Miliz im Libanon: Hisbollah droht Zypern

Die Hisbollah hat damit gedroht, im Falle eines offenen Kriegs „ohne Regeln“ gegen Israel zu kämpfen. Erstmals erwähnte sie auch das EU-Land Zypern.

Blick auf die Stadt Limassol.

Blick auf die Stadt Limassol auf Zypern Foto: Wirestock/imago

ATHEN taz | Der Anführer der islamistisch-schiitischen Partei und Miliz Hisbollah im Libanon hat zum ersten Mal Drohungen gegen das EU-Land Zypern ausgesprochen. Wie Hassan Nasrallah in einer am Mittwoch ausgestrahlten Fernsehansprache sagte, könnte die Hisbollah Zypern „als in den Krieg verwickelt betrachten“, falls es Israel erlaubt, seine Flughäfen und Stützpunkte für Angriffe gegen den Libanon zu nutzen.

„Die zypriotische Regierung muss davor gewarnt werden, dass die Öffnung der zypriotischen Flughäfen und Stützpunkte für die israelische Armee, um sie gegen den Libanon einzusetzen, bedeutet, dass die zypriotische Regierung in den Krieg verwickelt ist und der Widerstand (die Hisbollah, Anm. d. Red.) sie als in den Krieg verwickelt betrachten wird“, betonte Nasrallah.

Medienberichten zufolge hat die Republik Zypern in der Vergangenheit Israel zwar gelegentlich erlaubt, seinen Luftraum für militärische Übungen zu nutzen. Dies sei jedoch zu keinem Zeitpunkt während eines Konflikts erfolgt. Ferner haben britische Streitkräfte die beiden Stützpunkte, die sie auf Zypern unterhalten, für Operationen in Syrien und in jüngster Zeit im Jemen genutzt.

Nasrallah erklärte weiter, die Hisbollah werde im Falle eines umfassenderen Krieges „ohne Regeln“ und „ohne Zurückhaltung“ kämpfen. Der 63-jährige libanesische Politiker, der den Libanon über seine Miliz militärisch und politisch kontrolliert, betonte zudem, dass „kein Ort in Israel vor Angriffen der Hisbollah sicher“ sei, und verwies dabei auf mögliche Ziele im Mittelmeer. „Der (israelische) Feind weiß sehr gut, dass wir auf das Schlimmste vorbereitet sind. Er weiß, dass kein Ort (…) vor unseren Raketen sicher ist“, sagte Nasrallah und fügte hinzu, Israel solle „zu Lande, zu Wasser und in der Luft auf uns warten.“

Zypern „nicht Teil des Problems“

Zyperns Präsident Nikos Christodoulidis antwortete auf Nasrallahs Äußerungen, „dass die Republik Zypern in keiner Weise in diesen Krieg verwickelt ist“. Zypern sei „Teil der Lösung, nicht Teil des Problems“, betonte Christodoulidis. Er wies darauf hin, dass sein Land eine „von der arabischen Welt und der gesamten internationalen Gemeinschaft anerkannte“ Rolle bei der Einrichtung eines Seekorridors für humanitäre Hilfslieferungen nach Gaza spiele.

Analysten zufolge verfügt die massiv vom Iran unterstützte Hisbollah über ein großes Arsenal von Raketen. Sie können nicht nur Israel, sondern auch Nachbarländer wie Zypern erreichen, das nur rund 200 Kilometer vom Libanon entfernt liegt. Die Republik Zypern ist seit 2004 EU-Mitglied, ist aber nicht Mitglied der NATO oder eines anderen militärischen Bündnisses.

Seit der völkerrechtswidrigen Invasion regulärer türkischer Truppen in den Inselnorden im Sommer 1974 ist die Mittelmeerinsel faktisch geteilt. Die Regierung der Republik Zypern kontrolliert den Inselsüden mit seinen etwa 900.000 Einwohnern, im Inselnorden mit seinen rund 350.000 Einwohnern wurde 1983 die Türkische Republik Nordzypern (TRNC) ausgerufen. Sie wird nur von der Türkei anerkannt. Ankara hat sich unter Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan seit Beginn des Gazakrieges im Herbst 2023 wiederholt auf die Seite der palästinensischen sunnitisch-islamistischen Hamas gestellt.

Die Hisbollah unterstützt ebenso die Hamas. Das tut sie auch offen militärisch, maßgeblich mit Raketenangriffen auf israelisches Staatsgebiet. Kürzlich veröffentlichte die Hisbollah ein Video, bei dem es sich nach eigenen Angaben um Drohnenaufnahmen von sensiblen militärischen Einrichtungen unweit der nordisraelischen Hafenstadt Haifa handelt. Die Hamas wird im Gazastreifen seit ihrem Terrorangriff am 7. Oktober auf israelischem Staatsgebiet, bei dem über 1.100 Personen, mehrheitlich israelische Zivilisten, ermordet und weitere 239 Personen entführt wurden, vom israelischen Militär bekämpft.

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