piwik no script img

Konzerttipps für BerlinMusik zur Zeit

Die frühen BRD-Punks Brausepöter kommen ins Kneipenkollektiv loge. Das CTM-Festival startet. Und der Texaner Hayden Pedigo stellt ein neues Album vor.

Hayden Pedigo Foto: Angelo Isaac

I rgendwie ist Punk, mehr als in den letzten Jahrzehnten jedenfalls, die Musik zur Zeit. Am Freitag gibt es eine Gelegenheit, eine zu Unrecht lang in Vergessenheit geratene Band kennenzulernen, die den frühen BRD-Punk prägte. Brausepöter veröffentlichten 1979 ein Kassettenalbum im Eigenverlag und dann noch ein paar Singles.

Doch die Kommerzialisierung der Neuen Deutsche Welle schreckte die Band ab, sie verweigerten sich jeglicher Marktförmigkeit. Bevor ihr mit Alfred Hilsberg vom ZickZack-Label verabredetes Album erschien, lösten sie sich 1982 auf. Das 2008 bei Youtube hochgeladene Video ihren größten Hits „Bundeswehr“ brachte ihre Wiederentdeckung mit sich.

2012 wurde Brausepöters Backkatalog wiederveröffentlicht, sieben Jahre später erschien sogar ein neues, das ziemlich gute Album „Nerven geschädigt“. Zu erleben im Kneipenkollektiv loge; der Support kommt von Cremant Brutal – ehemals DUMM (Kinzigstraße 9, 26.1., 20.15 Uhr, Tickets im VVK 11 Euro).

Ebenfalls am Freitag und dann nochmal am Samstag kommt im Acker Stadt Palast mit „Hishigaro“ ein Sound-Performance-Projekt auf die Bühne. Auf Grundlage der Klangexperimente von Samantha Tiussi und Dario Dornel erzählt das Stück von einem Menschen, der sein Dorf vor einer rätselhaften Bedrohung retten will.

tazplan

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Ausgehend von Wittgensteins Gedanken geht es um die Frage, wo die Grenzen der Sprache liegen und was Klänge können. Dabei kommt ein von Tiussi selbst umgebautes Klavier zum Einsatz, bei dem die Saiten durch zarte Glasscherben ersetzt wurden. (26. + 27.1., 20 Uhr, solidarisches Preissystem: Tickets für 10-25 Euro gibt es hier).

Und dann beginnt am Freitag auch noch das Großereignis für Freun­d:in­nen des Experimentellen: die CTM-Festival, das sich dieses Jahr mit „Sustain“ ein Motto gegeben hat, das nicht nur gut in unsere heikle Gegenwart passt, sondern auch zu einem Vierteljahrhundert Festival-Geschichte. Dieses Jahr feiert CTM seinen 25. Geburtstag. Fürs Durchhalten darf man sich da schon mal auf die Schulter klopfen.

Auch diesmal gibt es ein vielseitiges Programm an nicht minder abwechslungsreichen Spielstätten, bis übernächsten Sonntag (4.2). Am Freitag gibt es zum Auftakt einen Allnighter im Berghain (26.1., ab 22 Uhr, kein VVK, AK 25 Euro), bei denen unter allem die tollen Föllakzoid auftreten, eine Neo-Psychedelik-Band aus Chile.

Der Auftakt in der Betonhalle des Silent Green bestreitet die Schattenpop-Schwedin Anna von Hausswolff mit Material von ihrem neuen, noch unveröffentlichten Album; der Support kommt von Moundabout, die irischem Folk etwas Psychedelik einhauchen (26.1., 20 Uhr, 32, erm 20 Euro).

Am Wochenende wird es am gleichen Ort bei Ben Frost und Hjirok sicher auch aufregend (27.1., 20 Uhr + 28.1., 20.30 Uhr, Tickets im VVK 30, erm. 22 Uhr). Ein Blick ins weitere Programm lohnt, unter anderem präsentiert Jules Reidy am Montag im Radialsystem versiertes Fingerpicking über Ambient-Sounds, eine Herangehensweise ans Gitarrenspiel, der fremd und vertraut zugleich ist. Und Ian Lynch von der experimentellen Folk-Band Lankum stellt sein neues Soloprojekt One Leg One Eye vor (29.1., 21 Uhr, Tickets im VVK 20, erm. 15 Euro, weitere Infos gibt es hier).

Ebenfalls Fingerpicking mit Avantgarde-Appeal ist am Dienstag im Gretchen zu erleben, mit dem exzentrische Hayden Pedigo aus Texas. Den animiert offenbar ein tristes Lebensumfeld zu kreativen Höhenflügen. Seine neue Heimatstadt Lubbock nennt er „noch flacher, trostloser, windiger und schmutziger“ als Amarillo, wo er aufgewachsen ist. Dort entstand dann auch, frei von Ablenkung, sein gefeiertes sechstes Album „The Happiest Times I Ever Ignored“ (30.1., 20.30 Uhr, Tickets kosten im VVK 19,80 Euro, AK 20 Euro).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!