piwik no script img

Die Streuobstwiese in Hamburg-Schnelsen Foto: Miguel Ferraz Araújo

Der Wert von StreuobstwiesenWer holt die Äpfel runter?

Eigentlich würde Bruno Reuer seine Streuobstwiese gern loswerden. Er findet nur keinen Käufer. Streuobstwiesen lohnen sich nicht.

J etzt machen wir richtig Maskerade“, sagt Bruno Reuer und hüllt sich in seine Pflückschürze, einen Kittel mit Seitentaschen, in die bis zu zehn Kilogramm Äpfel passen. Dann steigt der 74-Jährige auf eine gefährlich hoch aussehende Leiter, die in die Wipfel des „Wohlschmeckers“ führt. „Der ist einer der Ersten, die reif werden“, ruft Reuer aus der Baumkrone hinunter. Und schon fliegt ein Apfel in eine der Kisten auf dem Boden. Hier wird das Obst, das Reuer pflückt, sortiert: in verfaulte Äpfel, Tafelobst zum Verkauf und Früchte zur Weiterverarbeitung als Kompott, Aufstrich und Saft.

Bruno Reuers Streuobstwiese liegt im Hamburger Stadtteil Schnelsen. Hier wachsen über 40 Bäume, von denen viele um die 100 Jahre alt sind. Sie tragen etwa 30 seltene Sorten mit Namen wie Prinz Albrecht von Preußen, Schweizer Orangenapfel und Pfannkuchenapfel. Gepflanzt wurden sie von Reuers Familie, als die Streuobstwiese noch ein Bauerngarten war, und später von Reuer selbst. Er nahm die Wiese zehn Jahre nach dem Tod des Vaters in seine Obhut und setzt auf dem Grundstück seitdem regelmäßig einen Baum mit der Sorte des Jahres in die Erde.

300.000 Hektar Streuobstwiesen gibt es nach Schätzungen des Nabu noch in Deutschland, sie sind wertvolle Biotope und beherbergen über 5.000 Pflanzen-, Tier- und Pilzarten. Seit Beginn der 50er Jahre sind sie von der massentauglichen Plantagenwirtschaft, dem sogenannten Erwerbsobstbau, verdrängt worden. In Mitteleuropa gab es zwischen 1965 und 2010 einen Rückgang der Streuobstwiesen um 70 bis 75 Prozent; bis 1974 wurden sogar Rodungsprämien für die Streuobstbäume gezahlt.

Ein ganz anderer Abgang, wie Wein

Äpfel von Streuobstwiesen enthalten eine größere Menge sogenannter Polyphenole als Plantagenobst. Aus diesem Grund sind sie besonders verträglich für Allergiker. Außerdem sind die Früchte deswegen aromatischer. „Jeder Apfel hat eine eigene Note und auch einen anderen Abgang, wie Wein“, erklärt Reuers Lebensgefährtin Hajni Szepesváry.

Reuer führt durch das noch ungemähte Gras unter den knorrigen Ästen seiner 100-jährigen Bäume. Er pflückt zwei Äpfel. „Der hier hat Sonnenbrand“, meint er nach kurzer Inspektion. Sonnenbrand bei Äpfeln bezeichnet verfaulte Stellen in der Frucht, die durch klimawandelbedingte Hitze vermehrt entstehen.

Diesen Prozess vermeide man auf Plantagen möglichst, indem deren Boden mit bestimmten Stoffen versorgt werde, erzählt Reuer. Auf Streuobstwiesen greife man nicht auf diese Art und Weise in die Natur ein. Weil die meisten Menschen aber perfekte Züchtungen gewohnt sind und Äpfel auch die sogenannte Vermarktungsnorm der EU erfüllen müssen, können Bruno Reuer und seine Lebensgefährtin Hajni Sepesvary braun gewordenes Tafelobst nicht verkaufen.

Bruno Reuter sortiert Äpfel Foto: Miguel Ferraz Araújo

Weggeworfen werden die Äpfel deshalb aber keineswegs: Das Paar schneidet die betroffenen Stellen aus der Frucht heraus und bereitet dann Kompott und Aufstrich zu. Auf seinem Grundstück hat Reuer ein kleines Haus gebaut, in dem die beiden während ihrer Ernte und der Pflege der Wiese wohnen. Hier kochen sie die geernteten Äpfel ein, wie Hajni Szepesváry erzählt. Sie holt zwei Gläser aus dem Keller. Auf liebevoll gestalteten Etiketten steht „Apfelgewürzaufstrich mit Ingwer“ und „Apfelgelee“.

Eine dunkle, trübe Flüssigkeit

Produkte wie diese machen den Großteil ihres Ertrags aus, mehr als das verkaufte Tafelobst. Aber auch Saft lassen Reuer und seine Lebensgefährtin von einem Hamburger Produzenten herstellen. Hajni Szepesváry hat ein Tetrapack mit ihrem eigenen Apfelsaft auf den Tisch auf der Terasse gelegt und zapft eine dunkle, trübe Flüssigkeit in kleine Gläser. „Frischer Direktsaft, so wie er ist – ganz ohne Zucker und Zusatzstoffe“, erklärt sie stolz.

Reuer und Szepesváry ernten jährlich etwa drei Tonnen Äpfel von ihrer Streuobstwiese. Ihre Produkte verkaufen sie bei den norddeutschen Apfeltagen und je nach Erntejahr manchmal auch in ihrem Hof. Finanziell lohnt sich das nicht: Der Baumschnitt, den Reuer hin und wieder durchführen lassen muss, kostet 300 Euro am Tag, außerdem zahlt er in die landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft ein, die eine Versicherung für Unfälle beim Baumschneiden bietet. Der Verkauf der Äpfel und Apfelprodukte kompensiere diese Kosten und den Aufwand für das Mähen und Ernten nicht, sagt Reuer.

Dann will er noch mehr Bäume zeigen. Doch bevor er einen Gummistiefel ins ungemähte Gras setzen kann, zieht seine Lebensgefährtin ihn zurück: „Bruno, da sind zu viele Mücken, nimm lieber den anderen Weg!“ Reuer zuckt mit den Schultern und sagt: „Wir haben hier eine Chefin.“

Dann läuft er am Zitronenapfelbaum und der Champagnerette vorbei zum Kaiser Wilhelm, der besonders gut geeignet ist für Allergiker:innen. Manchmal denkt sich Reuer auch Spitznamen für seine Äpfel aus. Er zeigt auf eine Frucht der Sorte Finkenwerder Herbstprinz und sagt: „Den hier nenne ich Müsliapfel, weil er so schön resch ist.“

Man merkt Reuers Wortwahl an, dass seine Wahlheimat schon lange in Österreich liegt; „resch“ bedeutet so viel wie „knackig“. Der gebürtige Hamburger ist Kulturwissenschaftler, er hat Musikethnologie in Budapest und Wien studiert. Heute lebt er mit seiner Lebensgefährtin in Kärnten, in einem selbst konzipierten, mit Hanf gedämmten Holzhaus mit Lehmziegeln.

Die Entfernung zu Hamburg erschwert den Erhalt der Streuobstwiese noch um einiges mehr. Drei Mal im Jahr kommt Reuer für ein paar Wochen von Kärnten nach Hamburg, im Winter zum Baumschneiden, im Frühjahr zum Mähen der Wiese und im Sommer und Spätsommer zusammen mit seiner Lebensgefährtin für die Ernte.

Bruno Reuter begutachtet einen Baum Foto: Miguel Ferraz Araújo

Seit Jahren versucht der Grundstücksbesitzer erfolglos, eine Nach­fol­ge­r:in für die Pflege seiner Wiese zu finden. Vor kurzem hat sich eine Mitarbeiterin vom BUND-Landesverband Hamburg die Bäume angeschaut. Nun prüft der BUND, ob sich genügend Ehrenamtliche finden, um eine Patenschaft für Reuers Wiese zu übernehmen. „Aber sonst will niemand hier arbeiten, weil die Wiese so wenig wirtschaftlichen Ertrag bringt“, klagt Reuer.

Der Hochstamm Deutschland e. V. – der Name des Vereins bezieht sich auf die hohen Stämme der Streuobstwiesen im Unterschied zu den niedrigen der Obstplantagen – dokumentiert, wie viel Landwirte mit ihrem Streuobst verdienen. In Baden-Württemberg, wo es die meisten Streuobstwiesen Mitteleuropas gibt, stehen laut dem Verein höchstens 50 Prozent der Wiesen auf landwirtschaftlichen Flächen. Der Rest sind sogenannte Stückle, kleine Grundstücke, die zu wenig Fläche haben, um als Landwirtschaftsbetrieb anerkannt zu werden.

Unter dem gesetzlichen Mindestlohn

Aber selbst für Land­wir­t:in­nen sei Streuobst nicht rentabel, weil der Preis für das Obst schlicht zu niedrig sei, sagt ein Sprecher des Vereins. „Vielleicht kommt man am Tag auf 20 oder 50 Euro Lohn, und dafür hat man dann ungefähr sechs Stunden gemäht, sich gebückt und geerntet.“ Entsprechend verdienen Land­wir­t:in­nen mit Streuobst weitaus weniger als den gesetzlichen Mindestlohn.

Als Resultat würden in Baden-Württemberg viele Streuobstbäume nicht gepflegt, bestätigt Almut Sattelberger, Naturschutzreferentin des dortigen BUND-Landesverbandes. Im städtischen Raum rund um Stuttgart kümmerten sich Menschen vor allem hobbymäßig um kleine Streuobstwiesen, aber auf dem Land finde sich wegen der geringen Wirtschaftlichkeit der Wiesen oft kaum jemand.

Die „Baumlandkampagne“ der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft setzt sich deshalb dafür ein, dass die Politik Streuobstwiesen großflächig finanziell fördert, damit mehr Menschen die Wiesen wieder beruflich bewirtschaften. Zwar stellen die Länder bereits unterschiedliche Fördermittel zur Verfügung, die man als Be­wirt­schaf­te­r:in einer Streuobstwiese beantragen kann, aber die Gelder sind meist nur für einen begrenzten Zeitraum wie eineinhalb Jahre angesetzt. Außerdem fordert die Kampagne, dass man die Förderung unbürokratischer beantragen kann. Das wünscht sich auch Bruno Reuer: „Sonst setz’ ich mich da Tage und Wochen hin, um Formulare und Richtlinien zu studieren.“

Wie viel die Grundstücke, auf denen Streuobstwiesen stehen, wert sind, kann man laut Hochstamm e. V. pauschal nicht sagen. Streuobstwiesenbesitzer Ralf Gottwald aus Urbach östlich von Stuttgart erzählt, dass der Grundstückpreis in seiner Umgebung meist zwischen 40 Cent und drei Euro pro Quadratmeter liegt – oder, wie Gottwald es ausdrückt, „zwischen verschenkt und drei Euro“. Viele Be­sit­ze­r:in­nen seien froh, wenn sich überhaupt jemand um ihre Wiese kümmere. Gottwald sagt, von Lohn könne man als Streu­obst­wie­sen­be­sit­ze­r:in nicht einmal sprechen. „So eine Wiese ist ein Hobby, die erhält man aus Idealismus – nicht, weil man daran verdient.“ Er beobachtet rund um Stuttgart viele Grundstücke, die verwildern, weil sich niemand darum kümmert.

Wie solche Wiesen dann aussehen, kann man sich auch im Süden Hamburgs anschauen. Im Naturschutzgebiet Moorgürtel führt ein zugewucherter Forstweg zwischen Brennnesseln und hohem Gras auf eine ehemalige Streuobstwiese. Die Äste der alten Bäume tragen zwar noch Äpfel, sind aber oft abgebrochen oder eingeknickt.

Solche Äpfel lassen sich nicht verkaufen Foto: Miguel Ferraz Araújo

Weil Bruno Reuer so ein Szenario auf seinem eigenen Grundstück vermeiden wollte, hat er die Sache vor Jahren schon selbst in die Hand genommen – und seine Bäume mit nach Österreich gebracht. Von der Streuobstwiese in Hamburg ließ er ein paar alte Apfelbäume veredeln. Dabei werden die Triebe eines Baumes mit einem anderen Baum zusammengeführt, sodass beide miteinander verwachsen. Es entsteht einer neuer Baum, alte Apfelsorten lassen sich so erhalten.

Hamburger Kinder für Kärnten

2018 brachten Reuer und seine Lebensgefährtin die ersten „Kinder aus Hamburg“, wie Reuer es ausdrückt, nach Kärnten und pflanzten sie auf einer neu angelegten Wiese ein. Inzwischen gibt es dort 75 Apfelsorten. Finanziell gefördert wird die Wiese durch ein Programm des österreichischen Klima- und Energiefonds.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Bruno Reuer wünscht auch für Deutschland mehr solcher Unterstützung. Streuobstwiesen seien Orte, an denen der Mensch im Einklang mit der Natur leben könne, findet er. Inzwischen hat er sich im kleinen Häuschen neben der Apfelwiese an den Esstisch gesetzt. „Wenn man erkennt, dass Streuobstwiesen eine Wertigkeit haben, dann möchte man auch, dass eine Wertschätzung erfolgt. Und die fehlt in Deutschland.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

16 Kommentare

 / 
  • Über unseren Konsum können wir was ändern, zum Beispiel nicht Fritz Apfelschorle mit Plantagenobst kaufen, sondern OSTMOST trinken und damit Wertschöpfung in die Streuobstwiesen bringen.

  • Es gibt in Hamburg einige Wohnungsgenossenschaften wie z.B. die Schanze eG. Sie könnten doch Patenschaften für die Streuobstwiese übernehmen - Pflege gegen Nutzung und Ernte … Es müsste sie halt jemand fragen, der/die Kontakte dahin hat …

    • @cmkaiser:

      das erfordert viel eigeninitiative, die die meisten menschen nicht bringen. s. meinen beitrag unten.



      übrigens kümmern sich m.w. auch nabu +bund um einige (wenige!!!) streuobstwiesen.



      das -geld-haengt-an-den-baeumen verhilft mit seinen aktivitäten gleichzeitig "behinderten" menschen zu menschenwürdigen bezahlten tätigkeiten (auch über streuobstwiesen-ernte+-pflege hinaus, gartenpflege usw. guckt euch die website an. da steht alles.

  • Hamburg:"Dann kamen Streuobstwiesen der Stadt Hamburg dazu und zusammen mit Menschen aus einer benachbarten Behindertenwerkstatt hat er angefangen die liegen gebliebenen Äpfel zu ernten. Der Name Das Geld hängt an den Bäumen soll ausdrücken, dass es einen Wert gibt, der an den Bäumen hängt und eigentlich „nur noch“ gepflückt werden muss. " hamburg.mitvergnue...gt-an-den-baeumen/

  • "Weil die Äpfel von den Streuobstwiesen nicht gegen Pilze gespritzt werden, enthalten sie eine größere Menge sogenannter Polyphenole als Plantagenobst. Aus diesem Grund sind sie besonders verträglich für Allergiker"

    Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln hat nichts mit dem vorhanden sein von Polyphenolen (sekundäre Pflazeninhaltsstoffe) zusammen. Es kommt auf die Sorte/Züchtung an.

  • Direkt am elterlichen Hof stehen zwei Steuobstwiesen mit über 100 unterschiedlichen Apfel-, Birnen-, Pflaumen-, Zwetschgen-, Kirsch- und sogar Pfirsich-Sorten. Dazwischen Walnüsse und Kirschpflaumen, eine Art münsterländer Marille.



    Es gibt Haselmäuse, Siebenschläfer, Käuze, diverse Spechtarten, angrenzend am Gemüsegarten mit einem kleinen Teich in den Beerensträuchern Laubfrösche und auf dem Dachboden vom alten Bienenhaus Fledermäuse.

    Das alles existiert eigentlich nur noch, weil es eine eingeschworene Kundschaft gab und gibt, denen die Retorten-Sorten a la Pink Lady nicht schmecken und die kein Obst essen mag, das 40mal vor Ernte gespritzt wird.

    Nur gibt es immer weniger Menschen, denen das wichtig ist.

  • Mein Opa hatte auch viele selbst veredelte Obstbäume auf dem Grundstück und 100m weiter eine kleine Streuobstwiese von ca. 3.000m2, die in den 1980er als Bespielfläche in ein Schutzprogramm gefallen ist und nicht in Bauland umgewandelt durfte. Die Wiese wird vom heutigen Besitzer noch gemäht, aber die Bäume verkommen langsam, ebenso wie die gemeindeeigenen Obstbäume entlang der Feldwege.



    Einer der Gründe ist simpel, es lohnt sich kaum noch die Äpfel zu einem Lohnmoster zu bringen, weil die Annahmehürden, wie Menge und Qualität sowie die Preise und Entfernungen so hoch sind, da kann ich mir bei dem Flaschenpreis dann auch einen nicht ganz so billigen Wein kaufen.



    Früher her gab es hier eine ganz simple Art der Förderung, eine gemeindeeigene Kelteranlage im Untergeschoss eines Dorfgemeinschaftshauses, die man gegen Hinterlegung einer Kaution nutzen konnte. Da war früher richtig was los wenn Erntezeit war und man musste nicht alles 30-50km durch die Gegend fahren und noch einen Haufen Geld mitbringen.

    Dann kam MP Wallmann von der CDU an die Macht und hat die Unterstützung der Kommunen für sowas eingestellt und die klamme Gemeinde konnte das Gebäude nicht mehr unterhalten. (Dafür hat er uns den faulen Apfel Gauland hinterlassen.)

  • Es ja nicht einmal de gesetzlichen Mindestlohn. Streuobstwiesen sind Landschaftspflege und Kulturlandwirtschaft. Schafhalter bekommen dafür hohe Ausgleichsprämien - Besitzer von Streuobstwiesen: Nichts. Das Modell Schweiz wäre im Südwesten angebracht. Die Hanglagen der Schwäbischen Alb, deren Höhenlagen, Oberschwaben sind Streuobstwiesen pur. Dagegen sind die Flächen im Norden - Verzeihung - kaum der Rede wert.

    Der Tübinger OB Boris Palmer genießt bei der Landbevölkerung übrigens einen so guten Ruf, weil er einen Apfelbaum richtig beschneiden kann.

  • Könnte man das im Umland von Hamburg nicht mit Gastronomie verbinden?

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Genossenschaften bilden ...!?

  • Kleine Ergänzung: In Hamburg sagt man „rösch“ zu knackig. Da verwendet der Wahlösterreicher, nur eine wenig andere Aussprache.

    Interessant, werde mal vorbeischauen.

  • In Baden-Württemberg sind Streuobstwiesen in erster Linie Hobby. Und wo ist das Problem? Wir haben 120 Bäume, 60 Apfel und 60 Zwetschgen und Birnen. Darunter viele edle alte Sorten. Wir machen daraus Most und Schnaps. Ich würde gerne mehr damit machen, doch ich scheue die EU-Bürokratie und den Spießrutenlauf, sich bei den Lebensmittelbehörden für alte Sorten stark zu machen.

    Darunter sind auch viele alte Speisesorten wie Jakob Fischer oder Kaiser Wilhelm, die nach Vanille schmecken. Es wäre schön wenn sie Organisationen wie Slow Food mit der Arche de Geschmacks dafür interessieren würden. Das passiert leider nicht.



    hier muss ich die EU als Europafreund stark kritisieren: Die Restriktionen bei Saatgut und Sorten bewirkt ein Aussterben der Vielfalt - und damit letztlich der Streuobstwiesen. Es geht darum das Diktat der EU Vermarkungsnormen zu reformieren und zu brechen.

    Das widerspricht der grünen Strategie in all ihren Zügen. Ich verstehe nicht, warum man an diesem Paradox festhält. Dummes Lobbying der Apfelgroßbauern aus dem Alten Land und vom Bodensee?

  • Hochstamm ist halt veraltet - aufwändige Ernte, hohes Unfallrisiko, höchste Pflegekosten. Und das Ganze nur, damit die Rinder und Pferde, die früher auf Streuobstwiesen gehalten wurden, die Bäume nicht beschädigen. Die Früchte wurden ja damals nur selten vom Baum gepfückt, sondern meist als Fallobst aufgesammelt und vermostet.

    Da gibts nur 2 Lösungen: 1. die Weideviehhaltung wiederbeleben oder 2. überalterte Bäume mit niedrigstämmigen Unterlagen ersetzen (also Halb/Niederstamm, nur Buschbaum taugt ökologisch nicht viel, zumal die auch einfach nicht alt genug werden). Dann ist es halt keine "echte" historische Streuobstwiese mehr, wo man mit dem Heuwagen unter den Bäumen durchkam. So what? Keiner benutzt mehr Leiterwägen, und einem Steinkauz ist es völlig egal, ob er 2 Meter astlosen Stamm oder 1 Meter plus Katzenschutz unter sich hat. Für Spechte macht es tatsächlich einen Unterschied, aber Spechthöhlen in Obstbäumen sind eh nicht so der Bringer; denen kann man auch etwas anderes (mit Hochstamm) anbieten. Was eh Sinn macht, um die Obstbäume vor direkter Sonne und trockener Luft zu schützen - das ist für die Fruchtqualität nur bei sehr wenigen (süddeutschen/schweizer) Sorten förderlich; was im Artikel aufgezählt wurde, braucht (soweit ich die Sorten kenne) größtenteils Meeresklima.

    • @Ajuga:

      Wir machen das mit dieser Lösung. Ein benachbarter Bauer lässt seine Kühe unter unseren Bäumen weiden und abwechselnd seine Ziegen. Das wird angepasst mit Blütezeit etc.



      Wir arbeiten noch mit Leiterwagen. Das Problem ist der Abtransport. Da es eine Steillage ist, bei der man selbst mit dem Jeep nicht hingekommt, ist es eine Frage der Zeit bis wir das nicht mehr können.

  • Ein Kollege hat im Rhein-Main-Gebiet mehrere Streuobstwiesen. Er steckt da sein ganzes Herzblut rein, hat aber teilweise nichts davon weil ihm das Obst von den Wiesen geklaut wird. Äpfel weniger, dafür umso mehr Kirschen und Birnen.

    • @SeppW:

      Wenn Obst geklaut wird, muss es sich doch irgendwie lohnen...