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Werbeverbote für ungesunde LebensmittelFoodindustrie zieht Nazi-Vergleich

Lebensmittelhersteller vergleichen Werbeeinschränkungen zum Kinderschutz mit der Erziehung in NS-Zeit und DDR. Und ernten Kritik von mehreren Seiten.

Nicht immer himmlisch: Eis mit Sahne Foto: Maria Reichenauer/imago

Berlin taz | Der Spitzenverband der Ernährungsindustrie hat Parallelen zwischen Bundesminister Cem Özdemirs geplanten Werbeverboten für ungesunde Lebensmittel sowie NS-Regime und DDR gezogen. „Ein grüner Ernährungsminister darf weder Bürgern vorschreiben, was sie lesen/gucken, noch Medien, was sie senden. Deutschland hat mit staatl. Erziehung bereits 2x schlechte Erfahrungen gemacht“, schrieb die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) am Dienstag unter einem Twitter-Kommentar des Autors dieses Artikels. Mit Werbeverboten will Özdemir unter 14-Jährige davor schützen, zu einer unausgewogenen Ernährung verleitet zu werden, die zu Übergewicht und damit verbundenen Krankheiten beiträgt.

„Weil Cem Özdemir die Werbung für Ungesundes beschränken und Kinder schützen möchte, wie von der WHO empfohlen, zieht der Spitzenverband der Deutschen Ernährungsindustrie Parallelen zur DDR und dem Dritten Reich. Sag mal, geht’s noch?!“, so Oliver Huizinga, politischer Geschäftsführer der Deutschen Adipositas-Gesellschaft, auf Twitter.

Die BVE antwortete: „Diese Parallele findet nur in Ihrem Kopf statt, das war weder gemeint noch geschrieben.“ Huizinga fragte nach, was gemeint sei mit dem Satz über die beiden Erfahrungen Deutschlands mit staatlicher Erziehung. Eine Antwort der BVE war darunter nicht zu sehen. Auch andere Twitter-User wie die Grünen-Politikerin Renate Künast warfen der BVE einen unangemessenen Vergleich mit dem nationalsozialistischen Regime und der DDR vor.

Werbung für Süßigkeiten soll abends verboten werden

Özdemir hat zuletzt vorgeschlagen, Fernsehwerbung für Lebensmittel mit viel Fett, Zucker und/oder Salz wochentags von 17 bis 22 Uhr, samstags zusätzlich von 8 bis 11 Uhr und sonntags von 8 bis 22 Uhr zu untersagen. Auch Plakate etwa für Süßigkeiten sollen im Umkreis von 100 Metern von Kitas und Schulen verboten werden.

Fehlernährung ist ein Grund dafür, dass laut Robert-Koch-Institut 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen übergewichtig und damit später anfällig für Krankheiten wie Bluthochdruck, Typ-2-Dia­be­tes oder Herzinfarkt sind.

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4 Kommentare

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  • Was interessant ist: das mit der staatlichen Erziehung wird nicht in Frage gestellt und in der Form nur als historisch einmalig bezeichnet.

  • Was aber immer geht: die DDR mit Nazideutschland zu vergleichen.



    Und es fällt immer wenigeren Menschen auf, wie unverschämt und unhaltbar dieser Vergleich ist.



    Wenn sich das nächste Mal (west)deutsche Journalisten über die AfD-Erfolge wundern und empören, sollten sie mal ganz scharf darüber nachdenken, wie sie den "Osten" sehen und vielleicht mal leichte Unterscheidungen zwischen Hitler und Honecker finden.



    Danke für die Aufmerksamkeit.

  • Diese Reaktion kann nicht verwundern. In unserer "freien Marktwirtschaft" gilt nur eine einzige Maxime: Profite. Die Gesundheit von Menschen, gar Kindern, hat sich gefälligst dahinter einzuordnen. Bei dieser Betrachtung gehen CDSUFDP mit guten (?) Beispielen voran. Auch das ist wenig überraschend, sind die doch bis zum Anschlag von der Wirtschaftslobby fremdbestimmt - leider nicht von der Gesundheits- oder Klimalobby....

  • In der Kommunikationstheorie arbeitet man manchmal mit einem sog. Sender-Empfänger-Modell. Wenn der Sender, hier die BVE, tatsächlich nur auf zweimal schlechte Erfahrung in Deutschland hingewiesen hat, ohne weiteren Zusatz, dann fand die Nazi-Assoziation wohl im Kopf von Herrn Huizinga auf der Empfängerseite statt. Zu Zeiten des rot-grünen Projekts in Deutschland hat die BVE zweimal schlechte Erfahrungen mit Ernährungsministerin Renate Künast gemacht. Wer in Frau Künast eine Nazi- oder Stasi-Größe sehen möchte, kann das gerne tun, dürfte bei näherer Betrachtung aber wohl eher ins Sommerloch gefallen sein.