Berliner Clubkultur im Parlament: „Nachhaltiges Feiern im Fokus“
Die SPD-Abgeordnete Tamara Lüdke bringt mit Kollegen anderer Fraktionen ein „Parlamentarisches Forum für Clubkultur“ auf den Weg. Start ist am Donnerstag.
taz: Frau Lüdke, am Donnerstag, 11. Mai, starten Sie als Vertreterin der SPD gemeinsam mit clubpolitischen Sprechern von CDU, FDP, den Grünen und Linken ihr überparteiliches „Parlamentarisches Forum für Clubkultur, Kulturräume & Nachtleben“. Soll das mehr Streit über Clubkulturfragen befördern oder genau das Gegenteil?
Tamara Lüdke: So etwas wie unser überparlamentarisches Forum gibt es schon auf Bundesebene, das haben wir uns zum Vorbild genommen. Grundsätzlich sind wir uns in vielen Punkten rund um die Clubkultur einig, über Details werden wir aber bestimmt auch streiten.
Beispielsweise über den Weiterbau der Autobahn A100, dem viele bekannte Clubs zum Opfer fallen würden. Die SPD hat zumindest hier eine fundamental andere Position als die CDU.
Für mich persönlich ist es das Ziel zu erreichen, dass das Planfeststellungsverfahren zur A100 in dieser Legislaturperiode nicht fertiggestellt wird. Und darüber müssen wir mit der CDU ins Gespräch kommen, das werde ich meiner Partei auch weiterhin abnötigen. Schließlich haben wir dazu eine klare Beschlusslage des Landesparteitages, auch wenn das Thema im aktuellen Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU ausgespart wurde.
geboren 1991 in München, SPD-Politikerin in Lichtenberg, ist in der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus unter anderem zuständig für das Thema Clubkultur.
Der neue Kultursenator Joe Chialo (CDU) hat sich dazu schon geäußert. Er sprach sich für den Plan seiner Partei aus, die Autobahn am Ostkreuz zu untertunneln, um so die Clubs erhalten zu können.
Davon hat mein Kollege im Forum, der für die CDU für die Clubkultur zuständige Christian Gorny, auch schon mal gesprochen. Aber die Clubs müssten bei diesem Szenario ja trotzdem weg wegen der Baustelle. Und ob danach die Grundstücke, auf denen sie sich befinden, wirklich landeseigen bleiben oder Erbbaupachtverträge kriegen oder nicht, das ist ja noch ungeklärt.
War die Gründung eines überparteilichen Forums jetzt auch nötig, weil der vorherige Kultursenator Klaus Lederer, der die Clubs enorm unterstützt hat, auch während Corona, nicht mehr da ist?
Klaus Lederer hat mit Sicherheit super viel für die Clubs erreicht. Unter ihm wurde beispielsweise der Tag der Clubkultur eingeführt, das war bestimmt ein großes Zeichen. Ich muss aber auch sagen, dass ich hier und da von ihm gerne noch mehr Schritte in die richtige Richtung gesehen hätte, auch schnellere.
Wie clubaffin ist denn nun Lederers Nachfolger?
Er hat ja schon betont, dass er früher als Türsteher gearbeitet hat und Türsteher gewährleisten auch einen gewissen Schutz für die Community. Er hat mir schon das Gefühl vermittelt, dass er eine Sensibilität für safe spaces und Diskriminierung hat, das kaufe ich ihm jedenfalls ab. Was er dann letztlich aus seiner Partei und aus seiner neuen Rolle heraus dafür tut, das steht natürlich auf einem anderen Blatt.
Was steht nun auf Ihrer Prioritätenliste ganz oben?
Nachhaltiges Feiern wird sicherlich im Fokus sein. Es wird jetzt aber auch wahnsinnig viel darum gehen, die Gesetzgebung zu Open-Air-Veranstaltungen weiter zu begleiten, genauso wie Fragen rund um den Lärmschutz.
Was muss sich denn bei den Open Airs ändern?
Das Problem, das wir vor allem in der Corona-Zeit gesehen haben, ist, dass Leute wahnsinnig viel auf Parks ausgewichen sind und dadurch Konflikte im öffentlichen Raum aufgetreten sind, durch Lautstärke, Verschmutzung, aber auch im Zusammenhang mit Tier- und Artenschutz. Und da gibt es in Bremen eine Regelung, wie man solche Veranstaltungen mit bestimmten Besucherkontingenten relativ einfach anmelden kann. Da müsste man in Berlin prüfen, wie man hier auch schnellere Verfahren hinkriegt. So dass man Angebote für Jugendliche machen kann, ohne dass dabei Massenaufläufe und Konflikte entstehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!