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Mein Leidensweg mit der TelekomDie letzte Hoffnung

Wir hatten uns schon damit abgefunden, dass unser Telefon nie mehr funktionieren würde. Da stand plötzlich ein Handwerker vor der Tür: Der Sub aus Bonn.

Das wäre der Stecker. Aber was tun, wenn die Buchse tot ist? Das wusste der Subunternehmer der Telekom auch nicht Foto: dpa | Martin Gerten

B ei all meinen Bemühungen stellte sich heraus, dass es unmöglich ist, mit Deutschlands größtem Kommunikationsunternehmen zu kommunizieren.

Wir finden uns damit ab, dass unser Telefon nie wieder funktionieren wird, und beschließen, Gras über die Sache wachsen zu lassen.

Aber am nächsten Tag bekommen wir eine saftige Mahnung, weil wir die Rechnung für den ersten XXL-Mega-Entertainment-Kram nicht bezahlt hätten. Einen Tag später bekommen wir eine noch saftigere Mahnung, weil wir die Rechnung für das zweite XXL-Mega-Entertainment-Paket auch nicht bezahlt hätten, das wir nie bestellt hatten und zurück brachten.

Total verzweifelt gehe ich zu Anwalt Sedat, um mich beraten zu lassen.

„Sedat, ich bekomme ständig Rechnungen und Mahnungen für irgendwelche Geräte, die ich nicht haben wollte und die ich sofort zurückgeschickt habe. Ich will sie verklagen! Aber glaub ja nicht, dass du für deine Arbeit Geld von mir kriegst. Wie gesagt, die rauben mich schon genug aus, mein Freund.“

„Osman, du hast nicht die geringste Chance, gegen die zu gewinnen. Die haben nämlich Hunderte Rechtsanwälte, die Millionen verdienen, und du willst deinem armen Rechtsanwalt nichts bezahlen“, erläutert Sedat die Ausweglosigkeit meiner Situation.

Am nächsten Tag bekommen wir einen Brief, dass ein Subunternehmer aus Bonn kommen wird, um unser Telefon in Ordnung zu bringen. Endlich! Endlich! Wir freuen uns riesig! Irgendwann hält auch eine Klapperkiste mit Bonner Kennzeichen vor unserer Tür.

„Er ist endlich da!“, jubelt meine Frau.

Der bärtige Mann kommt rein und hebt sofort entschuldigend die Arme und meint: „Ich sage gleich, ich hab von nichts eine Ahnung! Ich bin nämlich nur der Sub!“

„Was heißt das, Sie haben von nichts eine Ahnung? Was wollen Sie dann hier?“, stottert Eminanim erschrocken.

„Ich kann nichts reparieren, ich kann nichts anschließen, ich kann nichts montieren. Wie gesagt, ich kann gar nichts. Das Einzige, was ich kann, ist, mit diesem Gerät zu kontrollieren, ob Ihr Anschluss funktioniert.“

Osman, du hast nicht die geringste Chance, gegen die zu gewinnen

„Dass unser Anschluss nicht funktioniert, wissen wir ohne dieses Gerät, wir können nämlich gar nicht telefonieren“, zischt Eminanim.

Der Mann steckt zwei dünne Drähte in unsere Telefonbuchse und meint: „Ihr Anschluss ist tot!“

„Danke, von alleine wären nie darauf gekommen!“, schimpft Eminanim.

„Ich gehe jetzt, mehr kann ich für Sie nicht machen. Versuchen Sie bloß nicht, zu einem anderen Anbieter zu wechseln! Sonst nehmen die Ihnen Ihre Rufnummer weg. Dann stehen Sie da und sind gezwungen allen Ihren Bekannten eine völlig neue Nummer durchzugeben.“

Am nächsten Tag bekommen wir erneut einen großen Schock, als wir eine saftige Rechnung kriegen und eine lange Liste darüber, was der Sub-Mensch gestern bei uns alles repariert hat.

„Eminanim, das mit dem Nichtverklagen wird aber echt schwer“, stammele ich verzweifelt und laufe zum Rechtsanwalt.

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1 Kommentar

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  • Nur so bleibt am ende des Jahres Geld für die Aktionäre übrig! Und es bringt viele Arbeitsplätze, ob die Betroffenen so arbeiten wollen oder nicht. Daher wird es so weitergehen. Ein Wechsel auf Mobiltelefon wird nichts verbessern, da die Verbindung in unserem Land einfach miserabel ist und wenn doch mal eine stabile Verbindung möglich ist, wird der Preis dafür zu hoch sein. Der beste Weg um sich sein Leben nicht zu schwer zu machen ist Anschluss abmelden und mobil zu telefonieren - mit dem Anbieter seiner Wahl. Zur Not kann der auch einfach gewechselt werden, wenn man zwei SIM Karten besorgt. Dann ist es auch egal wenn mal eine Verbindung gestört ist. Einfach SIM Karte tauschen. Da muss dann auch nix geprüft werden.