Panzer, Maaßen und Diether Dehm: Schwere Prüfung für die CDU

Friedrich Merz hält das Maß für voll und Maaßen soll gehen. Welche Zukunft blüht dem nun? Und werden Scholz’ Panzer in die Geschichtsbücher eingehen?

CDU-Bundesvositzender Friedrich Merz spricht an einem Pult

Findet, Maaßens Gedankengut habe in der CDU keinen Platz mehr: CDU-Chef Friedrich Merz Foto: Monika Skolimowska/dpa

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Friedrich Küppersbusch: Kanzler Scholz wird von allen Seiten kritisiert.

Und was wird in dieser besser?

Kanzler Scholz wird von allen Seiten kritisiert.

Nach langem Zögern hat sich der Bundeskanzler Olaf Scholz dazu entschlossen, Panzer an die Ukraine zu liefern. Wie wird das in die Geschichtsbücher eingehen?

Es waren 20 Monate von Habecks Ruf nach „Defensivwaffen“ über die Schwelle hin zur Lieferung erklärter Angriffswaffen. Der Krakel dazwischen wird den Geschichtsbüchern kaum Fußnoten wert sein; allenfalls Scholz’ Bemühen, im Tumult die historische Dimension der Kehrtwende im Auge zu behalten. Putinversteher aller Couleur spekulieren über „rote Linien“ des Angriffskriegers: sie zu wahren, sie endlich zu überwinden. Bei der Gelegenheit zu fragen, ob wir selbst welche haben, ist nicht unmoralisch.

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz forderte Hans-Georg Maaßen öffentlich zu einem Parteiaustritt auf. Das Maß sei voll, seine Sprache und sein Gedankengut hätten in der CDU keinen Platz mehr. Wie geht es nun mit Maaßen weiter?

Für Nazis oder Islamisten gibt es Aussteigerprogramme, Maaßen hilft keiner. Wenn am Ende der Karriere noch so viel Ehrgeiz übrig ist, trösten lange Spaziergänge und Aquarellmalerei nicht jeden Sarrazin oder jede Steinbach über ihren Lebensirrtum hinweg: dass die Welt auf sie warte. Maaßen ist als CDU-Kandidat in Thüringen gescheitert, sein Verlag warf ihn endlich als Grundgesetz-Kommentator raus, und sein Nachfolger Haldenwang findet ihn schädlich für den Verfassungsschutz. Sein schmales politisches Programm: „Die AfD soll CDU heißen“, kann er jetzt als Chef der „Werte-Union“ predigen. So wird er sich als schwere Prüfung für CDU-Chef Merz noch mal wichtig machen. Dabei verbindet beide: die Besessenheit, Krieg gegen die Vergangenheit zu führen. Und die heißt Merkel.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan verhindert den Nato-Beitritt von Schweden und Finnland. Daraufhin erklärte Finnland, dass es auch ohne seinen Sitznachbarn beitreten würde. Soll Finnland für sein unsolidarisches Verhalten einen Platzverweis bekommen?

Finnland war jahrhunderte­lang schwedisch okkupiert, dann russisch. Beides muss so toll gewesen sein, dass sie sich zwischendurch freiwillig einen deutschen König wählten. Der „Winterkrieg“ 1939/40 gegen die Sowjets begründete die Nation, die „sisu“ tickt: hartnäckig, unbeugsam, mutig. Dass die Finnen also ein Solo androhen, Schweden düpieren und Russen trotzen – mag nicht überraschen. Eher schon: Wir gehören einem Militärbündnis an, dem ein Quartalsirrer auf der Nase herumtanzen kann. Erdoğan, so raunt es, muss sich im Mai erst mal ein Wahlergebnis zusammengaunern.

Der Konzern Meta, zu dem Facebook und Instagram gehören, hat die Accounts des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump wieder freigeschaltet. Die Rückkehr könnte Trump viel Geld einbringen, da er über Facebook große Spenden kassiert. Dauert es noch lange, bis Donald Trump Twitter kauft?

Ja. Trump ist auch big spender bei Facebook, laut Washington Post hatte er seit 2018 159 Millionen Dollar an Werbung geschaltet dort. Um, wiederum, Spenden zu generieren. Facebook sei alt, männlich, konservativ und vor allem eine Win-win-Situation für beide. Finanziell – als Propagandainstrument dagegen sei man da unter sich und eh alles dufte. Es ist wie eine Imbissstube, die überlegt, einen Gast wieder reinzulassen, der regelmäßig alles vollkotzt. Nicht appetitlich, macht aber Aufsehen.

Der ehemalige Linken-Abgeordnete Diether Dehm erstattete Anzeige gegen den Sänger Florian Silbereisen. Der Grund: Silbereisen weigerte sich, im Song „1000 und 1 Nacht (Zoom!)“ das Wort „Indianer“ auszusprechen. Hat es der Musikagent nicht gecheckt?

Respekt, Halunke! Dehm hat zum Beispiel eine deutsche Version des Partisanenklassikers „Bella ciao“ vorgelegt und gesanglich vollstreckt, in der keine Zeile dem Original entspricht. Nur ist der Autor der Widerstandshymne unbekannt und tot, woran Florian Silbereisen noch ein Stück zu arbeiten hätte. Wie man hier gerade liest, lohnt es medienökonomisch also bedeutend mehr, prominente lebende Gegner anzufiesen, um einen abgestandenen Gag abzufeuern. Indianerehrenwort.

Und was machen die Borussen?

Geht Kapitän Reus, wie Gerüchte wabern, im Sommer, wird die Planstelle des gebürtigen Pflicht- und Vorzeigedortmunders vakant: Zorc, Götze, Großkreutz, Reus, Ende.

Fragen: Shoko Bethke

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Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

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