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Maroder Supertanker vor Jemens KüsteUmpump-Aktion mit hohem Risiko

Ein manövrierunfähiger Öl-Tanker bedroht seit Jahren die Küste Jemens. Ein anderes Schiff soll nun die Ladung übernehmen.

Der Tanker „Safer“ vor der jemenitischen Küste, dessen Tanks abgepumpt werden sollen Foto: Osamah Abdulrahman/ap

Kairo taz | Der UN-Generalsekretär machte deutlich, was auf dem Spiel steht. „Es ist ein kritischer Schritt, um eine kolossale ökologische und menschliche Katastrophe zu verhindern“, sagte Antonio Guterres. Er meinte damit eine prekäre, von den Vereinten Nationen koordinierte Operation, bei der jetzt die kritische Ladung eines völlig verrosteten und vor der jemenitischen Küste ankernden Supertankers namens „FSO Safer“ in einen anderen Tanker, die aus den Niederlanden stammende „Nautica“, umgepumpt werden soll.

Die 47 Jahre alte „FSO Safer“ gilt seit Jahren als eine ökologische Zeitbombe. Seit drei Jahrzehnten dient das Schiff als eine Art schwimmendes Öllager für den Jemen. Seit 2015 rostet es ohne jegliche Wartung vor sich hin. Seit 2018 warnten Umweltschützer vor einer möglichen Umweltkatastrophe, falls der Tanker auseinanderbricht oder ausläuft. Denn dieser hat viermal so viel Öl geladen wie die „Exxon Valdez“, das unter US-Flagge fahrende Tankschiff des Ölkonzerns Exxon, das 1989 vor der Küste Alaskas havariert war und die bisher größte maritime Öl-Umweltkatastrophe ausgelöst hatte.

Am Dienstag hat die Umpump-Operation nun offiziell begonnen. Der Supertanker soll dabei völlig entleert und anschließend gesäubert werden. „Damit wird dieser Tanker das erste Mal seit acht Jahren keine Bedrohung mehr darstellen“, hofft der Chef der UN-Büros im Jemen, David Gressly, der das Ganze koordiniert.

Die UNO habe „die besten internationalen Spezialisten für die Operation angeheuert“, sagt Guterres. Der Generalsekretär beschreibt das Umpumpen als den „Kulminationspunkt von fast zwei Jahren politischer Verhandlungen und dem Aufstellen der Finanzierung“. Und schwärmt geradezu, die Operation sei „eine Geschichte von internationaler Zusammenarbeit, Prävention, politischen Verhandlungen, Einfallsreichtum und Umweltmanagement, die einmal mehr zeigt, wie unerlässlich die Rolle der UNO und seiner Partner ist“.

Der Tanker könnte auseinanderbrechen

Entwarnung ist aber nicht angesagt. Denn noch kann einiges schiefgehen. „Es könnte eine Explosion geben oder das Schiff wegen des sich verändernden Innendrucks auseinanderbrechen“, warnt die Greenpeace-Chefin für den Nahen Osten, Ghiwa Nakat. Um die Gefahr zu verringern, wurde im Vorfeld Inertgas in die „SFO Safer“ gepumpt. Damit sollte ein weniger brennbares und geringer explosives Gemisch entstehen.

Der jemenitische Umweltexperte Adul Qadr Al-Kharaz, der seit acht Jahren vor der schwimmenden Zeitbombe warnt, sagte, er werde während des Umpumpens im übertragenden Sinne die Luft anhalten: „Es hätte zahlreiche Auswirkungen, wenn irgendwelche Fehler gemacht werden und etwas passiert.“ Das Schiff ankere in einer ökologisch sehr sensiblen Gegend mit ausgedehnten Mangroven-Wäldern und zahlreichen Korallenriffen. Auch auf die internationale Schifffahrt in der Gegend würde ein Unfall Auswirkungen haben. „Ich hoffe die UNO hat einen guten Plan, damit nichts passiert“, sagt der Umweltschützer im Gespräch mit der taz.

Sarah Bel, eine Sprecherin der bei der Operation federführenden UN-Entwicklungsorganisation UNDP, zieht bei den Risiken noch einen weiteren Kreis: „Die Kosten für eine Ölpest mit der Ladung des Tankers könnten sich auf 20 Milliarden Dollar belaufen, die Säuberungsaktionen würden mehrere Jahre dauern“, sagte sie bei einer Pressekonferenz in Genf. Bel warnt, „dass eine Ölpest die afrikanische Küste erreichen und die dortigen Fischbestände auf 25 Jahre nachhaltig beschädigen könnte“. Außerdem müssten in einem solchen Fall Häfen im Jemen geschlossen werden – in einer Zeit, in der 17 Millionen Jemeniten und Jemenitinnen von humanitären Hilfslieferungen abhingen.

Kharaz hat aber noch eine andere Sorge, selbst wenn alles klappen sollte. Denn um die Genehmigung für die Operation zu bekommen, musste die UNO zustimmen, dass der Ersatztanker „Nautica“ nah der „FSO Safer“ festmacht. „Nach allem, was wir von den Huthi-Rebellen und der UNO über den Deal wissen, wird das neue Schiff neben dem alten ankern. Anstelle von einem Schiff, haben wir es dann mit zwei gefährlichen Schiffen zu tun“, so der Umweltschützer. In Wirklichkeit werde das Öl „nur von einem verschlissenen Tanker in einen anderes schon recht mitgenommenes Schiff umgepumpt“ – auch die „Nautica“ soll nur noch fünf Jahre lang im Dienst sein.

Was die Umweltschützer wollen, ist, dass beide Schiffe die Region verlassen. Dass das nicht geschieht, hat mit Politik und mit Geld zu tun. Die Huthi-Rebellen wollen weder den Ersatztanker „Nautica“ noch dessen Inhalt vor ihrer Küste einfach so aufgeben. Und der UNO fehlen im Moment noch 20 Millionen US-Dollar Finanzierung, um den alten Tanker „SFO Safer“, wenn er einmal leergepumpt ist, abzuschleppen und zu entsorgen. Selbst wenn das Öl also einmal umgeladen ist – die Saga der gefährlichen Supertanker vor Jemens Küste ist damit noch nicht beendet.

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5 Kommentare

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  • Was für ein Chaos bei den Bedenkenträgern, äh Umweltschützer... was wollen die? Das beide Schiffe die Region verlassen? Obwohl manövrierunfähig und bruchgefährdet? Und was gerade geschieht alles schlimm? Manchmal fragt man sich schon gegen was alles man sein kann. Auf keinen Fall FÜR eine Problemlösung, denn wenn was schief geht dabei, müsste man Verantwortung tragen. Will man nicht, kann man nicht. Katastrophe die Jungs.

    • @Tom Farmer:

      Die wollen, dass der Kahn abgeschleppt wird und an einer sichereren Stelle leergepumpt wird.



      Ein voller Tank im Wasser, der leerläuft, bekommt einen gewaltigen Druck ab. Vorhandene Schwachstellen können dabei reißen. Deswegen sollte man das Leerpumpen nicht direkt vor der Küste machen, sondern auf offenem Meer, wo man Zeit hat, das ausgelaufene Öl wieder einzufangen, bevor es das Ufer erreicht.



      Das Risiko, danach das Öl nicht wieder zurückzuerhalten, wollen die dort halt nicht eingehen. Kaufen will das Öl aber auch keiner.

      • @Herma Huhn:

        Das klingt nicht logisch! Offenes Meer mit Strömung und höheren Wellen, ein Wrack überhaupt zu bewegen ohne Druck/Zug auszuüben, Auseinanderbrechen zu provoziere usw. In Ihrer Logik dann lieber in eine Bucht, die absperren zum offenen Meer um Öl dort zu behalten im Havariefall oder gleich per Leitung an Land pumpen o.ä.



        Ich denke die Spezialisten dort wissen es definitiv besser als der motivierte Umweltschützer.

  • Und welcher Reederei gehört die "FSO Safer"? Was zahlt der Eigner für diese Aktion? Oeacht derrofite ohne Rücksicht auf irgendwas?

    • @Perkele:

      Die FSO Safer gehört der "Safer Exploration and Production Co." einer staatlichen (Jemen) Ölfirma. Also quasi dem Gegner der Rebellen die das Gebiet aber kontrollieren und kein interesse daran haben dass die Regierung Jemens das Öl verkaufen kann.



      Kann man googlen - aber hätte auch noch gut in den Text gepasst...