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30 Jahre „Friends“Doch noch Friends werden

Unsere Autorin hat es immer wieder versucht, doch sie ist nie mit der wohl erfolgreichsten Sitcom warmgeworden. Bis jetzt. Was war passiert?

Was Joey (Matt Leblanc, links) wohl wieder getan hat? Foto: Mary Evans/af archive/warner bros. television

Das erste Mal habe ich es als Teenager versucht. Beim Durchzappen nach der Schule blieb ich häufiger bei „Friends“ hängen. Mehr als ein paar Minuten hielt es nie aus. Ich konnte schlicht nicht über die Witze der sechs Freund_innen lachen. Beim nächsten Versuch Jahre später dachte mir: Vielleicht gefällt mir die Sitcom auf Englisch besser? Aber nein.

Immer und immer wieder versuchte ich Fan zu werden von der wohl erfolgreichsten Sitcom, auch weil verschiedene Freund_innen Druck machten, doch ohne Erfolg. Die Lacher aus dem Hintergrund, das Set, bei dem man schon von Weitem sah, dass alles aus Pappe war, und die abstrusen Probleme, mit denen sich die sechs Mitzwanziger rumschlagen – ich konnte damit einfach nichts anfangen. Bis jetzt. Nun habe ich Rachel, Monica, Phoebe, Joey, Chandler und Ross in mein Herz geschlossen. Ein Leben ohne sie? Wie trostlos!

Dabei kann ich gar nicht genau sagen, was jetzt anders war. Fest steht, dass ich dank „Modern Family“ meine grundsätzliche Abneigung gegen Comedy-Serien abgelegt habe. Als ich mit allen elf Staffeln durch war, brauchte ich eine neue seichte Unterhaltung. Und ich dachte: Okay, einmal probier ich es noch. Und auf einmal kann ich mir kaum etwas Lustigeres vorstellen als die Wortwitze der Friends, die zynische Art von Chandler, mit dem er das Drama der anderen freundlich auf die Schippe nimmt, und sogar die naive Art von Phoebe und Ross bringt mich mittlerweile nicht mehr zum Durchdrehen, sondern zum Lachen.

Dabei ist die Serie wirklich nicht gut gealtert. Die sexistischen und homofeindlichen Jokes sowie diverse dickenfeindliche Kommentare versuche ich mit der Ausrede „Die Serie ist halt 30 Jahre alt“ weitestgehend auszublenden. Denn dem Zusammenleben der Clique zuzuschauen hat in diesen kalten Berliner Wintertagen etwas verdammt Tröstliches. Ich musste 32 Jahre werden, um das zu verstehen.

Die Serie

„Friends“, zehn Staffeln, in deutscher und englischer Sprache bei Netflix

Manchmal braucht es also fünf Versuche bis man mit einer Serie so richtig warm wird. Dass ich irgendwann einmal „Succession“-Fan werde, kann ich mir nach zwei Versuchen trotzdem nicht vorstellen.

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4 Kommentare

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  • Ihr Geschmack wird offensichtlich mit dem Alter zunehmend schlechter. Na ja, es gibt schlimmeres.

  • Kann ich nicht nachvollziehen. Seicht, das trifft es, und da hat sich meine Meinung in 30 Jahren nicht geändert. Und dann das Setting mit den künstlichen Lachern!

    Es gab eine ernsthaftere (gleichwohl auch heitere) Familienserie Anfang der 90er: "Die besten Jahre" (englisch "Thirtysometing"). Die würde ich mir glatt noch einmal ansehen, allein schon, um zu sehen, ob sich mein damaliges Urteil hält. Leider gibt es sie nicht auf DVD auf Deutsch.

    • @Trolliver:

      Friends wurde vor Live Publikum aufgezeichnet. Künstliche Lacher gab es nur in der deutschen Synchro.

      • @puzygalore:

        Das ist ja mal interessant, Pussy Galore. Ändert aber an der Wahrnehmung in der deutschen Ausstrahlung nichts.

        Übrigens wird auch Live-Publikum choreografiert und eingestellt. Meine Schwägerin war in Düsseldorf live bei Ninja Warriors dabei. Die mussten zu gegebenen Zeiten das machen, was vorgegeben war.