Werbeverbote für ungesunde Lebensmittel: Foodindustrie bedauert NS-Vergleich
Die Lebensmittelhersteller-Lobby entschuldigt sich bei Landwirtschaftsminister Özdemir. Sie hatte Werbeverbote und Diktaturen verglichen.
Die BVE hatte am Dienstagmorgen im Twitterfeed des Autors dieses Artikels geschrieben: „Ein grüner Ernährungsminister darf weder Bürgern vorschreiben, was sie lesen/gucken, noch Medien, was sie senden. Deutschland hat mit staatl. Erziehung bereits 2x schlechte Erfahrungen gemacht“. Nun ergänzte die BVE, die Aussage habe sich lediglich auf einen Eingriff des Werbeverbots auf das im Grundgesetz verankerte Erziehungsrecht der Eltern bezogen.
Özdemir sagte am Mittwoch der taz: „Vergleiche mit Diktaturen – zumal mit dem Nationalsozialismus – verbieten sich schon aus Respekt vor den Opfern“. Bei ihm müssten sich Verbandsvertreter nicht entschuldigen. „Als Bundesminister halte ich viel aus und weiß ganz genau, warum ich für mehr Kinderschutz kämpfe. Rechenschaft sind die Verbandsvertreter am Ende gegenüber ihren Mitgliedsunternehmen schuldig. Da wird sicherlich viel diskutiert.“
Der politische Geschäftsführer der Deutschen Adipositas-Gesellschaft, Oliver Huizinga, der den NS-/DDR-Vergleich kritisiert hatte, kommentierte die Entschuldigung der BVE mit den Worten: „Ich kaufe Ihnen das nicht ab.“ Die aktuelle Äußerung sei nur die Spitze des Eisbergs. „Das geht schon Monate so: Persönliche Herabsetzungen, DDR-Vergleiche, Polemik.“ Adipositas ist eine Ernährungs- und Stoffwechselkrankheit, die mit starkem Übergewicht einhergeht.
Mit Werbeverboten will Özdemir Unter-14-Jährige davor schützen, zu einer unausgewogenen Ernährung verleitet zu werden, die zu Übergewicht und damit verbundenen Krankheiten beiträgt. Er will zum Beispiel Fernsehspots für Lebensmittel mit viel Fett, Zucker und/oder Salz zu bestimmten Zeiten untersagen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Gastbeitrag in der „Welt am Sonntag“
Bequem gemacht im Pseudoliberalismus