Zusammenarbeit von Menschen und Tieren: Mit Delfinen fischen gehen
In Südbrasilien gibt es Fischer*innen, die mit Delfinen gemeinsam jagen. Biolog*innen haben untersucht, wie diese Zusammenarbeit funktioniert.
Seit mindestens einem Jahrhundert fischen Menschen in Südbrasilien gemeinsam mit Delfinen. Beide fangen Meeräschen, und beide profitieren von der Zusammenarbeit. Für Menschen ist diese Art zu jagen nicht nur wichtig für die Nahrungsversorgung. Sie steigert auch ihr Wissen über die Natur. Aber solche Traditionen sterben aus. Auch in Südbrasilien gibt es immer weniger Fischer*innen, die mit den Delfinen zusammenarbeiten.
Die Studie
Biolog*innen haben deswegen untersucht, wie genau die Zusammenarbeit zwischen Menschen und Delfinen in Südbrasilien funktioniert, und ihre Ergebnisse im Fachmagazin PNAS veröffentlicht. Dafür haben sie die Fischer*innen mit GPS-Armbändern ausgestattet, die Delfine ebenfalls per GPS und mit Kameras verfolgt und die Meeräschen mithilfe von Sonar beobachtet. Dabei haben sie festgestellt, dass Fischer*innen ihre Netze nicht so sehr dort auswerfen, wo Meeräschen sind. Sondern dort, wo sie Delfine sehen. Das tun sie aus gutem Grund: Wenn Delfine da sind, ist es 17-mal so wahrscheinlich, dass die Fischer*innen Meeräschen fangen, und sie fangen viermal so viel wie sonst, egal wie viele Meeräschen dort gerade sind.
Mit Unterwasserkameras haben die Forscher*innen beobachtet, dass die Delfine Gruppen von Meeräschen in Richtung der Fischer treiben und ihnen dann einen Hinweis geben, indem sie nah ans Boot schwimmen und dann tief abtauchen. Die Delfine, die gemeinsam mit Menschen fischen, haben eine um 13 Prozent höhere Überlebenswahrscheinlichkeit als Artgenossen, die es nicht tun. Die Wissenschaftler*innen haben beobachtet, dass die Delfine ihr Echolot häufiger benutzen und tiefer tauchen, wenn sie mit Menschen zusammenarbeiten. Beides sorgt normalerweise für größeren Erfolg bei der Jagd. Dazu kommt eine kleine Bezahlung: Die Fischer*innen berichten, dass die Delfine häufig einige Fische aus den Netzen nehmen.
Die Forscher*innen haben aber auch festgestellt, dass es immer weniger Delfine gibt, die mit den Fischer*innen zusammenarbeiten. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es wegen der Überfischung durch kleine und industrielle Fischer*innen immer weniger Meeräschen gibt. Dadurch werden die Möglichkeiten für die gemeinsame Jagd seltener, und Fischer*innen mit weniger Erfahrung erkennen die Hinweise der Delfine schlechter.
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Was bringt’s?
Es gibt zwar theoretische Modellierungen zu Interaktionen zwischen Menschen und wilden Tieren, aber wissenschaftlich beobachtet wurden sie bisher selten. Die Ergebnisse der Forscher*innen sind auch für Naturschützer*innen nützlich. Denn sie können in Regionen, in denen Tiere und Menschen noch zusammenarbeiten, diese Traditionen fördern und die Bedingungen für ihr Weiterbestehen schaffen. So profitieren die lokalen Gemeinschaften und die Tiere gleichermaßen.
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