Eröffnung der COP28 in Dubai: Hoffnungsvoller Start
Die Vereinigten Arabischen Emirate und Deutschland wollen 200 Millionen US-Dollar bereitstellen, um armen Ländern bei Klimaschäden zu helfen.
Etliche Länder kündigten direkt Einzahlungen an: Die Vereinigten Arabischen Emirate und Deutschland wollen jeweils 100 Millionen US-Dollar bereitstellen. Weitere Länder wie Großbritannien, die USA und Japan folgten mit kleineren Zusagen.
Dass es so einen Fonds prinzipiell geben soll, hatten die fast 200 Staaten schon 2022 bei der Weltklimakonferenz im ägyptischen Scharm al-Scheich beschlossen. Nur: Damals waren entscheidende Details umstritten und wurden vertagt. Wie der Fonds organisiert wird, wer dort Entscheidungen treffen darf, wer einzahlt – all das war unklar. In mehreren zähen Sitzungen stritt eine Arbeitsgruppe im Laufe des Jahres über die offenen Fragen. Der schließlich erzielte Kompromiss machte nicht alle glücklich.
Die USA setzten sich mit der Ansiedlung des Fonds bei der Weltbank durch – wo sie als größte Anteilshalter das größte Stimmrecht haben. Außerdem gibt es für kein Land eine Verpflichtung zur Einzahlung in den Fonds, nicht einmal für die Industrieländer, die die Klimakrise hauptsächlich verursacht haben. Einige Vertreter*innen armer Länder stimmten nur zähneknirschend zu, um den Fonds überhaupt in Gang zu bekommen. Ob die letztlich entscheidungsbefugte Weltklimakonferenz den Kompromiss der Arbeitsgruppe ohne Weiteres mittragen würde, war deshalb nicht sicher.
Arme Staaten werden ernst genommen
Von einem „Erfolg und einer wichtigen Weichenstellung“ sprach Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze, die sich zur Ankündigung der deutschen Millionen per Video zuschalten ließ. Die SPD-Politikerin forderte „alle Länder, die willens und in der Lage sind“, zur Einzahlung in den Fonds auf. Das ist ein Wink an Staaten wie China und verschiedene Golfstaaten.
Diese gelten nach der Klimarahmenkonvention von 1992 als Entwicklungsländer und müssen sich als solche nicht unbedingt an Klima-Hilfszahlungen beteiligen – dabei sind sie mittlerweile starke Volkswirtschaften mit großem CO2-Fußabdruck. Die Vereinigten Arabischen Emirate gehören zu dieser Gruppe von Ländern. Dass sie Geld in den neuen Fonds stecken wollen, ist auch deshalb eine Sensation.
Als „sehr positiv“ bezeichnet Sabine Minninger vom evangelischen Hilfswerk Brot für die Welt die Entscheidung, dass es so früh eine Anschubfinanzierung für den Fonds gibt. „Es zeigt den ärmsten und verletzlichsten Staaten, dass ihre Anliegen ernst genommen werden“, sagte sie. „Zudem setzt es die anderen großen Verursacher der Klimakrise unter Druck, in den Fonds einzuzahlen.“
Extremes Wetter führt bereits auf allen Kontinenten zu enormen Schäden. Im Jahr 2022 waren es laut der jährlichen Bilanz des weltgrößten Rückversicherers Munich Re 270 Milliarden US-Dollar. 2023 wird laut der Weltwetterorganisation das wärmste Jahr seit der Industrialisierung, wie die UN-Behörde am Donnerstag in einer vorläufigen Jahresbilanz mitteilte. Ihr Chef Petteri Taalas äußerte sich resigniert: „Treibhausgas-Emissionen sind auf Rekordhoch. Temperaturen sind auf Rekordhoch. Der Meeresspiegelanstieg ist auf Rekordhoch. Antarktisches Meereis ist auf Rekordtief. Es ist die ohrenbetäubende Kakophonie von Schallplatten mit Sprung.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen