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Gewalteskalation in HaitiStatus Quo heißt Chaos

Kommentar von Katja Maurer

In Port-au-Prince drohen Banden, die Macht zu übernehmen. Das hängt auch mit dem Desinteresse der Partnerländer zusammen.

Port-au-Prince, Haiti am 1. März: Ein maskierter Mann versucht Demonstranten aufzuhalten Foto: Ralph Tedy Erol/reuters

D er Zusammenbruch der Welt, wie wir sie kannten, zeigt sich nicht nur in Gaza oder in der Ukraine, sondern auch in Haiti. Nicht zufällig alles Länder, die Randlagen einnahmen und bis zum Scheitern dieses Modells als vernachlässigbare Orte in der Weltordnung galten.

Bis zum mächtigen Aufstand der Gangs, die nun die Hauptstadt gänzlich unter ihre Kontrolle nehmen könnten, gab es für die Ordnung in Haiti eigentlich nur einen Vorschlag: die Aufrechterhaltung des Status quo, also die Einhegung eines für unkontrollierbar und unentwickelbar deklarierten Haitis von außen, mit passenden Stellvertretern im Land selbst.

Die UNO, die spätestens seit dem Erdbeben 2010 eine zentrale und höchst unglückliche Rolle in Haiti spielt, untermauerte dies Ende letzten Jahres mit dem Beschluss, eine internationale Militärmission unter Führung von Kenia nach Haiti zu senden (nach langem Zögern mit Unterstützung von China und Russland), um den angeschlagenen und illegitimen Ministerpräsidenten Henry gegen die Gangs im Amt zu halten. Deren Umsetzung wird man nun mit Macht vorantreiben.

Alle Versuche der Zivilgesellschaft und der politischen Opposition nach der Ermordung des gewählten Präsidenten Jovenel Moïse 2021, mit dem Montana-Accord eine alternative, vor allen Dingen haitianische politische Lösung zu erarbeiten, wurden von der UNO genauso abgetan wie von den Einflussmächten, die das Land größtenteils finanzieren: USA, Frankreich, Kanada, die EU.

Warum? Weil niemand die Kontrolle verlieren oder gar an die Haitianer abtreten wollte, und möglicherweise schlicht deshalb, weil der Interimsministerpräsident als Amtsantrittsgeschenk 2021 ein Abkommen mit den USA unterzeichnete, Flugzeugladungen von haitianischen Geflüchteten aufzunehmen. 14.000 waren es in zwei Monaten.

Nun ist die Idee, den Status quo zu retten, weil man nicht weiß, was danach kommt, geplatzt. Statt Kontrolle und Einhegung herrscht das absolute Chaos, das niemand mehr kontrollieren kann.

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