei Verhältniss zu einander.

      Ist kein faires Verfahren zu erwarten sollte eine Auslierung immer abgeleht werden und politisches Asyl gewährt werden.

      Das gilt für Assange für Snowden aber ebe auch für Paul Watson.

  • taz: *Wegen eines von Japan ausgerufenen internationalen Haftbefehls sitzt der Gründer der Meeresschutzorganisation „Sea Shepherd“ seit dem 21. Juli in Grönland in Haft.*

    Umwelt- und Klimaschützer werden doch schon seit vielen Jahren weltweit kriminalisiert, und jetzt wurde sogar mein "alter" Held Paul Watson verhaftet. Das Magazin Time erklärte Paul Watson zum Umwelthelden, der Guardian zählte ihn zu „den 50 Personen, die die Welt retten können“. Um die Weltrettung (und damit auch um die Rettung der Menschheit) ging es aber noch nie auf diesem Planeten; es geht in dieser kapitalistischen Welt immer nur um Ausbeutung und Profit. Und wer dagegen etwas machen möchte, der bekommt Handschellen verpasst und kommt vor Gericht, und soll dann für 15 Jahre ins Gefängnis. So schaut sie aus, die Idiotie auf diesem Planeten. Anständige Menschen sollen weggesperrt werden, aber den Umwelt- und Klimaverbrechern rollt man weiterhin den roten Teppich aus.