piwik no script img

Indiens Rakete zum MondChandrayaan-3 startet zum Trabanten

Indien nimmt einen neuen Anlauf zum Mond – vier Jahre nach der Bruchlandung. Die Raumfahrtnation steigt so in den Wettbewerb mit China und den USA.

Arbeiter beim Bau an einem Raketenteil in Mumbai Foto: Hindustan Times/imago

Frankfurt am Main taz | Sie ragt über 43 Meter in die Höhe und hat eine Startmasse von 640 Tonnen. Auf dem Gelände des Raumfahrtzentrums im südindischen Sriharikota wird die mächtige Trägerrakete vom Typ LVM3 am Freitagnachmittag Ortszeit in Richtung Mond starten. Sie soll die Sonde Chandrayaan-3 von der Küste am Golf von Bengalen ins All befördern, die Ende August den Mond erreichen soll.

Ziel der dritten indischen Mondmission ist eine weiche Landung, um auf dem Erdtrabanten mit einem Fahrzeug Erkundungen durchzuführen. Der Mondrover soll etwa 14 Tage verweilen. Gelingt dies, könnte Indien zur vierten Nation aufsteigen, die erfolgreich auf dem Mond gelandet ist. Vor über 50 Jahren gelang dies erstmals der Sowjetunion, kurz darauf den USA mit einer bemannten Mission und 2013 erstmals China mit einem Mondfahrzeug.

Dass der letzte Mensch auf dem Mond war, liegt jedoch schon fünf Jahrzehnte zurück. Doch Indiens erste Mondmission 2008 trug dazu bei, dass der Mond wieder in den Fokus rückte, sagt der indischstämmige Raumfahrtexperte Madhu Thangavelu. Denn die Mission Chandrayaan-1 war maßgeblich an der Entdeckung von Wassermolekülen auf der Mondoberfläche beteiligt, was das Interesse wieder wachsen ließ.

2013 führte Indien eine erfolgreiche Marsmission durch. Doch 2019 kam die große Enttäuschung mit dem Scheitern der zweiten Mondfahrt. Ein technischer Fehler führte zur Bruchlandung. Entsprechend gedämpft war die Vorfreude. Aus dem politischen Delhi ist zum neuen Anlauf bisher wenig zu hören. Dabei strotzt die hindunationalistische Regierung sonst vor Selbstbewusstsein. Dem Ziel, in einer multipolaren Welt eine entscheidende Rolle zu spielen, ist Indien in den vergangenen Jahren näher gekommen.

China holt im Mondwettlauf auf

Indiens neue Mission Chandrayaan-3 soll nun mit etwas mehr Treibstoff als bei der zweiten Mission starten und in 42 statt 48 Tagen ihr Ziel erreichen. Man habe aus dem vergangenen Mondflug gelernt, sagte Sudheer Kumar N. von der indischen Raumfahrtagentur ISRO. Zudem liefere der Orbiter von Chandrayaan-2 bis heute Informationen.

Eine andere Raumfahrnation war bereits zwei Mal mit einem Fahrzeug auf dem Mond. „China ist der Elefant im Raum“, sagt Luftfahrtingenieur Madhu Thangavelu von der Universität von Südkalifornien. Er betont, wie viel das Land erreicht habe. Das chinesische Raumfahrtprogramm begann in den 1950er Jahren mit der Raketenforschung, erst 1991 begann offiziell die Mondmission.

Trotz Indiens guter Kontakte zu Ost und West scheiterten Gespräche zwischen den Raumfahrtagenturen der beiden Atommächte. Chinas Ambitionen im All haben in Delhi die Sicherheitsbedenken wachsen lassen, argumentiert Rajeswari Pillai Rajagopalan vom Thinktank der Observer Research Foundation in Delhi.

2025 könnte es eine bemannte Mondmission geben

Bereits im vergangenen Jahr warnte auch NASA-Chef Bill Nelson vor Chinas Weltraumprogramm, da es militärisch motiviert sei. „Es gibt einen neuen Wettlauf ins All – diesmal mit China.“ Indien lobte Nelson hingegen nach der Unterzeichnung des amerikanischen Artemis-Abkommens im Juni, das die friedliche Nutzung des Mondes und anderer Himmelskörper vorsieht. „Dies ist ein großer Schritt zum Schutz des Weltraums für kommende Generationen“, so Nelson.

Die Rückkehr Amerikas zum Mond mit dem bemannten Raumfahrtprogramm „Artemis“ könnte indes ein neues Raumfahrtzeitalter einläuten: Schon 2025 könnte es losgehen.

In der Zwischenzeit arbeitet Indien weiter an einem bemannten Programm namens Gaganyaan. Und China will bis spätestens 2030 mit Taikonauten zum Mond fliegen, bestätigte Zhang Hailian, Chefingenieur des staatlichen Raumfahrtprogramms. Im Mai schickte die Volksrepublik erstmals einen Zivilisten ins All zu ihrer Raumstation.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Indien beeindruckt mich immer wieder. Als eigenständige Raumfahrtnation ist Indien Deutschland inzwischen deutlich voraus.

    Natürlich gibt es dort auch viele Probleme. Aber sogenannte "Entwicklungshilfe" bräuchte dieses Land schon lange nicht mehr. Ich wünsche mir vielmehr Partnerschaft auf Augenhöhe und gemeinsame Projekte, z.B. im Bereich Klimaschutz.

    • @Winnetaz:

      Ich finde es nicht so überraschend. Indien jede Menge gut ausgebildete Ingenieure und Wissenschaftler und die nötigen Territorien in Äquatornähe. Es hängt also nur daran, wieviel Geld die Regierung bereit ist, für ein Raumfahrtprogramm auszugeben.