Russell Crowe als „The Pope's Exorcist“: Den Teufel auf der Lambretta austreiben
Pünktlich zu Ostern kämpft Schauspielstar Russell Crowe als „The Pope's Exorcist“ gegen Satan. Der Film ist inspiriert von einem echten Exorzisten.
Der Ruf ist dringend, die Zeichen sind unheilvoll. Auf einem italienischen Bauernhof trifft bei Dunkelheit ein bärtiger Mann in Soutane auf einem Motorroller ein. Er wird von einem anderen Geistlichen instruiert, begrüßt die Familie und wird dann zum Sohn geführt, dem Anlass seines nächtlichen Besuchs. Der junge Mann soll besessen sein, er spreche Englisch, ohne jegliche Vorkenntnisse. Ob es einen Fernseher im Haus gebe, fragt der Bärtige.
Dann schreitet er zur Tat. Fordert den tatsächlich auf Englisch satanisch Fluchenden mit christlichen Symbolen heraus, lockt den Dämon, wie er sagt, in die Seele eines an der Leine mitgeführten Schweins, um dieses, als es aufgeregt zu grunzen beginnt, zu erschießen.
Gabriele Amorth, wie der furchtlose Gottesmann heißt, rechtfertigt diese Praxis im Film wenig später vor einem skeptischen vatikanischen Gremium als „primitive Psychologie“. Der Papst hingegen hält große Stücke auf „seinen“ Exorzisten.
In Julius Averys Horrorfilm „The Pope's Exorcist“ wird Letzterer vom neuseeländischen Schauspieler Russell Crowe gegeben, der in seiner Rolle vornehmlich Italienisch spricht, mit Akzent, wohingegen er mit dem Teufel, der Englisch zu bevorzugen scheint, in dessen Muttersprache kommuniziert, mit einem Zungenschlag, der vermutlich italienisch sein soll.
„The Pope's Exorcist“. Regie: Julius Avery. Mit Russell Crowe, Daniel Zovatto u.a. USA 2023, 103 Min.
Man wundert sich ein wenig, dass 50 Jahre nach William Friedkins genreprägendem Klassiker „Der Exorzist“ (1973) das Interesse am Wirken Satans in der Welt ungebrochen besteht. Ist dieser doch eine Kraft, die ohne ihren göttlichen Gegenpart wenig Sinn hat und damit zumindest ursprünglich auf einen Glauben an diesen angewiesen ist.
Der Teufel mag keine Witze
Für alle Zweifler hat sich „The Pope's Exorcist“ immerhin ein reales Vorbild gewählt, denn Gabriele Amorth gab es wirklich. Er war von 1986 an Exorzist der Diözese Rom. Der Film ist an Amorths Biografie angelehnt, mit den Freiheiten, die für das Gelingen der Geschichte in den Augen seiner Macher nötig waren.
Russell Crowe und seine Mitstreiter müssen sich, wie es bei Exorzismen längst zum guten Ton gehört, nicht bloß übel beschimpfen, sondern obendrein kräftig durch die Luft wirbeln und an die Wand werfen lassen. Das fast ohne Anzeichen einer Reflexion über die Albernheiten, die sich aus dieser filmischen Routine ergeben. Amorth fährt zwar unermüdlich auf seiner Lambretta, für einen Auftrag sogar vom Vatikan bis nach Spanien, und macht Witze, weil das der Teufel angeblich nicht schätze. Für das Publikum sind sie jedoch kaum zum Lachen.
Auch das Ziel seiner Reise, eine baufällige Abtei mit dunklen Gewölben, mutet leidlich nostalgisch an, so wie das feuerrote Glühen von Pentagrammen, wenn es irgendwann ans Eingemachte geht. William Friedkin widmete dem echten Amorth übrigens 2017 den Dokumentarfilm „The Devil and Father Amorth“. Der ist ebenfalls skurril, doch um einiges ergiebiger als dieser von Gott und Beelzebub verlassene cineastische Frevel.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!