Rechtsextremer Dopinganwalt: Nach rechts verlaufen

Die Leichtathletikfamilie Benfares fürchtet wegen Dopinggeschichten um ihren Ruf. Nun engagiert sie einen bekannten rechtsextremistischen Anwalt.

Sara Benfares beim Laufen in Großaufnahme

Ausgelaufen: Sara Benfares bei den European Games 2022 in München Foto: Angelika Warmuth/dpa

Wenn positive Dopingproben auftauchen, dann sind die Betroffenen und ihr Umfeld meist bemüht, den Vorfall kleinzureden, entlastende Erklärungen in Umlauf zu bringen und wegen des beschädigten Images möglichst geräuschlos vorzugehen. Im Fall der deutsch-französischen Leichtathletikfamilie Benfares dagegen nimmt die Geschichte auch auf eigenes Betreiben hin immer schrillere Töne an. Zwei der drei Schwestern sind bei Dopingtests aufgeflogen, im Fall der 22-jährigen Sara Benfares, der Ende Januar öffentlich wurde, erklärte der Vater und Trainer Samir Benfares die Einnahme von Epo und Testosteron anfangs mit einer Knochenkrebserkrankung.

Die therapeutische Maßnahme hätte keinen Aufschub erlaubt, weshalb man bei der Nationalen Antidopingagentur (Nada) nicht um eine Erlaubnis ersucht habe. Ende Februar wurde dann über die Nada bekannt, dass auch bei der 19-jährigen Sofia Benfares Epo im Blut gefunden worden sei. Der saarländische Verein LC Rehlingen schloss daraufhin seine beide Läuferinnen aus.

Und nun betritt in dieser verworrenen Geschichte auch noch ein Mann die Bühne, der aufgrund seiner Vita nicht gerade als Idealbesetzung betrachtetet werden kann, um das angekratzte Image der Benfares-Familie wieder aufzupolieren.

Denn der Fall wurde nun dem Freiburger Anwalt Dubravko Mandic übertragen. Auf seiner Homepage weist er zwar eine besondere Expertise im Doping-Strafrecht aus, bekannt ist er der Öffentlichkeit aber vor allem als einstiger AfD-Funktionär, Anhänger des rechtsextremistischen Höcke-Flügels und als Verteidiger von Neonazis vor Gericht. Der AfD-Landesverband Baden-Württemberg strengte 2020 ein Ausschlussverfahren gegen ihn an, doch Mandic trat zuvor selbst aus.

Ratschläge für Anabolikakonsum

Gerade vertritt er den Rechtsextremisten und ehemaligen Sprecher der „Identitären Bewegung Österreich“ Martin Sellner, der durch seinen bei einem „Geheimtreffen“ in Potsdam vorgestellten „Remigrationsplan“, der millionenfache Vertreibung von Menschen aus Deutschland beinhaltete, bundesweit bekannt wurde. Im Jahr 2016 hatte Mandic noch für eine engere Zusammenarbeit der AfD mit der „Identitären Bewegung“ geworben.

Warum überlässt Samir Benfares die Vertretung der Interessen seiner Tochter Sara Benfares, Elfte der EM 2022 über 5.000 Meter, ausgerechnet Mandic? Leis­tungs­sport­le­r:in­nen gehörten bislang wohl eher nicht zu Mandic’ Klientel. Er selbst äußerte sich auf Anfrage der taz nicht dazu. Er fragte nach dem genauen Gegenstand der Berichterstattung und verwies zudem auf die gesetzlich geregelte Frist von drei Tagen, in der er erst antworten müsse.

Auf Youtube ist ein Video mit Dubravko Mandic und einem Bodybuilder zu sehen. Dort gibt der Anwalt Tipps für Breitensportler, „wie man anhand der verfügbaren Gesetze und Verordnungen Anabolika nehmen kann, ohne sich strafbar zu machen oder jedenfalls staatliche Verfolgung unwahrscheinlicher zu machen“.

Der überforderte Vater

Zurück zum Fall Benfares, zu dem sich Mandic diese Woche zum ersten Mal öffentlich äußerte. Sara Benfares, verkündete er, werde ihre Leistungssportkarriere beenden. Anders als der Vater vor Wochen sprach er nicht von einer Knochenkrebserkrankung, sondern sagte der Süddeutschen Zeitung: „Eine Knochenkrebserkrankung kann aktuell nicht ausgeschlossen werden.“ Gegenüber der Saarbrücker Zeitung sprach er von einer „diffusen Knochenerkrankung, für die weder die Ärzte noch ihr Vater eine plausible Erklärung hatten“.

Der Vater sei mit der Erkrankung seiner Tochter und der medial thematisierten Dopingkontrolle überfordert gewesen. Dessen Statements in den letzten Wochen hatten mehr Fragen aufgeworfen, als dass sie Erklärungsbedürfnisse befriedigen konnten. Die gute Laufzeit bei einem Rennen nach Ausbruch ihrer Krankheit erklärte er etwa mit ihrem natürlichen Talent. Die Demonstration ihrer starken Laufzeiten auf Social Media zu dieser Zeit seien wiederum eine Inszenierung für ihre Sponsoren gewesen.

Mit der Bekanntgabe des Karriereendes von Sara Benfares verlieren die möglichen sportrechtlichen Sanktionen einer langjährigen Sperre an Bedeutung. Die Erklärungen von Anwalt Mandic zielen auf ein strafrechtliches Verfahren, das nach dem Antidopinggesetz anstehen dürfte. Mandic erklärte gegenüber der SZ: „Wir haben es hier in Wirklichkeit nicht mit einem Dopingfall zu tun. Meine Mandantin hatte nicht die Absicht, an Wettkämpfen teilzunehmen. Sie wollte wieder gesund werden.“

Vielleicht kann Mandic der Leichtathletikfamilie Benfares vor Gericht helfen. Abseits davon dürfte der Image­schaden kaum noch reparabel sein.

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