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EM-GruppenphaseSchafft die Drittplatz-Regel ab!

Italien gegen Kroatien hätte ein großes Finale um Gruppenplatz 2 sein können. Das Warten auf die besten Dritten ruiniert den Vorrundencharme.

Dramatisch war das späte Tor von Zaccagni – aber schöner wärs ohne Drittplatz-Rechenschieberei gewesen Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Es hätte das Finale um Gruppenplatz 2 sein müssen, dieses dramatische Spiel der Italiener gegen Kroatien – alles oder nichts. Jedoch, es gibt da diese schräge Regel mit den besten Dritten. Dank der wäre Italien vielleicht auch mit 0:1 weitergekommen. Ob wiederum Kroatien nach dem Last-Minute-Ausgleich definitiv raus war, wusste auch keiner.

Ein zähes Ausscheiden auf Raten, das schmeckt wie ein Kaugummi nach drei Stunden. Die Drittplatziertenregel hat die Atemlosigkeit der letzten Partien genommen, die Gewissheit ums Geschehen zunichte gemacht. Sie tut mit Emotion, was der VAR mit dem Torjubel getan hat. Und während sich auch hartgesottene VAR-Hater dabei ertappen, bei der strittigen Torszene in der vierten Liga heimlich nach selbigem zu rufen, wird die Drittplatzierten-Rechenschieberei niemand vermissen. Darum schafft sie endlich ab!

Durchaus Argumente für 32er EM

Dafür freilich muss der Wettbewerb entweder auf 16 schrumpfen oder auf 32 wachsen. Beides keine schönen Aussichten. Doch diese EM liefert durchaus Argumente für eine alleuropäische 32er-EM, bis zum Halbfinale nachhaltiger gespielt in regionalen Clustern. Was waren die Helden der Vorrunde? Nur selten die bieder und pragmatisch kickenden Franzosen, Engländer oder Italiener. Es waren feiernde Schotten, das wilde Spiel Türkei gegen Georgien, und Fußballnerds genossen die entfesselten Rumänen gegen die Ukraine oder den Sensationssieg der Slowakei gegen Belgien.

Während im Vereinsfußball längst unüberwindbare Leistungsgräben zwischen Ost und West liegen, ist Teilhabe bei der EM eben keine milde Gabe. Sie ist echt. Und sie produziert Bilder, die nicht nur die Uefa sehen will. Ob eine fast alleuropäische EM sportlich funktioniert, ist ungewiss. Aber einen Versuch wäre es wert – auch für ein Ende dieses Drittplatzierten-Elends.

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7 Kommentare

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  • Hm ... das sehe ich etwas zwiegespalten. Einerseits hat die Kommentatorin natürlich recht. Für Fans und Mannschaften ist es schon eine Zumutung. Diesmal weniger für die Kroaten (da war eh zu 99% klar, dass es nicht reichen würde), sondern für die Ungarn, die als Dritte der Gruppe A sich bis zum letzten Spieltag der Gruppe F noch - letztlich vergebliche - Hoffnungen machen konnten.

    Andererseits hat man so am letzten Spieltag weniger langweilige Spiele, bei denen es um nichts mehr geht. Hätten die Georgier sich gegen Portugal nochmal so reingehauen, wenn der 3. Platz bedeutungslos gewesen wäre?

    Wenn was abgeschafft werden soll, dann also doch lieber der lästige VAR, der nur völlig absurde Nachspielzeiten auslöst.

  • Spannend, Aufregend bis zum letzten Spiel.....da kann ( fast ) jeder noch weiterkommen d.h. nichts wird hergeschenkt ..Kampf und zittern bis zum letzten Abpfiff.



    Die besten Vier ...Dreierregelung ist gut ...nein sehr gut

  • die Diskussion als solche finde ich irritierend. Wie kann man sich beschweren als Dritter, dass man noch Tage warten muss bis es entschieden ist ob man bleibt oder fährt.



    Die Drittplatzierten sollen sich einfach freuen über eine Chance die sie nicht verdient haben, aber aus rechnerischen Gründen bekommen.

    • @Ramaz:

      „… Die Drittplatzierten sollen sich einfach freuen über eine Chance die sie nicht verdient haben, aber aus rechnerischen Gründen bekommen ….“



      Mit dem „verdient“ ist es so eine Sache. Ukraine ist mit 4 Punkten ausgeschieden, während man in anderer Gruppe mit 3 Punkten 2. wurde. Millionenschwere Mannschaften haben sich nicht mit Ruhm bekleckert (z.T. durch Eigentore gewonnen). Ehemals kam Portugal mit drei Unentschieden weiter und wurde seltsamerweise Europameister. Es gibt sogenannte „Underdogs“, die die faszinierendsten Spiele abliefern. Es gibt Schiedsrichter, die ungerechtfertigte Nachspielzeiten anordnen bis der Favorit trifft. Usw. usf. Es hängt an vielem, nicht nur dem Verdienen.

  • Nur dauert eine EM dann entweder ewig oder die Anzahl der Spiele an einem Tag müsste erhöht werden. Dann bin ich dann doch eher für einen Drittplatzierten.

    • @DiMa:

      Der 32-Team Modus ist doch WM-erprobt, die Anzahl der Spiele pro Tag wäre nur marginal höher als jetzt. Die Dauer des Turniers könnte exakt so lange sein wie jetzt.



      Alles ist besser als dieser Modus mit den Dritten die weiter kommen...

  • "Ob eine fast alleuropäische EM sportlich funktioniert, ist ungewiss. Aber einen Versuch wäre es wert"

    Mal ganz ehrlich und Hand auf Herz. Auch dann wird gemeckert werden.



    Schrumpft man die EM heißts wieder, "die Kleinen werden nicht berücksichtgt". Weitet man auf 32 aus, heißt "mehr Spiele , mehr Kohle und Kommerz". Nimmt man alle Teams aus Europa, wirds zweistellige Ergebnisse geben und ein Modus, wo aus allen Gruppen gleichviel weiterkommen wird noch unwahrscheinlicher.



    Man könnte vielleicht eine Art zweigleisigen Liga-Modus einführen, wo die jeweils besten 8 weiterkommen. Oder vier 6er Gruppen, wo jeweils 4 Teams weiter kommen. Aber dann wirds kaum noch Außenseiter Überraschungen geben. Und außerdem wars früher sowieso schöner.



    Wie man dreht und wendet, irgendwas wirds auch dann zu meckern geben. Wie immer.