piwik no script img

+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++Neue Luftangriffe auf Beirut

Die Forderung nach einem Waffenstillstand mit der Hisbollah wird von israelischer Seite abgelehnt. Luftangriffe auf beiden Seiten gehen weiter.

Zerstörtes Gebäude nach einem israelischem Luftangriff Foto: Stringer/dpa

Luftangriffe auf Beirut

Der der Hisbollah nahestehende Fernsehsender Al-Manar berichtet, es habe israelische Luftangriffe auf südliche Vororte der libanesischen Hauptstadt Beirut gegeben. Vier Gebäude seien zerstört worden. Augenzeugen berichteten von Rauchwolken. Zuvor habe es mehrere Explosionen gegeben, berichten Reuters-Reporter.

Laut einem Medienbericht war Hisbollah-Chef Sajjed Hassan Nasrallah Ziel des Angriffs. Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim meldete danach, Nasrallah sei in Sicherheit.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zeigt sich vor den Vereinten Nationen (UN) siegessicher. „Wir gewinnen“, sagt er zum Verlauf des Kriegs vor der Generalversammlung. Das israelische Militär habe mehr als die Hälfte der 40.000 Kämpfer der radikal-islamischen Hamas gefangen genommen oder getötet sowie 90 Prozent ihrer Raketen zerstört. Der Krieg könne enden, wenn die Hamas die Waffen niederlege und ihre Geiseln freilasse. (rtr)

Baerbock wirbt eindringlich für Waffenstillstand in Nahost

Außenministerin Annalena Baerbock hat Israel und die libanesische Hisbollah-Miliz aufgerufen, dem Vorschlag für einen sofortigen 21-tägigen Waffenstillstand zuzustimmen. „Eine umfassende regionale Eskalation würde niemandem dauerhafte Sicherheit bringen“, warnte die Grünen-Politikerin bei der UN-Generaldebatte in New York.

Obwohl der „Mangel an Fortschritt manchmal frustrierend und schmerzhaft“ sei, gebe sie die Suche nach einer politischen Vision für ein friedliches Zusammenleben von Israelis und Palästinensern in zwei Staaten nicht auf, betonte Baerbock. „Für mich ist Resignation einfach keine Option. Denn das würde bedeuten, dass das Drehbuch des Terrorismus und Extremismus die Oberhand gewinnt.“

Eine Staatengruppe um die USA und Deutschland hatte in der Nacht zum Donnerstag zusammen mit einflussreichen arabischen Ländern eine 21-tägige Waffenruhe in Nahost gefordert. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu machte im Anschluss deutlich, dass man die Hisbollah weiter angreifen werde. (dpa)

Enttäuschung über Israels Absage an Waffenruhe

Nach der israelischen Absage an eine Waffenruhe im Konflikt mit der Hisbollah-Miliz im Libanon haben die USA ihrer Enttäuschung Luft gemacht. Der Vorschlag habe „viel Sorgfalt und Mühe gekostet“, erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Donnerstag (Ortszeit). Auch der französische Präsident Emmanuel Macron sprach von einem „Fehler“ des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Dieser will am Freitag eine Rede bei der UN-Generaldebatte in New York halten.

Netanjahu hatte am Donnerstag einem Aufruf der USA, Frankreichs, Deutschlands und anderer Staaten zu einer 21-tägigen Feuerpause eine Absage erteilt. Stattdessen wies er das Militär an, die Angriffe „mit voller Kraft“ fortzusetzen. Der israelische Außenminister Israel Katz bekräftigte im Onlinedienst X: „Wir werden den Kampf gegen die Terrororganisation Hisbollah mit all unserer Kraft bis zum Sieg und der sicheren Rückkehr der Bewohner des Nordens in ihre Häuser fortsetzen.“

Die US-Vertreter hätten „Grund zur Annahme gehabt“, dass ihre Gespräche „insbesondere mit den Israelis“ auf eine Unterstützung des Ziels hingedeutet hätten, erklärte Kirby. Sonst hätten die USA den Vorschlag gar nicht erst gemacht. Auch Macron sagte bei einem Besuch in Kanada am Donnerstag, Netanjahu habe selbst an der Vorbereitung des Plans für die Waffenruhe mitgearbeitet. Der israelische Regierungschef trage nun die Verantwortung, sollte es zu einer regionalen Eskalation kommen. (afp)

Massive Angriffe gehen weiter

Israel und die vom Iran unterstützte Hisbollah setzten unterdessen ihre massiven gegenseitigen Luftangriffe fort. Die israelische Armee traf dabei nach eigenen Angaben in der Nacht zum Donnerstag „rund 75 Terror-Ziele“ in der Bekaa-Ebene im Ostlibanon sowie im Süden, darunter „Waffenlager, schussbereite Raketenwerfer“ und andere Infrastruktur sowie Kämpfer.

Das libanesische Gesundheitsministerium teilte mit, bei israelischen Luftangriffen seien am Donnerstag mindestens 92 Menschen getötet und weitere 153 Menschen verletzt worden. Die libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete, Israel habe am frühen Freitag Luftangriffe auf mehrere Städte im Südlibanon geflogen. Dabei habe es Verletzungen gegeben.

Bei einem gezielten Luftangriff im Süden Beiruts tötete die israelische Armee einen weiteren Hisbollah-Kommandeur. Kampfflugzeuge hätten den Befehlshaber der Hisbollah-Drohneneinheit „eliminiert“, hieß es. Die Hisbollah bestätigte später den Tod ihres Kommandanten Mohammed Srur. (afp)

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

10 Kommentare

 / 
  • Der Waffenstillstandsebtwurf der USA wurde von Israel vorab abgesegnet. Wie passt das mit dieser Aussage zusammen? „ Die Forderung nach einem Waffenstillstand mit der Hisbollah wird von israelischer Seite abgelehnt.“

  • Es ist bigott von Israel einen Waffenstillstand zu fordern. Es stimmt zwar, dass es durch diese militärische Aggression keine mittelfristige Lösung des Konfliktes geben wird aber daohne wird es diese Lösung auch nicht geben und dieser Umstand wird konsequent unterschlagen, obwohl er offenkundig ist.

    Frau Baerbock betrachtet hier, in bester Boomer-Manier, Frieden als ein Gut an sich. Sie verkennt damit, dass beide Seiten, wenn sie von Frieden sprechen, immer nur den Frieden meinen, der nach ihrem Sieg einkehren wird.



    Würde der Hisbollah siegen, dann gäbe es kein Israel mehr und ein Völkermord (also ein richtiger) stünde bevor. Siegt Israel, dann wäre das Los der Besiegten ein deutlich besseres. Da langfristig nur diese beiden Optionen bleiben müsste man konsequenterweise Israel unterstützen, da hier das geringere Leid zu erwarten ist.

    Das passiert auch deshalb nicht, weil im linken Lager durch den Identitätsfokus ein Plumpes Täter-Opfer-Denken eingekehrt ist. Dieses erkennt man zuverlässig daran, dass klare Sachverhalte zu hochkomplexen Gemengelagen verklärt werden, damit man sich wenigstens noch selbst in die Tasche lügen kann.

  • Waffenstillstand im Ukraine-Konflikt = Russland darf einmarschieren.



    Waffenstillstand im Nahost-Konflikt = Israel darf vernichtet werden.

    Ist also ne ziemlich schlechte Idee. Sollte Baerbock ja eigentlich wissen, wer der Agressor ist.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Im Falle der Ukraine stimmt das wohl. Jedoch nur weil Russland sich niemals daran halten würde.



      Wenn Sie exakt aufzeigen können wer in Nahost der Agressor ist und zwar derart eindeutig wie im Falle der Ukraine, würde mich das doch sehr Wundern.



      Es gab jedenfalls Waffenstillstände im Nahostkonflikt die eingehalten wurden und aktiv Menschenleben gerettet haben.



      Warum wäre das also eine schlechte Idee?

      • @Das B:

        Am 7. Oktober hat die Hamas das doch ganz eindeutig gezeigt.



        Was steht denn z.B. in ihrer Charta drin? Diese ist offen nachlesbar, ich übersetze:

        "...bis die Muslime gegen die Juden kämpfen. Die Muslime werden sie töten, bis sich der Jude hinter Stein und Baum verbirgt, und Stein und Baum dann sagen: ‚Muslim, Oh Diener Gottes! Da ist ein Jude hinter mir. Komm und töte ihn‘, außer der Gharqad-Baum, denn er ist ein Baum der Juden"

        Frieden, wie es viele wollen, und sogar in Israel verlangt wird - Nethanjahu verrät stellenweise sein eigenes Volk, wenn er von Frieden spricht, bedeutet, dass dieser Agressor seine Grundsätze durchsetzen will. Waffenstillstände, wie sie es zuvor immer gegeben haben, werden nicht eingehalten - sonst wäre doch der 7. Oktober nie passiert.

  • Ich empfehle, die Rede des jordanischen Königs auf der UNO-Vollversammlung zu lesen.

    Im Gegensatz dazu bringen halbgare Rufe nach Waffenstillstand und Lippenbekenntnisse zu einer Zweistaatenlösung rein gar nichts.

  • Es ist schon absurd, dass es ein und die selbe Ministerin ist, über die ich heute zwei Artikel auf der TAZ Seite sehe, der eine titelt Baerbock verteidigt, Waffenlieferungen und der andere titelt Baerbock wirbt für Waffenstillstand!



    Bezeichnender kann man Double Standards und Rückgratlosigkeit gar nicht aufzeigen.

    • @Edda:

      Absurd ist es den Überfall auf die Ukraine mit den Nahostkonflikt in einen Topf zu werfen.



      Wenn man ein Rückgrat nur als Element sieht das jede Flexibilität und Situationsbezogene Stellung einschränkt dann bitte weniger davon in jeder Außenpolitik.



      Double Standards bedeuten nicht auf zwei grundverschiedene Situationen unterschiedlich zu reagieren sondern zB von Politikern Tiefgang zu erwarten aber dann nur nach Überschriften zu urteilen.



      Eine Waffenruhe in Nahost bedeutet Menschenleben zu retten, Waffenlieferungen an die Ukraine auszusetzen bedeutet Menschenleben zu gefährden.



      Vielleicht sollten Sie sich überlegen für was sie einstehen.

  • Seit Oktober 2023 greift die Hisbollah Israel mit Raketen an, wodurch es zigtausende israelische Binnenflüchtlinge gibt, und von den USA, Deutschland und den arabischen Staaten hörte man keinen Pieps in Bezug auf eine Waffenruhe, geschweige denn in Bezug auf die bindende Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrats, nach der die Hisbollah im Süden Libanons nichts zu suchen hat und zu entwaffnen ist. Jetzt, wo Israel zurückschlägt und seit der Pager-Aktion einen militärischen Erfolg nach dem anderen erzielt, rufen diese Staaten auf einmal nach einer Waffenruhe.

    Dass eine Fortsetzung der israelischen Aktionen für sich allein keine "dauerhafte Sicherheit" bringt, ist eine Binsenweisheit. Solange die Hisbollah handlungsfähig ist, kann es keinen Frieden geben. Aber es ist schon ein Fortschritt, wenn sie so weit wie möglich geschwächt wird und ihre Raketen zerstört werden, bevor sie abgeschossen werden. Die Forderung nach einer Waffenruhe zum jetzigen Zeitpunkt läuft nur darauf hinaus, die Fähigkeit der Hisbollah zu immer neuen Raketenangriffen auf die Zivilbevölkerung aufrechtzuerhalten. Das sorgt erst recht nicht für Sicherheit in der Region.

    • @Budzylein:

      Da kann ich nur zustimmen und auf die schöne Regelmäßigkeit verweisen, in der eine Eskalation immer dann droht und Waffenstillstand dann gefordert wird, wenn Israel sich wehrt.

      Es wäre zum Lachen, wäre es nicht so bitter.