Gewerkschaftskampf in Südkorea: Erster Streik bei Samsung
Die Gewerkschaft fordert gegenüber dem Technologieriesen in Südkorea höhere Löhne. Sonst will sie die Chip-Produktion herunterfahren.
taz |
Bei einer Kundgebung auf dem Hwaseong-Campus des Unternehmens, etwa anderthalb Autostunden von der südkoreanischen Hauptstadt Seoul entfernt, haben nach Gewerkschaftsangaben rund 4.000 Angestellte teilgenommen. Die Polizei sprach von etwa 3.000 Gewerkschaftsmitgliedern.
Damit hat in Südkorea eine neue Ära begonnen. Denn die riesigen Mischkonzerne wie Samsung, Hyundai und LG – in Korea auch Chaebol genannt – gelten im Land am Han-Fluss als Motor hinter dem wirtschaftlichen Aufstieg seit den 1960er Jahren. Sie haben dafür gesorgt, dass dem einst bitterarmen Agrarstaat der Sprung zur Hightech-Nation gelang – freilich immer unter der schützenden Hand der Regierung, die bis in die 1980er Jahre autoritäre Züge trug.
Gründerfamilien dieser Konzerne meist begnadigt
Schlussendlich werden die Chaebols auch von der Politik als derart wichtig für die nationalen Interessen eingestuft, dass ihre Gründerfamilien immer wieder in Korruptionsfällen begnadigt wurden. Und der größte der koreanischen Chaebol ist zweifelsohne Samsung. Der Technologieriese zählt zu den größten Produzenten von Halbleitern, die als wichtigste Säule der südkoreanischen Volkswirtschaft gelten. Fast ein Fünftel aller Exporte des Landes beruht auf dem Verkauf von Computerchips.
Doch immer wieder gab es in der Belegschaft Ärger. Auch im aktuellen Fall geht es wie so oft um eine faire Entlohnung der Arbeiterinnen und Arbeiter. Die seit Januar begonnenen Verhandlungen haben bislang noch zu keinen Ergebnissen geführt.
Dabei hätte das Unternehmen zweifelsohne ein größeres Stück vom Kuchen abzugeben: Erst letzte Woche hatte Samsung Electronics mitgeteilt, dass man für das zweite Quartal einen 15-fachen Anstieg des Gewinns gegenüber dem Vorjahr erwartet. Dies hat vor allem damit zu tun, dass sich die Chippreise erholt haben und die Nachfrage nach Produkten für künstliche Intelligenz gestiegen ist.
Und tatsächlich dürfte der jetzige Streik keine allzu großen Auswirkungen auf die Chip-Produktion des Konzerns haben, denn wie die Korea Times berichtet, sei diese ohnehin bereits zu großen Teilen automatisiert.
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