Norwegen-Krimi „Die Saat“: Verbrechen blüht im Frost
„Die Saat“ spielt zwischen Eisbärenattacken und der größten Samenbank der Welt. Also: gute Unterhaltung, wenn auch etwas konstruiert.
Norwegen-Krimi, klingt erstmal nicht besonders innovativ. Noch dazu eine deutsche Produktion, die die fiesen Machenschaften eines Großkonzerns behandelt. Booah, puuh, Moralkino, wahrscheinlich deprimierend, schlecht und öd.
„Die Saat – Tödliche Macht“, sechs Folgen, ARD-Mediathek
Aber nö, die ARD-Produktion „Die Saat“ ist eine durchaus gelungene Mini-Serie. Das liegt allen voran an der Landschaft und dem Licht, in dem sie spielt: auf Spitzbergen in Norwegen. Und an dem dort im Permafrost eingebunkerten Tresor, in dem die größte Samenbank der Welt, der Global Seed Vault, liegt.
Der Agrarkonzern BSG steht im Verdacht, Ursamen manipuliert, Forschungen zu einem Supersamen verhindert zu haben und außerdem Menschen zu beseitigen, die seinen Geschäften im Wege stehen.
Alle stecken unter allen Decken
Drei Figuren sind in der Serie zentral, alle großartig gespielt: 1. der Münchner Kommissar Max Grosz (Heino Ferch), der in Spitzbergen seinen verschwundenen Neffen, den Umweltaktivisten Viktor, sucht. 2. die norwegische Polizistin Thea Koren (Ingrid Bolsø Berdal), die dem Kommissar bei der Suche hilft, und 3. Jon Hoffmann (Rainer Bock), der im Hintergrund die Strippen im Konzern zieht und dafür auch mal Top-Killerinnen einsetzt.
Die Suche ist spannend erzählt, mit vielen krassen und unerwarteten Wendungen. Die Stimmung ist dazu angenehm spooky. Allerdings ist hier und da etwas zu viel Garnitur zu bemängeln.
Während die Darstellung über den bis ins Intimste reichenden Einfluss von Großkonzernen gelungen ist, sind die vielen Verbindungen auf der anderen Seite arg konstruiert: der Kommissar hat eine Spenderniere von seinem Neffen, der Ex der Polizistin ist mit dem Großkonzern im Boot, die Wissenschaftlerin, die die Beweise gegen den Saatkonzern liefert, ist die Ex von Viktor …
Und ob die Behauptung, nur ein Supersamen könnte den Hunger der Welt eindämmen, stimmt? It’s the Verteilung, stupid, will man immer rufen. Aber dann wird grad jemand von einem Eisbären zerfetzt und wir erfahren, dass auf Spitzbergen Zivilisten Waffen tragen dürfen, um sich gegen solche Attacken zu wehren. Gute Unterhaltung!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!