Klimaaktion gegen Superreiche auf Sylt: Protest gegen „Bullshit-Flieger“
Als Pinguine verkleidete Aktivist:innen besetzen den Eingang zum Flughafen auf Sylt. Weitere blockieren mit ihren Fahrrädern die Rollbahn.
„Mich macht es wütend, zu sehen, dass ein minimaler Anteil der Bevölkerung auf Kosten anderer lebt und fliegt“, erklärt Robin Kuhn, der etwas später mit seinem Fahrrad die Start- und Landebahn blockierte. Kuhn fordert: „Flugzeuge sollten für sichere Fluchtrouten eingesetzt werden, anstatt Superreiche mit Bullshit-Flügen zur Luxusvilla zu befördern.“
Neben der Gruppe auf Fahrrädern gab es ein weiteres Team von Pinguin-AktivistInnen, die mit Helmen, Schildern und Pappschippen ausgestattet waren. Sie hatten geplant, einen improvisierten Fahrradweg auf dem Flughafenfeld zu errichten. Sicherheitskräfte und die Polizei stoppten sie jedoch kurz zuvor.
Im Sinne der Protestierenden „erfolgreich“ war hingegen das Errichten eines sogenannten Tripods vor dem Eingangsbereich des Flughafenterminals. Dort wurden Flyer an interessierte PassantInnen verteilt. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben 17 Personen bei der Aktion fest. Nach etwa zwei Stunden hielten sich danach keine Menschen mehr unbefugt auf dem Gelände auf. Während des Einsatzes unterbrach der Flughafen den Verkehr.
Hamburg-Sylt eine der meistbeflogenen Jet-Strecken
Sylt ist immer wieder Ort von Klimaprotesten. Erst im Juni hatten AktivistInnen einen Privatjet mit Farbe beschmiert. Die Strecke Hamburg-Sylt ist eine der meistbeflogenen Privatjet-Strecken Deutschlands. Trotz neuer Hitzerekorde und sich häufender Umweltkatastrophen erreicht der Verkauf von Privatjets derzeit neue Rekorde. Dabei verursacht eine Person, die mit dem Privatjet von Hamburg nach Sylt fliegt, rund 70 Mal mehr CO2 als ein Zugreisender. Der Amsterdamer Flughafen hat deshalb bereits angekündigt, Privatjets auf seinem Gelände zu verbieten.
Sasha Haas, die auf dem Dreibein-Gestell vor dem Privatflugterminal sitzt, erklärte die Bedeutung der Aktion für Sie: „Wir gehen mit dieser Blockade heute den Klimakiller Reichtum an: Es darf nicht sein, dass es Menschen gibt, die es sich leisten können, mal eben mit dem Privatjet ein Wochenende nach Sylt zu fliegen – um da von denen versorgt zu werden, die täglich pendeln müssen, weil eine Wohnung auf Sylt unbezahlbar ist.“
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Geiselübergabe in Gaza
Gruseliges Spektakel
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Russland und USA beharren auf Kriegsschuld des Westens