Internationale Eingreiftruppe für Haiti: UN-Generalsekretär fordert Beistand

Haiti ist das ärmste Land Amerikas, Cholera und Banden erschweren die Lage. UN-Generalsekretär Guterres reagiert nun auf den Hilferuf der Regierung.

Polizisten mit schusssicheren Westen und Helmen löschen ein Auto in Port-au-Prince, Haiti

Brauchen Hilfe von der Vereinten Nationen: Polizisten in Haiti Foto: Odelyn Joseph/ap

NEW YORK/PORT-AU-PRINCE dpa | Wegen der schlechten Sicherheits-, Gesundheits- und Versorgungslage in Haiti hat UN-Generalsekretär António Guterres eine internationale Eingreiftruppe für das Land gefordert. „Ein oder mehrere Mitgliedstaaten könnten auf Einladung und in Zusammenarbeit mit der haitianischen Regierung bilateral tätig werden und so dringend eine schnelle Eingreiftruppe zur Unterstützung der haitianischen Polizei entsenden“, schrieb Guterres am Samstag in einem internen Brief an den UN-Sicherheitsrat. Das Schreiben liegt der Deutschen Presse Agentur vor. Haitis Regierung hatte die UN um Hilfe gebeten.

Diese Kräfte könnten die Polizei in dem von Bandenkriminalität geschüttelten Karibikstaat unterstützen, ihr aber die Führung im Kampf gegen die Gangs überlassen. Möglich sei aber auch, dass Mitgliedstaaten Spezialeinheiten schickten, die selbst an Einsätzen gegen die Banden beteiligt sind.

Die Lage sei deshalb so ernst, weil Milizen mittlerweile strategisch wichtige Einrichtungen wie den Hafen der Hauptstadt Port-au-Prince sowie die Treibstoffversorgung kontrollierten. Dadurch würde die Infrastruktur für die Verteilung von Wasser und Strom so gut wie nicht mehr existieren, die sanitäre Versorgung sei zum Erliegen gekommen sei. Guterres warnte vor einer Cholera-Epidemie.

Haiti ist das ärmste Land des amerikanischen Kontinents. Im Juli 2021 wurde Staatspräsident Jovenel Moïse in seiner Residenz unter noch immer ungeklärten Umständen ermordet.

Seit mehr als einem Jahr anhaltende Bandenkämpfe im Großraum von Port-au-Prince haben die ohnehin schwierige Sicherheitslage verschlechtert und die Hauptstadt teilweise gelähmt. Immer wieder blockieren Banditen den Zugang zum Varreu-Hafen in Port-au-Prince, was zu Treibstoffknappheit führt.

Hinzu kamen in den vergangenen Wochen Proteste und Plünderungen, nachdem die seit mehr als einem Jahr amtierende Regierung von Interimspremierminister Ariel Henry eine deutliche Erhöhung der Kraftstoffpreise angekündigt hatte. Erstmals nach drei Jahren kam es zudem in den vergangenen Tagen wieder zu einem Cholera-Ausbruch.

Haitianische Medien berichteten am Freitag, der Ministerrat habe Henry autorisiert, um internationale Hilfe durch den Einsatz einer „bewaffneten Spezialtruppe“ zu bitten. Am Donnerstag hatte der Chef der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Luis Almagro, Haiti dazu aufgerufen, um ausländische Sicherheitskräfte zu bitten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.