Letzte Staffel der Serie „Succession“: Sadomasochistische Familie

Multimiliardär und Medienmogul Logan Roy und seine verzogene Brut sind für eine vierte Staffel auf Sky zurück. Das macht Lust – auch auf Enteignung.

Logay Roy trägt Anzug mit Sonnenbrille und schaut finster in die Gegend

Logan Roy, der Patriarch Foto: Sky

Wenn man zu viele Folgen „Succession“ auf einmal guckt, drängt sich der Gedanke auf: Was für ein eleganter Vorgang so eine Enteignung doch ist. Welch bezaubernder Klang dem Wort Erbschaftssteuer anhaftet. Man fragt sich, wie es in den Ohren der Roys nachhallen würde, die diese Woche auf unsere Bildschirme zurückgekehrt sind. Vielleicht würden sie am meisten davon profitieren, wenn man ihnen das wegnähme, was sie so knechtet: ihr vieles vieles Geld.

Die Roys, das sind Multimilliardär und Über-Patriarch Logan Roy, vom britischen Theaterschauspieler Brian Cox mit der Boshaftigkeit eines König Lear gespielt, und seine Brut verzogener erwachsener Kinder, die von HBO (hierzulande Sky) seit 2018 in ödipaler Dauerschlaufe gefangen gehalten werden.

Die epochale Familiensage über die Besitzer eines New Yorker Medienimperiums startet ihre vierte und letzte Staffel. „Oh Nein!“, rufen die vielen Fans dieser abartigen und sadomasochistischen Familienkonstellation. Es soll noch nicht zu Ende sein. Es macht doch so viel Spaß zuzusehen, wie der Möchtegern-Politiker Connor (Alan Ruck), das von Papa-Komplex zerfressene psychische Wrack Kendall (Jeremy Strong), das dauermasturbierende Großmaul Roman (Kieran Culkin) und ihre verschlagene Schwester Shiv (Sarah Snook) in jeder Folge versuchen, entweder ihren Vater zu bezwingen oder seine Liebe zu gewinnen. Manchmal beides gleichzeitig, so ganz kann man das nicht auseinanderhalten.

Vielleicht schaffen sie es ja in der finalen Staffel endlich, den Patriarchen zu ermorden, rein symbolisch natürlich, indem sie ihn mit viel Kapital aus der Familienfirma befördern und seine Position einnehmen. Oder so ähnlich.

„Succession“, Staffel Vier, zehn Folgen bei Sky

Ganz blickt man bei dem aufgepeitschten Wall Street Talk nicht immer durch. Wer übernimmt wen, wer mergt mit wem, wer fickt wen, wer zieht wen über den Tisch? Irgendwie geht es immer ums ganz Große und doch eigentlich um nichts. Nur die Szenerie ist immer großartig: Penthäuser und Hotels, bei denen das gemeine Volk nicht einmal die Türschwelle übertreten dürfte.

Die Serie ist wenig subtil an den real existierenden Clan der Murdochs angelehnt. Rupert Murdoch stieg aus dem staubigen Australien zum Besitzer der schrillsten britischen Zeitungen auf und bescherte den USA die Plage von Fox News, dem erzkonservativen Nachrichtensender, der Trumps Aufstieg mit ermöglicht hat und heute vor Gericht steht, weil seine Moderatorinnen und Redakteure Trumps Lügen über den Wahlklau trotz besseren Wissens aus reiner Machtgeilheit weiterverbreitet haben. Auch Rupert Murdoch hat eine Reihe von gescheiterten und abgrundtief von ihren Milliarden verdorbenen Gören.

Staffel Vier beginnt, wie die ganze Serie begonnen hat: Patriarch Logan feiert seinen Geburtstag, diesmal seinen 84., doch seine Kinder sind nicht dabei. Die haben am Ende der dritten Staffel versucht, ihn bei einer geplanten Firmenzusammenführung mit einem Tech-Start-Up zu überstimmen.

Nun ziehen sie in einem anderen Übernahmekampf gegen ihn in die Schlacht. Wie dieser Titanenkampf wohl ausgeht? Für uns Fußvolk wie immer: Mit nichts als Entertainment. Das ist aber wenigstens richtig gut.

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