piwik no script img

Demos gegen rechts am Wochenende800.000 Menschen auf der Straße

Am Wochenende demonstrierten mehr als 820.000 gegen Rechtsextremismus. Das zeigt eine taz-Auswertung von 300 Demoberichten.

Ein paar Hundert der an die hunderttausend De­mons­tran­t:in­nen am Sonntag in Hamburg Foto: Jonas Walzberg/dpa

Berlin taz | Von Aachen und Ahlen bis Zwickau und Zwiesel – am Wochenende waren Menschen in mehr als 300 Orten deutschlandweit auf der Straße. Sie demonstrierten gegen ein Erstarken des Rechtsextremismus und für ein vielfältiges Leben in Deutschland. Insgesamt waren mindestens 820.000 Demonstrierende unterwegs – das zeigt eine taz-Auswertung von Berichten in Lokalmedien, Polizeimeldungen und Nachfragen bei Polizeistellen.

Auslöser für die Proteste waren Enthüllungen des Recherchezentrums Correctiv über ein Treffen von Neonazis Ende November, an dem einige Politiker der in Teilen rechtsextremen AfD sowie einzelne Mitglieder der CDU und der rechtsradikalen Werteunion in Potsdam teilgenommen hatten. Dabei ging es auch um Pläne, nichtweiße Menschen und Menschen mit ausländischen Wurzeln auszubürgern und zu vertreiben.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Am Wochenende davor hatten bereits mehr als 900.000 Menschen demonstriert. Seit dem 19. Januar hat es so fast 450 Demonstration mit insgesamt mehr als 2 Millionen Menschen gegeben.

Auch das Kampagnennetzwerk Campact zählt mehr als 800.000 Demonstrierende an diesem Wochenende. „Das Besondere: Dieses Wochenende gab es vorwiegend in kleineren Städten und Dörfern Kundgebungen, gerade auch in Ostdeutschland“, kommentierte Campact-Vorstand Christoph Bautz die Zahlen. „Damit stellen sich die Menschen der AfD dort entgegen, wo die Partei am stärksten ist.“

Tatsächlich waren die Teilnehmendenzahlen in nur acht Städten fünf- oder sechsstellig. Die große Masse der Demonstrierenden machten rund 160 Gemeinden aus, wo zwischen 1.000 und 10.000 Menschen auf die Straße gingen. In fast 100 Orten gingen weniger als 1.000 Menschen auf die Straße. Die kleinste uns bekannte Demo fand in Seehausen, Sachsen-Anhalt, statt, wo die Polizei vor Ort uns am Telefon von 60 Demonstrierenden berichtete.

Die größten Demos gab es in Düsseldorf mit 100.000 und Hamburg mit 60.000 bis 100.000 Demonstrierenden. In Osnabrück gingen 25.000 Menschen auf die Straße, in Mannheim und Aachen jeweils 20.000, in Marburg 16.000 und in Kiel und Trier mehr als 10.000.

Dutzende weitere Demos geplant

Den Auftakt ins Wochenende machten am Freitag mehr als 88.000 Menschen auf 51 Demonstrationen – allesamt drei- oder vierstellig. Mit gut 190 Veranstaltungen und deutlich über einer halben Million Teilnehmenden war Samstag der Hauptaktionstag – an vielen Orten fanden Kundgebungen im Anschluss ans Gedenken der Opfer des Holocaust statt. Am Sonntag gingen dann erneut mindestens 200.000 Menschen auf etwa 60 Demonstrationen.

Für die kommenden Tage stehen erneut mehr als 60 Demonstrationen an, allein zehn davon am Montag.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Seit mehreren Tagen sammeln wir die Termine für die aktuellen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus – unter anderem über die Mail-Adresse demohinweise@taz.de. So haben uns bisher mehr als 200 Hinweise erreicht. (Vielen Dank an alle, die uns geschrieben haben!) Diese Liste bildet die Basis für unsere Analyse, die verarbeiteten Daten können aus unseren Grafiken heruntergeladen und frei verwendet werden. Wir freuen uns über Hinweise auf Fehler und veraltete Informationen und korrigieren diese gerne.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Ich habe ein Problem mit dem Wort Remigration und der Einordnung.



    Bedeutet das nun Vertreibung und Deportation oder freiwillige Rückkehr oder Abschiebung ?



    Ich suche nach einer klaren Definition.

  • Toll, dass Millionen auf die Straße gehen.



    Noch toller wäre es, wenn Millionen Nichtwähler auch zur Wahl gehen, denn dort kann man die AfDummheit durch hohe Wahlbeteiligung kleiner halten.

  • Vielleicht ergreift der Widerstand bald die ganze EU und die USA.



    Dann wäre etwas erreicht.



    Leider sind "Nazis" kein deutsches Problem mehr.



    Seit 1910 bestehende internationale Verstrickungen, und die Tatsache dass die "Wirtschaft" Nazis als kleiners Übel im Vergleich zum Sozialismus (oder "Kommunismus" wie man gerne sagt) sieht, lässt meine Hoffnung schwinden.



    Sogar im EU Parlament sind die rechtsnationalen incl. Extremnazis, die die "Brandmauer" eher als Gummizelle begreifen, in der EVP gut vertreten.