Bewegungstermine in Berlin: Aufstehen statt Schweigen

Ob im Kampf gegen rechte Gewalt im eigenen Kiez, Transfeindlichkeit oder die europäische Abschiebepolitik: Für Antifaschist:innen gibt es viel zu tun.

Zwei Teilnehmer der «Pride Berlin: Save our Community, Save our Pride» halten ihre Faust in die Höhe, die in Regenbogenfarbe angemalt sind.

Antifaschismus und Queerfeminismus gehören zusammen Foto: Fabian Sommer/dpa

Diejenigen, die behaupten, Deutschland hätte kein Nazi-Problem, sind leider auch diejenigen, die mit Nazis kein Problem haben. Dieser Satz, frei nach einem Songtext der Rave-Punk-Band Alles.Scheisze, bringt die Notwendigkeit von Antifaschismus auf den Punkt. Das Schweigen der bürgerlichen Mitte war oft genug der Wegbereiter des Faschismus. Deshalb gilt es, gemeinsam aufzustehen und die Stimme zu erheben. Möglichkeiten gibt es viele: Bei rechter Gewalt im eigenen Kiez, im Kontext rechter trans* feindlicher Parolen, oder wenn es darum geht, den Bau von Abschiebezentren zu verhindern.

Wer sich in Berlin antifaschistisch organisieren möchte und noch Anschluss sucht, ist eingeladen zum Offenen Antifa-Treffen (OAT) ins Bandito Rosso in Mitte. Es geht darum, sich zu vernetzen, gemeinsam aktiv zu sein, zusammen zu Demos zu gehen und miteinander zu wirken und sich auszutauschen (Mittwoch, 14. Juni, Lottumstraße 10A, 19 Uhr).

Der Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion ist in der deutschen Erinnerungskultur nur wenig vorhanden, was in Osteuropa selbst ganz anders aussieht und heute im Zuge des Angriffs auf die Ukraine auch instrumentalisiert wird. Der letzte Teil der Reihe zum NS-besetzten Osteuropa im Haus der Demokratie und Menschenrechte beschäftigt sich mit verschiedenen Aspekten des deutschen Vernichtungskrieges.

Beleuchtet werden nicht nur die NS-Besatzungspolitik und der Terror gegen die Zivilbevölkerung sowie verfolgte Minderheiten, sondern auch die Zusammenarbeit nationalistischer Kräfte vor Ort und nicht zuletzt auch die Widerstandskämpfer:innen. Aktuelle geschichtspolitische Diskurse und die Erinnerungskultur in den postsowjetischen Nachfolgestaaten sollen auch thematisiert werden. Der Eintritt ist frei (Freitag, 16. Juni, Greifswalder Str. 4, 19 Uhr).

Rechte Parolen kontern

Das Stamm­tisch­kämp­fe­r:in­nen Seminar will Menschen dafür wappnen, gegen faschistische Parolen und rechte Hetze Initiative zu ergreifen und für solidarische Alternativen zu streiten. Egal ob in der S Bahn, bei Arbeitskolleg:innen, beim Sport oder auf der Familienfeier. Nicht selten fallen Sprüche, die einem im ersten Moment die Sprache verschlagen.

Nicht immer fallen einem ad hoc passende Gegenargumente ein, obwohl sich rechte Positionen und Parolen in der Regel wiederholen und sich mit ein bisschen Übung leicht widerlegen lassen. Teilnehmende des Seminars sollen in die Lage gebracht werden, die Schrecksekunde zu überwinden und souverän Gegenposition zu beziehen. Um vorherige Anmeldung an luis [a]naturfreunde-berlin.de wird gebeten (Samstag, 17. Juni, Paretzer Straße 7, 11:00 Uhr).

In Prenzlauer Berg Ost, rund um die Greifswalder Straße, gibt es schon seit Jahrzehnten ein verstärktes Problem mit Alltagsrassismus. Immer wieder werden Menschen dort von Nazis angegriffen. Überregionale Aufmerksamkeit erlangte der Fall von Dilan S., die im Februar 2022 von einer Gruppe Neonazis am S-Bahnhof Greifswalder Straße angegriffen wurde.

Kneipen wie Arya Lounge oder die Bierquelle sind etablierte soziale Treffpunkte, in denen sich auch Rechte tummeln. Die Bars dienen dann nicht nur als Rückzugs-, sondern auch Ausgangspunkte für rechte Gewalttaten. Kein Kiez, keine Kneipe für Rassist:innen! Die vorherrschenden Zustände wollen nicht länger hingenommen werden. Deswegen wird es eine Demo geben, für ein Viertel, in dem Menschen keine Angst haben müssen (Samstag, 17. Juni, S Bahn Greifswalder Straße, 15 Uhr).

Trans*-Rechte verteidigen

Die LGBTQI-Bewegung konnte über die Jahre große Fortschritte erzielen in Punkto gesellschaftlicher Akzeptanz und Abbau von staatlicher Diskriminierung. Nichtsdestotrotz verstärken rechte und konservative Bewegungen weltweit ihren Kampf gegen trans* Personen. Das Thema scheint auch in Deutschlands politischer Rechten angekommen zu sein. Die Ablehnung von Allem, was die traditionellen Geschlechterrollen von Mann und Frau infrage stellen könnte, ist schon länger fester Bestandteil rechter Diskurse. Wenig verwunderlich, dass Trans*­per­so­nen verstärkt in den Fokus rechter Ak­teu­r:in­nen geraten.

Der Vortrag „Transfeindlichkeit und die (extreme) Rechte“ im Bandito Rosso beleuchtet die ideologischen Grundlagen der extremen Rechten und deren Kampf gegen queere Menschen. Konkrete Beispiele aus Theorie und Praxis dienen als Grundlage für Analysen (Samstag, 17. Juni, Lottumstraße 10A, 19:30 Uhr).

Am 15. Juni wird die Innenministerkonferenz in Berlin stattfinden. Die No Border Assembly plant dort antirassistischen Protest gegen die deutsche Geflüchtetenpolitik und kommt im Vorfeld zum Tresen der Antifa Nordost (NEA): No Deportation! No IMK!, um dort Input zum Protest zu geben und auch vom Protestcamp gegen das geplante Abschiebezentrum am BER zu berichten. Die Ak­ti­vis­t:in­nen werden auch Mobi-Material für die bevorstehenden Proteste bereitstellen (Dienstag, 20. Juni, Lottumstr. 10A, 19:30 Uhr).

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Jahrgang 1984, Magistra Artium Kunstgeschichte/ Theaterwissenschaft, FU Berlin. In der taz seit 2011: Webentwicklung Abteilungsleiterin. Hauptthemen Subkultur und soziale/ politische Bewegungen in Berlin.

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