piwik no script img

EU-Parlament für strengere VorgabenMehr Klimaschutz bei Gebäuden

Gebäude verursachen 36 Prozent der CO2-Emissionen. Deshalb ist das EU-Parlament für strengere Vorgaben. Kritiker warnen vor „Zwangssanierungen“.

Bei der Dämmung sanierungsbedürftiger Häuser sieht das EU-Parlament besonderen Handlungsbedarf Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Brüssel taz | Das Europaparlament will Gebäude energieeffizienter und klimafreundlicher machen. Ungeachtet massiver Warnungen vor „Zwangssanierungen“ hat sich die Mehrheit der EU- Abgeordneten am Dienstag in Straßburg für höhere Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden ausgesprochen. Die EU-Länder hatten bereits im Oktober grundsätzlich zugestimmt.

Zugrunde lag ein Vorschlag der EU-Kommission, die sogenannte Energieeffizienz-Richtlinie. Sie sieht die Einführung von Energieeffizienz-Klassen vor – von „A“ (sehr gut) bis „G“ (schlecht). Wohngebäude sollen nach Ansicht des EU-Parlaments bis 2030 die Klasse „E“ erreichen, bis 2033 wird „D“ angepeilt. Neue Gebäude sollen ab 2028 emissionsfrei sein.

Das Parlament stellt damit höhere Anforderungen an Heizung und Dämmung als die Kommission. Ursprünglich war der Vorschlag nicht kontrovers. Da Gebäude 36 Prozent der klimaschädlichen CO2-Emissionen verursachen, besteht hier besonderer Handlungsbedarf. Doch zuletzt hat sich Debatte vor allem in Deutschland aufgeheizt.

Vor dem Hintergrund der Pläne von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), ab 2024 den Neueinbau von Gas- und Ölheizungen zu verbieten, war von unzumutbaren Belastungen für Hausbesitzer und Mieter die Rede. Kritiker warnten vor „Zwangssanierungen“. Auch von Enteignungen oder Strafzahlungen war die Rede. Diese waren allerdings nie geplant.

Sanierungspflicht nur für ineffizienteste Gebäude

Eine Richtlinie setzt nur den Rahmen, über die Umsetzung müssen die EU-Staaten selbst entscheiden. Nur für die ineffizientesten Gebäude soll es eine Sanierungspflicht geben. Dennoch schlagen nun auch im Europaparlament die Wellen hoch. Abgeordnete aus CDU/CSU und FDP laufen Sturm gegen den Kompromiss, mit dem das EU-Parlament in Verhandlungen mit den Mitgliedstaaten gehen will.

„Die Bevormundung geht weiter“, kritisierte Markus Pieper, parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Gruppe. Die „rot-grünen Zwangssanierungen“ könnten zu einer Immobilienkrise führen. Andreas Glück, der umweltpolitische Sprecher der FDP, sprach von einem „schweren Eigentumseingriff“. Dies sei unnötig, da die EU bereits Gebäude in den Emissionshandel einbezieht.

Die deutsche EU-Abgeordnete Jutta Paulus von den Grünen betonte hingegen: „Ziel für die anstehenden Verhandlungen ist es, den Energieverbrauch von Gebäuden massiv zu senken und den Geldbeutel zu schonen.“ Der SPD-Abgeordnete Jens Geier sagte, finanzschwache Haushalte würden vor Kostendruck geschützt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

12 Kommentare

 / 
  • Wieso kapiert eigentlich keiner, dass da eh kein Weg dran vorbei führt?

    Entweder man macht das oder "zahlt drauf" beim Verkauf, weil so ne Grotte keiner mehr haben will - oder eben die Sanierungskosten vom KP anzieht.



    Macht man doch heute schon über den Energieausweis.

    Wenn man die Finanzlast sauber verteilt gibt es nur Gewinner.

    Kritisch sind natürlich Häuser, die insgesamt so mies sind, dass sich das nicht mehr lohnt. Das sind die, die dann eh abgerissen werden.

  • Natürlich war das Ironie ;) Ich gönne jedem Rentner sein EFH, vollkommen gleich ob man dort als Single lebt, weil der Partner verstorben oder nur zu Zweit, weil die Kinder aus dem Haus raus sind.

    Es gibt aber auch viele, die nicht gönnen....sondern "verteilen" wollen. Zentral gesteuert, versteht sich. Mit festen Normen und Größen, zugeschnitten auf die jeweiligen Lebensabschnitte der Menschen. Das ging zwar schon mal grandios schief, aber das ist ja kein Grund um es nicht noch mal auf ähnliche Art und Weise zu probieren.

    • @SeppW:

      Probieren, Anreize geben und dafür werben, ja, besonders angesichts der Wohnungsnot. Auf ähnlicher Art und Weise, bitte nein.



      Meine WG Erfahrungen, welche sowohl positiv wie auch negativ sind, sagen mir, dass ich, obwohl geduldig und unkompliziert, nur mit wenigen Menschen kompatibel bin und die möchte ich mir selbst aussuchen bzw. von ihnen ausgesucht werden.



      Ich schätze so geht es den meisten mit gewisser Lebenserfahrung. Einen alten Baum sollte man nicht leichtfertig verpflanzen, das hat auch etwas mit Respekt zu tun. Zudem steht das Elternhaus oft für Heimat und ist ein Zufluchtsort und Treffpunkt der Familie.

  • "Gebäude verursachen 36 Prozent der CO2-Emissionen"



    Nach einer (indirekten) Quelle entfallen auf den Gebäudesektor 84 Mio Tonnen CO2-Äquivalente (Quelle Umweltbundesamt). Bei Gesamtemissionen von 761 Mio Tonnen wären das nur 11%. Vielleicht kann der Autor erklären, woher die 36%-Aussage kommt?

  • Manchmal kommt es mir so vor, als ob die EU sich am liebsten selbst abschaffen möchte. Noch ein paar so Richtlinien, dann wird der EU-Austritt zum echten Wahlkampfthema.

  • EU-Wahnsinn



    ♪♪ Wir versauen unsern Eltern ihr klein Häuschen, klein Häuschen,....



    ... denn die EU-Verordnung sprengt jede mögliche Hypothek ♪♪



    Seid ihr wahnsinnig, Millionen Rentner können sich das gar nicht leisten.

    • @Rudi Hamm:

      Seit wann brauchen Rentner EFH´s ? Da tuts auch eine 2-Zi-Wohnung pünktlich zum Renteneintritt.

      • @SeppW:

        Ich nehme an, das war Ironie.



        So genau funktioniert das Prinzip "Herrsche und Teile".



        Unter den Wenigbesitzenden gibt es immer noch Wenigeralswenigbesitzende,



        Der Sozialneid der kleinen Leute hilft die Umverteilung von unten nach oben zu beschleunigen.



        Die Mittelschicht erodiert und mit ihr auch der untere Rand. Nennt sich Kapitalismus, hier eben giftgrün angestrichen.



        Nach Habecksprech "die Betriebe werden nicht pleite gehen, sie hören nur auf zu produzieren"



        "die Menschen werden nicht obdachlos, sie wohnen nur wo anders"



        "Die Menschen werden nicht besitzlos, sie werden ihn nur veräußern "

        und darauf ein 1945 Romanée-Conti



        Prost!

      • @SeppW:

        Sie wollen also vorschreiben, wer wie zu wohnen hat? Das nenne ich Wohndiktatur.

  • dämmung mit ...

    polystyrol, styropor.

    umweltwahnsinn.

  • "hat sich Debatte vor allem in Deutschland aufgeheizt."



    Echt? Laut BBC fragen sich in GB auch viele, wie und wer eigentlich die Dämmung der zugigen Häuser machen soll. Aber die sind ja nicht mehr in der EU. Aber wer weiss, wie das die Polen oder andere Nachbarstaaten sehen.



    "Neue Gebäude sollen ab 2028 emissionsfrei sein."



    Gilt das nur die Heizung? Dann ist der Termin nicht unrealistisch, siehe Wärmepumpendebatte. Oder muss auch der Beton CO2 neutral hergestellt sein? Dann wird es wohl eher nichts.



    Ansonsten ist die Idee richtig. Nur das die Gebäude in öffentlicher Hand mal wieder nicht vorangehen. Und ja, keine zusätzlichen Verwaltungsgebäude bauen. Reduktion ist angesagt.

    • @fly:

      Zustimmung! die superfette Kanzleramtserweiterung sollte aus Klimaschutzgründen auch abgesagt werden. Dann muss auch niemand zugeben, dass ein grösseres Kanzleramt nix bringt für bessere Regierungsarbeit.