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Ein Präsident sollte keine Politik machen. Steinmeier hat sich hier etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt, macht Druck auf die Bundesregierung.
Ansonsten bringt er das Symbol von Willy Brandt nach Afrika. Brandt hatte damals auch nichts erreicht, aber eine Diskussion angestoßen. Die kommenden Jahrzehnte werden zeigen, was diese Reise für das Verhältnis Deutschlands zu Tansania gebracht hat.
Interessant wie polnische Entschädigungsforderungen abgebügelt werden nach 1300 Jahren deutschen Kolonialismus, Zwangschristianisierung, Sklaverei, Genozid usw. gegen unsere slawischen Nachbarn im Osten. Da wurde hier in der TAZ sogar Germanophobie attestiert. Ich will die Jahre des deutschen Kolonialismus in Afrika sicher nicht klein reden aber der Unterschied in der Rezeption ist schon frappierend.
Es fehlt eine Jahreszahl in diesem Artikel!
1905 bis 1907 war eine Erhebung der afrikanischen Bevölkerung im Süden Deutsch-Ostafrikas gegen die deutsche Kolonialherrschaft (wikipedia).
Allenfalls gezielte und überprüfbar gesicherte Wirtschaftshilfen machen in einem hochkorrupten Land Sinn.
Deutschland betreibt schon in der Ukraine eine Politik, die eigentlich gegen die eigenen Interesse geht und zu einer hohen Inflation, Verarmung von einem nicht unerheblichen der Gesellschaft führt und Gefahren für die Demokratie darstellt (Erstarken der AFD). Ich bezweifle, dass Reperatonien an ein kurruptes Land wie Tansania da eine gute Idee ist. Eine gute Intention alleine reicht nicht (siehe zb Ukraine). Anstatt Reperatonien wäre die Forderungen von lokalen Projekten sinnvoller!
Mit 400 Millionen Euro stützt der Staat die Meyer Werft in Papenburg. Damit setzen der Bund und das Land Niedersachsen gleich mehrere falsche Signale.
Kolonialverbrechen in Tansania: Ein Signal, aber noch keine Politik
Steinmeier hat in Tansania die richtigen Worte gefunden. Jetzt muss es Deutschland um konkrete Verhandlungen gehen – auch um Reparationen.
„Hallo Bundespräsident“: Schülerinnen und Schüler einer Grundschule in Songea Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa
Mit seiner Bitte um „Verzeihung“ für Deutschlands Kolonialverbrechen im heutigen Tansania hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die richtigen Worte gefunden. „Ich verneige mich vor den Helden“ – dieser Satz im Gästebuch einer Gedenkstätte für antikoloniale Widerstandskämpfer wäre noch vor Kurzem für ein deutsches Staatsoberhaupt undenkbar gewesen.
Die Worte fielen auch nicht einfach bei einer Fensterrede in der Hauptstadt, sondern am entlegenen Gedenkort Songea, anlässlich des Treffens zwischen Steinmeier und Nachkommen von Chief Songea Mbano, einem hingerichteten Anführer des Maji-Maji-Aufstands im ehemaligen Deutsch-Ostafrika, der der größte Aufstand gegen deutschen Kolonialterror in Afrikas Geschichte war. Das sind wichtige Signale.
Signale sind aber kein Selbstzweck. Sie sollen etwas signalisieren. Von gemeinsamer Aufarbeitung der Geschichte war bei Steinmeiers Besuch in Tansania die Rede, und von gemeinsamer Gestaltung der Zukunft. Solche oder ähnliche Worte fallen oft auf Afrikareisen deutscher Politiker, und sie sind meist schnell wieder vergessen, sobald der Reisende wieder ins Flugzeug steigt.
Aus den Worten eines Bundespräsidenten wächst nicht automatisch praktische Politik. Der dafür nötige Impuls muss nun in Deutschland gesetzt werden, nicht in Tansania. Indem Steinmeier zugab, man wisse nicht, wo sich der nach Deutschland verschleppte Schädel von Chief Songea heute befindet, wurde deutlich, wie weit der Weg noch ist. Gemeinsame tansanisch-deutsche historische Forschung über die Kolonialzeit wäre wichtig. Und Deutschland sollte Tansanias Angebot von Verhandlungen annehmen, auch wenn dabei das heikle Thema Reparationen auf den Tisch kommt. Dafür ist allerdings nicht der Bundespräsident zuständig, und da lauert schon der Sand, in dem sein Besuch verlaufen könnte.
An Deutschlands Weigerung, Reparationen in Afrika in Betracht zu ziehen, scheiterte zuletzt in Namibia die Versöhnung mit den Hinterbliebenen des deutschen Völkermordes an den Herero und Nama. Dieses Scheitern darf sich nicht wiederholen.
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Kommentar von
Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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