Tödlicher Unfall beim Hamburger Ironman: The Show must go on

Beim Ironman in Hamburg starb ein Helfer. Warum die Veranstalter das Event daraufhin nicht abbrachen, ist unverständlich.

Ein Radfahrer fährt an der Unglücksstelle vorbei

Athlet beim Hamburger Ironman; Das Blut an der Unfallstelle ist noch zu sehen Foto: Georg Wendt/dpa

Es dauerte fast fünf Stunden, bis die Veran­stal­te­r:in­nen des Triathlon-Wettkampfs Ironman am Sonntag in Hamburg die Zu­schaue­r:in­nen im Zielbereich informierten, dass es zu einem tödlichen Unfall gekommen war. Der Fahrer eines Begleitmotorrads prallte frontal mit einem Sportler auf dem Rennrad zusammen.

Der Motorradfahrer starb noch am Unfallort, der Sportler musste notoperiert werden und ein Fotograf, der auf dem Motorradrücksitz saß, trug ebenfalls Verletzungen davon. Kurz ließen die Veranstalter die Musik herunterdrehen, eine Schweigeminute abhalten – und dann: The show must go on. Obszöner geht es kaum.

Häufig reagieren die Verantwortlichen im Sport schnell, wenn es eine schlechte Meldung gibt: Fußballspiele werden unterbrochen, wenn ein Fußballpräsident vom Publikum mit Schmähungen überzogen wird, wenn Sport­le­r:in­nen rassistisch beleidigt werden, wenn Wett­kämp­fe­r:in­nen kollabieren und reanimiert werden müssen.

Wenn etwa im Publikum ein paar Rauchtöpfe für Stimmung sorgen sollen, kann man Unterbrechungen oder gar Abbrüche für überzogen halten. Sicher jedoch nicht, wenn es zu einem Todesfall kommt.

Zweifel an sicherem Konzept

Das gilt umso mehr, wenn Unfälle geschehen, die die Frage aufwerfen, ob die Sicherheit der Teil­neh­me­r:in­nen ausreichend beachtet wurde. Für den Ironman gibt es daran Zweifel: 180 Kilometer hatten die Ath­le­t:in­nen mit dem Rennrad zu absolvieren, die Strecke führte von der Innenstadt nach Südwesten und dann wieder zurück. Hin- und Rückweg bis zum Wendepunkt waren auf einem Großteil der Strecke auf denselben Straßen. Da, wo die nur zweispurig sind, wurde es also eng, wenn sich der Tross entgegenkam. Eine Absperrung gab es nicht.

Zwar hätte der Motorradfahrer wohl gar nicht auf der Gegenspur fahren dürfen. Und für die Or­ga­ni­sa­to­r:in­nen ist eine solche Streckenführung sicher genehm, muss schließlich nur etwas mehr als die Hälfte der 180 Kilometer abgesperrt werden, nur: In diesem Fall hat die Organisation den Unfall zumindest wahrscheinlicher gemacht.

Zudem hatte der Teilnehmer Jan Frodeno zu Beginn des Wettkampfs einen Kampfrichter nach eigener Aussage erfolglos darauf hingewiesen, dass es durch die hohe Anzahl an Begleitmotorrädern zu eng sei.

Die Veranstalterfirma hatte im Vorfeld Freiwillige gesucht, die bei der Durchführung helfen: An den Verpflegungsstellen, bei der Siegerehrung – oder eben als Motorradfahrer:innen, um das Veranstaltungspersonal auf der Strecke zu befördern. Wer sich engagieren wollte, konnte „mit viel Leidenschaft und Herzblut dafür sorgen, dass allen Athleten ein einmaliges und sicheres Sportereignis geboten wird“, warb die Firma zuvor.

Das Gegenteil trat hier tragisch ein und es wird künftig wohl Änderungen bei der Organisation eines solchen Events geben müssen. Sicher ist jedoch schon jetzt: Den Verantwortlichen fehlte der Kompass, wie sie auf solche dramatischen Situationen anständig reagieren müssen.

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Jahrgang 1991, hat Politik und Geschichte in Göttingen, Bologna und Hamburg studiert. Von 2020 bis August 2022 Volontär der taz nord in Hamburg, seither dort Redakteur und Chef vom Dienst. Schreibt meist über Politik und Soziales in Hamburg und Norddeutschland.

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