Plan für einheitliches Abitur: Bald weniger Leistungskurse?
Die Bundesländer wollen nach einem Medienbericht das Abitur vereinheitlichen. Die Änderungen sollen bereits 2025 für alle Abiturjahrgänge gelten.
Berlin taz | Das Abitur soll bundesweit einheitlicher werden. Darauf sollen sich die Bildungsminister:innen laut „Table.Media“ verständigt haben. Ein Sprecher der Kultusministerkonferenz (KMK) bestätigte der taz, dass ein entsprechendes Papier am 16. März beraten und voraussichtlich auch an dem Tag verabschiedet werde.
Konkret geplant ist laut dem Medienbericht unter anderem, die Zahl der Leistungskurse in allen Bundesländern auf maximal drei statt bisher maximal vier zu beschränken. Auch soll die Zahl der verpflichtenden Halbjahreskurse, die einen großen Teil der Abiturnote ausmachen, bundesweit auf 40 festgelegt werden. Bei den Leistungskursen müssen Schüler:innen künftig entweder Deutsch, Mathematik, eine Fremdsprache oder eine Naturwissenschaft belegen. Auch die Anzahl der Klausuren pro Halbjahr (eine bis zwei) ist erstmals bundesweit geregelt. Die Änderungen sollen bereits 2025 für alle Abiturjahrgänge gelten.
Auf eine Reform der Oberstufen- und Abiturregeln haben sich die Bundesländer bereits 2020 geeinigt. Dazu gehört unter anderem auch der Ausbau des gemeinsamen Pools für Abituraufgaben. Aktuell stehen den Ländern Aufgaben in den Fächern Deutsch, Englisch, Französisch und Mathematik zur Verfügung – ab 2025 sollen Aufgaben in Biologie, Chemie und Physik dazukommen. Allerdings können die Länder auch bei ihren eigenen Prüfungen bleiben.
Die ungleichen Standards beim Abitur ist eine langjährige Kritik am Bildungsföderalismus. Seit Jahren schneiden Abiturient:innen aus Ländern wie Thüringen deutlich besser ab als der Rest – und haben damit bessere Chancen auf einen begehrten Studiengang mit Numerus Clausus.
2017 urteilte das Bundesverfassungsgericht nach einer Klage zweier Medizinstudenten, dass die Länder das Abitur stärker vereinheitlichen müssten. Hochschulen müssen bei zulassungsbeschränkten Studiengängen seither neben der Abiturnote noch andere Kriterien berücksichtigen.
Leser*innenkommentare
14231 (Profil gelöscht)
Gast
Um die Chancengleichheit hinsichtlich zulassungsbeschränkter Studiengänge zu verbessern, wäre es sinnvoller, Aufnahmetests an Hochschulen durchzuführen. Denn einheitliche Regelungen bedeutet nicht, dass die inhaltlichen Anforderungen gleich sind. Aufnahmetests, für die man sich gezielt vorbereiten muss, könnten auch dazu beitragen, die Abbrecherquote senken und viele Institute könnten es sich sparen, das erste Semester zum Aussieben zu verwenden.
rakader
Zu meiner Zeit gab es nur zwei Leistungskurse. Ich hätte mir mehr gewünscht, denn oft ändert sich die Präferenz durch das Fach selbst oder dann im Studium selbst.
Auch ein flexibles Leistungskursfach wäre zu wünschen und trüge der Orientierung der Heranwachsenden Rechnung.
G8 war eine Katastrophe mit Ansage und der Sündenfall einer ignoranten Kultusbürokratie. die Gründe dafür waren billiger und sind bis heute nicht besser geworden: Wer früher in den Arbeitsmarkt kommt, zahlt länger in die Sozialsysteme ein. Das war letztlich der meiner Meinung nach nie offen eingestandene Grund für G8.
Im Übrigen bin ich kein genereller Freund von Vereinheitlichung. Wenn es da den Standard hebt: ja. Wenn es dort den Standard senkt: nein.
Wichtiger erachte ich Benchmarks von Wissenshöhen. Diese lassen sich wissenschaftlich eruieren
lesnmachtdumm
@rakader G8 hat in den Ländern leider zu wenige Regierungsparteien ihr Regieren gekostet, und für zu kurze Zeit. Meist waren sie bald wieder am Ruder. Die Strafe hätte härter ausfallen müssen. Und die Korrektur, zurück zu G9, sofort und im laufenden Betrieb.
Stefan Engels
Statt ständig neue Säue durchs Dorf zu treiben, sollte die KMK mal die Schulen in Ruhe lassen und ihre Basisaufgaben erfüllen - z.B. Lehrergewinnung gewährleisten.
Der Cleo Patra
@Stefan Engels Basisaufgabe Lehrergewinnung? Bitte um Erklärung wie das gemeint ist.
lesnmachtdumm
@Der Cleo Patra Gemeint: Kumi, lass Schule mal machen und kümmer dich um Studienbedingungen und praxisorientierte Studieninhalte, die potentielle Lehrer überzeugen, um Arbeitsbedingungen und zwar ab dem Referendariat, die potentielle Lehrer überzeugen, um Bezahlung, die potentielle Lehrer überzeugt. Nich ganz so schwer zu verstehn , oda ? Schwierig genug die Aufgabe, weil gute Arbeitsbedingungen an der Schule ja genug bereits ebenfalls dort arbeitende (zudem qualifizierte UND motivierte) Kolleginnen voraussetzen, die aber numal nich da sind. Nächste Runde: Gehe über Los und ziehe nicht ...
lesnmachtdumm
Nach dem Rollback haarscharf zu Beginn, als BaWü die Reformierte Oberstufe garnicht erst richtig einführte, über das nachfolgende "Retten" von reifeprüfungswürdigen Mathe- und Deutsch-Kenntnissen, über das 8-jahre-lange Quälen von Kindern und Jugendlichen ab der Primatstufe mit haufenweise Nachmittagsunterricht - und so Abschaffung von Bildungs-und Entwicklungsangeboten vor allem aufm platten Land (Musikschule, Malkurs, Tischtennisclub, ....) and back again (zum Glück) zu G9, nu auf ins Abitur Baujahr 1945 bis 75 ? Den Politikos bei ihrm nichtendenwollenden Werkeln und Verbessern zuschauen lässt ein' sich nach weniger sehnen: weniger "Fortschritt". Mir hat ein Abi mit Leistungskursen nich geschadet.
lesnmachtdumm
@lesnmachtdumm Sorry, Tippfehler, nicht Bildungslücke: Primarstufe
Der Cleo Patra
Ob das mit der weiteren Vereinheitlichung eine Verbesserung bringen sollte, dann ok. Aber ich mutmaße mal, dass weiterhin Bundesländer bei den ABI-Prüfungen schlecht-gut-besser abschneiden werden. Nur eine Reduzierung der Leistungskurse wird es meiner Meinung nicht bringen. Was am Gymnasium eingespart wird müssen die Unis leider nachholen bzw. viele werden es da nicht schaffen. Denn da gibt’s keine Vereinfachung.
Tanz in den Mai
@Der Cleo Patra Geht um Vergleichbarkeit, nicht Gleichmacherei. Darum auch richtig der Hinweis auf weiterhin bestehende Unterschiede bei der Ausstattung, natürlich auch personell. Aber alles auf einmal geht wohl schlecht, allein diese Basisaufgabe Jahrzehnte zu spät und wir sprechen hier jetzt noch von einem "Plan". Davon gab's schon so einige.