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Zweiter Jahrestag des Ukraine-Kriegs„Jeder will, dass der Krieg endet“

Zum zweiten Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine sagte Präsident Wolodimir Selenski, ein Ende der Ukraine werde es nicht geben.

Trauer um einen getöteten Angehörigen im Krieg auf dem Freidhof in Lwiw am 24.02.2024 Foto: Pavlo Palamarchuk/reuters

Es war ein Samstag, wie jeder andere auch in der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw. Nur viel ruhiger: weniger Autos, weniger Fußgänger, weniger Lärm. Es war der zweite Jahrestag des russischen Großangriffs auf das Nachbarland Ukraine. Viele sorgten sich, Russland könnte diesen Jahrestag mit vermehrtem Beschuss auf die Ukraine und insbesondere die Hauptstadt begehen. Doch den ganzen Tag gab es in Kyjiw keinen Luftalarm, keine Angriffe.

Einziger Ort der Lebendigkeit an diesem Tag: der Maidan. Obwohl keine Festlichkeiten und auch sonst keine Veranstaltung angekündigt war, fanden sich den ganzen Tag über Menschen auf dem Platz ein, um der Toten des Krieges zu gedenken. Viele kleine blau-gelbe Fähnchen, Porträts von toten Soldaten, Frauen, die still davorstanden, und ein Sprachengewirr prägten die Szenerie. Fernsehteams aus USA, Japan, Litauen und Italien berichteten live.

Auch Sofia und Olha, zwei junge Frauen aus einem Vorort, waren auf dem Maidan. Doch sie hatten noch einen Grund, in das Stadtzentrum zu fahren: Am frühen Vormittag protestierten sie vor dem Sitz des Kyjiwer Oberbürgermeisters gegen den städtischen Haushalt. Die Stadt gebe zu viel Geld aus, während gleichzeitig im Land Krieg herrsche. Dorthin solle das Geld fließen, forderten sie. Der Japaner Fuminori Tsuchiko hatte einen kleinen Stand auf dem Maidan aufgebaut. „Aus Solidarität mit den Opfern des Krieges“, sagte er der taz. Tsuchiko lebt seit fast zwei Jahren im ukrainischen Charkiw, wo er mit Crowdfunding und einem eigenen Café die ukrainische Bevölkerung unterstützt. Inzwischen ist er so bekannt, dass er bereits eine eigene Wikipedia-Seite hat. Auch Präsident Wolodymyr Selenskyj hat ihn schon persönlich empfangen.

Am frühen Morgen waren zahlreiche internationale Gäste am Kyjiwer Hauptbahnhof eingetroffen, um der Ukraine an diesem Tag ihre Solidarität zu übermitteln. Unter ihnen war der britische Ex-Premier Boris Johnson, die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen, außerdem die Regierungschefs von Italien, Kanada und Belgien. „Jeder normale Mensch will, dass der Krieg endet“, zitiert die Ukrajinska Prawda den Präsidenten. „Aber keiner von uns wird zulassen, dass unser Land endet. Deshalb fügen wir immer dann, wenn wir vom Ende des Krieges sprechen, hinzu: zu unseren Bedingungen.“ Die Ukraine sei mittlerweile so weit, dass sie Putins Krieg nach Russland wenden könne.

Zuvor hatte bereits Oleksandr Kamyshin, Minister für Strategieindustrie der Ukraine, verlauten lassen, dass man inzwischen Waffen habe, die bis zu 700 Kilometer reichten. Wenige Stunden zuvor hatten Drohnen das größte russische Stahlwerk im russischen Lipezk angegriffen. Lipezk liegt fast 800 Kilometer von Kyjiw und 450 Kilometer von Moskau entfernt. Doch die Ukraine musste dieser Tage auch einige militärische Rückschläge hinnehmen. So scheinen die Ortschaften Robotyne in der Nähe von Saporischschja und Lastotschkyne bei Awdijiwka von der russischen Armee eingenommen worden zu sein. Kupjansk könnte als Nächstes dran sein – und dann Charkiw, das jedenfalls fürchtet die Abgeordnete Olexandra Ustinowa von der oppositionellen Holos-Partei laut Medienberichten.

Im westukrainischen Lwiw begingen die Menschen den Gedenktag auf ähnliche Weise wie in der Hauptstadt. Auch hier waren für einen Samstag vergleichsweise wenige Menschen unterwegs. Tiefhängende, graue Wolken trugen zur Stimmung bei. Mittags kamen immer wieder Menschen zum Lytschakiwski-Friedhof. Auf einer Wiese am Rand werden die Gefallenen des aktuellen Kriegs bestattet. Die Anzahl der Gräber pro Reihe nimmt kontinuierlich zu. Am Eingang zum Friedhof hängt inzwischen ein Übersichtsplan, den man sich auch per QR-Code herunterladen kann. Insgesamt sind dort derzeit sind 572 Namen verzeichnet. Am Samstag lagen auf vielen Grabstätten frische Blumen. Grablichter brannten. Einzelne Menschen, ältere Paare, Frauen mit Kindern standen oft still vor einem Grab. Fast alle hatten Tränen in den Augen.

Nicht überall war es am Samstag so ruhig wie in Kyjiw und Lwiw. Ukrainische Medien berichten von Explosionen in Chmelnyzkyj, Mykolajiw, Odessa und Kostjantyniwka. Gleichzeitig waren auch Wohnviertel in Donezk und der russische Grenz­ort Belgorod beschossen worden. Am Sonntag brach die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock ihren Besuch wegen der Bedrohung durch eine russische Drohne ab. Nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP wurde am Sonntag eine russische Aufklärungsdrohne gesichtet, die der Delegation der Ministerin in der frontnahen, südukrainischen Stadt Mykolajiw zeitweise folgte und schließlich abdrehte.

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8 Kommentare

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  • Ein Krieg endet nicht auf dem Schlachtfeld, sondern am Verhandlungstisch. Zeit wird's.

    • @Frankenjunge:

      Ein Krieg endet dann, wenn mindestens eine Seite damit keine Ziele mehr erreichen kann oder erreichen braucht.

      Und das ergibt noch lange keinen dauerhaften Frieden.

    • @Frankenjunge:

      "Ein Krieg endet nicht auf dem Schlachtfeld, sondern am Verhandlungstisch. Zeit wird's."



      Schon Putin angerufen, ob er endlich ernsthaft verhandeln will?



      Will er nicht? Dachte ich mir.

      • @Encantado:

        Es ist Kiew das nicht will und weiter träumt ...

        • @Frankenjunge:

          Kyiv will nicht kapitulieren das stimmt. Aber Putin ist derjenige den sie zu Verhandlungen bewegen müssen.

  • „Jeder will, dass der Krieg endet“

    Wenn das jeder wollte, wärs doch längst vorbei.



    Komische Überschrift..

    Ich denke, die einzigen,, die das nicht wollen, sind die, die an so nem Krieg verdienen...und das sind viel weniger als Alle...

    • @Ralf Harbusch:

      Ihr Denkfehler ist, dass Krieg Selbstzweck wäre.

      Ist er aber nicht.

      Putin will die Ukrainer vernichten und die Ukrainer wollen überleben. Die Folge ist Krieg.

    • @Ralf Harbusch:

      Die von Ihnen genannten. Dazu: Neocons, die davon träumen, per Ukraine den Regimechange in Russland zu schaffen, Großrussische Nationalisten, die von der neuen Grenze Dnjepr, Odessa, Transnistrien träumen.