Kinoempfehlungen für Berlin: Leichtgängig und politisch
Das Arsenal würdigt die spät entdeckte Regisseurin Stephanie Rothman, das Babylon Mitte Tim Burton, Labor Berlin zeigt seine besten Experimentalfilme.
D er VW läuft schon mal nicht, am Beginn von Stephanie Rothmans „The Student Nurses“ (1970). Glücklicherweise passen die besagten Damen dann in ein großes Ford-Cabrio, in dem sie auf dem Weg zur Arbeit mitgenommen werden. Und schon kann es losgehen. Und zwar mit ein wenig Gewalt und gerade so vielen Nuditäten, wie es das amerikanische R-Rating (das Freigabezertifikat) gerade noch hergab.
Denn das für Roger Cormans New World Pictures gedrehte Werk richtete sich an das Publikum von Low-Budget-Exploitation-Filmen. Und sofern man dessen Genre-Erwartungen ausreichend erfüllte, war die Filmemacherin im Weiteren recht frei darin, einen Plot zu gestalten, der durchaus mit liberalen undr feministischen Ideen aufwarten konnte.
Folglich schuf Rothman einen charakterbasierten Film über die Freundschaft der Frauen zueinander, ihre ausgesprochen unterschiedlichen Liebesbeziehungen in unterschiedlichen sozialen Kontexten, und schließlich – ein dramatischer Höhepunkt – eine Abtreibung, die eine der Frauen vornehmen lässt.
Die zeitgenössischen seriösen Kritiker überzeugte das alles nicht wirklich, doch die ungewöhnlichen Qualitäten von Stephanie Rothmans Filmen wurden retrospektiv dann doch noch erkannt. Das Kino Arsenal präsentiert im September fünf Filme der amerikanischen Regisseurin in einer kleinen Retrospektive (3. 9., 20 Uhr, Kino Arsenal).
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Einer der besten Stop-Motion-Puppentrickfilme hat soeben eine verdiente Wiederaufführung erfahren: „Coraline“, 2009 vom amerikanischen Trickspezialisten Henry Selick auf Basis eines Buches von Neil Gaiman gedreht, erzählt die Geschichte der 11-jährigen Titelheldin („Coraline, nicht Caroline!“), die – von gestressten Eltern, die nie Zeit haben, ziemlich allein gelassen – in ihrem neuen Haus den dubiosen Eingang zu einer Parallelwelt findet.
Dort sind „andere“ Eltern zunächst einmal viel aufmerksamer, aber natürlich hat diese Welt, in der die Wünsche vermeintlich in Erfüllung gehen, ganz arge Tücken. Gar nicht so einfach für Coraline, sich wieder in die Realität zurück zu kämpfen – und diese auch schätzen zu lernen.
Liebevoll gestaltete Sets und tolle Puppen der etwas bizarren Art machen „Coraline“ zu einem nachdenklichen Spaß nicht nur für (schon etwas größere) Kinder (29.8.–1.9.. 13.40 Uhr, 3.9., 14.40 Uhr, 4.9., 14.30 Uhr, Cinestar Alexanderplatz, 29.8., 31.8., 12 Uhr, 30.8., 12 Uhr, 14.15 Uhr, 1.9., 12 Uhr, 14.10 Uhr, 3.9., 14 Uhr, Alhambra, 30.8.-31.8., 23 Uhr, UCI Eastgate).
Vergnüglich kommt auch „Dark Shadows“ (2012) daher, Tim Burtons Kinoadaption einer US-Fernsehserie, die bei uns nie zu sehen war: Bei Bauarbeiten wird der vor 200 Jahren untot begrabene Vampir Barnabas Collins zufällig wieder ausgegraben und muss sich in der Folge in seinem heruntergekommenen Herrenhaus mit seiner gewöhnungsbedürftigen Verwandtschaft, zugedröhnten Hippies und grässlichen Designsünden herumplagen.
In der lockeren Aneinanderreihung von albernen Scherzen und übersinnlicher CGI-Action bleiben Burton und Hauptdarsteller Johnny Depp dabei so souverän und absurd-witzig wie sie es schon immer waren (30. 8. & 2. 9., 22 Uhr, Babylon Mitte).
Labor Berlin versteht sich als ein Kollektiv von Interessent:innen aus dem Bereich (analoger) Experimentalfilme und zeigt einmal mehr neue und alte Filme von Mitgliedern und Freund:innen in der Freilichtbühne Weißensee. Dort gibt es am 31.8. das „#1 guest programme: Miriam Gossing & Lina Sieckmann“ mit den Filmen „Sonntag, Büscherhöfchen 2“ und „Ocean Hill Drive“ zu sehen (31.8., 20 Uhr, Freilichtbühne Weißensee).
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