Braunkohleabbau bei Lützerath: Klimaschützer wollen von RWE kaufen
Eine Gruppe von Aktivist*innen will RWE ein Grundstück bei Lützerath abkaufen. Doch ob sich der Energiekonzern auf den Deal einlässt, ist unklar.
Berlin taz | Klimaaktivist*innen wollen mit einem am Freitag gestarteten Projekt 1,5 Quadratkilometer Land bei Lützerath kaufen und so dafür sorgen, dass weniger Kohle abgebaggert wird. Das Land soll für 1,5 Millionen Euro, die erst noch eingeworben werden müssen, angekauft werden, sagt Lilith Rein auf einer Pressekonferenz am Vormittag. Das Braunkohlegebiet im Rheinland gehört dem Energiekonzern RWE, der 2020 mit Rodungs- und Abrissarbeiten startete. Wo genau die Fläche liegen soll, bleibt unklar, da die Aktivist*innen keine Informationen darüber hätten, wie weit die Abbauarbeiten von RWE momentan vorangeschritten seien.
„Wir wollen mit dem Kaufangebot ein Zeichen setzen. RWE muss den weiteren Abbau stoppen“, sagt die Fridays-for-Future-Aktivistin. Gemeinsam mit dem Geologie-Professor Nikolaus Froitzheim und Emma Shensher von dem an die Universität Köln angegliederten Environmental Law Center, das die Gruppe rechtlich berät, stellt sie das Projekt in Köln vor.
Der Kauf einer Fläche in der geplanten Größe soll dafür sorgen, dass bis zu 69 Millionen Tonnen Kohle in der Erde bleiben. Bei der Berechnung der Größe nutzen die Aktivist*innen eine Berechnungsformel des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), das die Kohlevorräte für das Revier in Garzweiler misst.
Geld spenden für Kohle
Seit Freitag sammeln die Aktivist*innen mit einer Crowdfunding-Kampagne Geld für ihr Projekt. „Wenn die Politik es nicht schafft, müssen wir das als Zivilgesellschaft selbst in die Hand nehmen“, erklärt Rein. Für sie ist klar: Lützerath hätte nicht abgebaggert werden müssen. Laut einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Wirtschaftsforschungsunternehmens Prognos wurde im vergangenen Jahr 35 Prozent weniger Braunkohle verstromt als angenommen.
Das Problem in Deutschland sei, dass man vom Energiebedarf aus Entscheidungen treffen würde, sagt Nikolaus Froitzheim von der Organisation Scientists Rebellion. Dabei müsse es vermehrt darum gehen, was sich die Bevölkerung an Energieverbrauch leisten könne. Um das 1,5-Grad-Ziel mit 75-prozentiger Wahrscheinlichkeit einhalten zu können, dürfe Deutschland keine CO2-Emmissionen mehr verursachen.
Zeitgleich zu der Pressekonferenz stellte die Gruppe ihr Kaufangebot auf der Hauptversammlung von RWE vor. Ein Statement des Energiekonzerns blieb bisher aus.
Leser*innenkommentare
Georg Bruder
In Lützerath wurden laut Wikipedia Bewohner teilweise per Gerichtsbeschluß enteignet, wodurch es fraglich wird, ob RWE dortige Grundstücke für den eigenen Reibach einfach mal verkaufen kann.
Offebacher
Warum sollte RWE für einen Euro pro Quadratmeter verkaufen? Selbst für reinen Wald, Wiese oder erst Recht Ackerland sind die Preise höher, und hier liegen noch zig Millionen Kohle drunter.
Tepan
Endlich eine erfolgversprechende Strategie von der Klimabewegung. Nach meinem Geschmack sollte das Geld effizienterweise in Offshore Windkraftparks gesteckt werden. Dadurch wird ordentlich Co2eingespart.
Würde diese Strategie multipliziert und verbreitet, käme sehr viel Geld zusammen. Diejenigen Klimainteressierten, die kein Geld haben und nicht erarbeiten können/wollen hätten dann als Ausgleich die Chance durch „Maßnahmen wie z.B. Demos ,Streiks, Klebereien u. Ä. die Chance dazu beizutragen,dass die Baugenehmigungen für diese Windräder/Solarparks 80% schneller entschieden wird. Meine große Bitte: denkt über diese Vorgehensweise nach.
DiMa
Bei bis zu 69 Mio Tonnen Kohle erscheint mir das Angebot als sehr gering. Ich kann mit kaum vorstellen, dass RWE darauf eingehen wird.
sollndas
"... soll dafür sorgen, dass bis zu 69 Millionen Tonnen Kohle in der Erde bleiben."
Die 69 Millionen Tonnen Kohle werden genau dann (und nur dann) in der Erde bleiben, wenn sie nicht zur Stromerzeugung benötigt werden.
Rudolf Fissner
Warum gibt es keine Bewegung, wo man massenhaft in Jobs einsteigt, die in der Solar- und Klimabranche fehlen?
Mit anpacken !
Gregor von Niebelschütz
Nette Idee, aber vielleicht sollte man ERST die rechtliche Machbarkeit prüfen (und sich ein Statement von RWE einholen) und DANN die Leute auffordern zu spenden. Was passiert denn mit dem Geld, wenn sich RWE dagegen entscheidet, sie können ja wohl kaum zum Verkauf gezwungen werden. Kriegen die Leute dann ihr Geld zurück? Der Spendenzweck wurde dann ja nicht erfüllt…
Mal Nombre
@Gregor von Niebelschütz Das gibt Arbeit für die Gerichte. Eigentlich schade, dass man davon nichts mehr hören wird.
Martin Sauer
Die Genehmigunge für die Erweiterung Garzweiler 2 incl Abriß von Dörfern, und die Rodung des Hambacher Forst haben seinerzeit Grüne und SPD in NRW erteilt. Auch die Baugenehmigung für das Megalohlekraftwerk Datteln IV kam von Rot/Grün. CDU Ministerpräsident Laschet von der CDU hat dann die Genehmigung für die Rodung des Hambacher Forst widerrufen