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Netflix-Serie „Nobody Wants This“Rabbi mit Herzschmerz

Die Netflix-Serie „Nobody Wants This“ will das Comeback der Romcom sein. Ganz gelingt ihr das aber nicht.

„Nobody Wants This“: Adam Brody als Noah, Kristen Bell als Joanne Foto: Adam Rose/netflix via ap

Romcoms sind tot. Und das schon seit einer ganzen Weile. Wer heute nach ähnlich seichter Unterhaltung wie die Klassiker der 90er und Nullerjahre sucht, wird nur schwer fündig. Wahrscheinlich ist die Erzählung, Mann und Frau verlieben sich und müssen erst ein großes Problem überwinden, bis sie ein Happy End bekommen, nicht mehr zeitgemäß.

Dabei gäbe es erzählerische Möglichkeiten, locker-lustige Liebesgeschichten ins Jetzt zu holen. Das versucht aktuell die Netflix-Serie „Nobody Wants This“. In dem Zehnteiler lernt die Sex-Podcasterin Joanne (Kirsten Bell) bei einem Glas Rotwein und einem Premium-Ausblick über Los Angeles den Rabbiner Noah (Adam Brody – noch immer so süß wie in „O. C. California“) kennen.

Schnell wird klar: Das zwischen den beiden, das kann die ganz große Liebe werden. Doch natürlich stehen dem gemeinsamen Glück einige Probleme im Weg. Ein Problem heißt Morgan (Justine Lupe).

Nicht das gewünschte Comeback der Romcom

Es ist die Schwester Joannes, die Angst hat, dass ihr gemeinsamer Sex-Podcast an Drive verliert, wenn Joanne in einer monogamen Beziehung lebt. Oder der Umstand, dass Noah sich frisch von seiner Verlobten getrennt hat und alle Frauen in seinem Umfeld seine neue Partnerin aus Prinzip hassen. Doch das größte Problem ist die Religion. Denn Noah ist zwar ein ziemlich entspannter Rabbiner, doch er darf nur eine Jüdin heiraten. Die Schickse Joanne kommt also nicht infrage.

Obwohl der Plot erst einmal überzeugt, kann auch diese Serie nicht das gewünschte Comeback der Romcom liefern. Einerseits weil Punchlines priorisiert werden, auch dann, wenn Figuren an Glaubwürdigkeit verlieren, wie in der Szene, in der Joanne nicht einmal das Wort „Schalom“ kennt. Doch noch viel dramatischer: So überzeugend Adam Brody als süßer moderner Rabbiner auch sein mag, so wenig überzeugend ist er mit Kirsten Bell als Liebespaar vor der Kamera. Da ist keine Chemie.

Wer also in diesen nasskalten Tagen nicht auf Romcoms verzichten möchte, muss die Klassiker wieder rausholen. Zeit für einen Nora-Ephron-Gedächtnis-Abend („Harry und Sally“, „e-m@ail für dich“, „Schlaflos in Seattle“) oder ein Julia-Roberts-Best-of („Pretty Woman“, „Die Hochzeit meines besten Freundes“, „Die Braut, die sich nicht traut“).

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