Erdbeben, G+J und Berlinwahl: Männer, die gut altern

Basketballer LeBron James knackt den NBA-Punkterekord. Und wie läuft es bei den deutschen Sportlern? Und an Zeitungskiosken wird es künftig leerer.

Ex-Fußballer Oliver Kahn vor einem FC Bayern München Logo

Oliver Kahn: Ein Beispiel für gutes Altern im Sport? Foto: Ulrich Wagner/imago

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Friedrich Küppersbusch: Naturkatastrophe.



Und was wird besser in dieser?

Mensch verzichtet auf selbst gemachte.

Noch finden Bergungsarbeiten in Syrien und in der Türkei statt, doch die Hoffnung auf die Rettung Überlebender schwindet. Nebenbei schränkt Erdoğ an Twitter ein, verhaftet Journalist*innen, soll kurdische Gebiete bombardieren. Zusätzlich kommt kaum Hilfe in den Rebellengebieten Syriens an. Schauen wir weg?

Eine Nato mit der Erdoğan-Türkei als Mitglied ist keine Wertegemeinschaft, sondern ein blankes Militärbündnis. Das ist traurig und Erdoğan aber schön egal, so lange er sich circa alles rausnehmen kann. Er hat einen „Freund“ in Russland, flirtet mit China, wandelt die Türkei in eine Diktatur und hat wahrscheinlich bald raus, dass hinter der Katastrophe die Gülen-Bewegung, Kurden oder die USA stecken. Manche hoffen auf die Wahlen im Mai – manche befürchten seinen Sieg dort. Er weiß es auch nicht und streut, sie könnten verschoben werden. Abwarten ist zu wenig.



Über Amerika schwebte ein chinesischer Spionageballon. Angeblich soll es noch viel mehr davon geben, klagt die US-Regierung. Haben Sie je von Spionageballons gehört?

Kenne ich seit 2000 Jahren, als der natürlich chinesische Feldherr Kong Ming, von Feinden umzingelt, mit „Himmelslaternen“ Hilfe herbei rief. Daran erinnert das Laternenfest, das die Chinesen, traun fürwahr, just Mitte Februar begehen: Viele Laternen sind mit spannenden Rätseln versehen, und wer sie löst, bekommt ein kleines Geschenk. Das ist immer ein großes Hallo und diesmal macht die ganze Welt mit. Die inzwischen drei Objekte sind für Wetterballons zu groß; Forschungsballons dagegen kann der Pilot ferngesteuert platzen lassen. Bleibt als Erklärung, warum der Chinese es tut: Weil er es kann. USA und China sind im Technologiekrieg, streiten über Taiwan und die Haltung zum Krieg in der Ukraine. Vor jeder weiteren Aufklärung sind die Dinger jedenfalls also schon mal: bauchige Stinkefinger.



RTL Deutschland kündigt trotz Protesten Hunderten Mit­ar­bei­te­r*in­nen und stampft Dutzende Magazine ein. Welche Zeitschrift werden Sie am meisten vermissen?

Die ganze Gruppe hat sich von dunnemals „relevant“ zu heute „interessant“ runtergeschrieben, mit reichlich line extensions Richtung „unbekannt“. Die Erfolgsmarken GEO, Brigitte und Stern faserten und faselten aus, da werden sich keine vieltausendköpfigen Marschsäulen zum Protest gen Gütersloh formieren. Konkurrent Springer verbrannte Milliarden beim Einstieg ins TV-Geschäft, übersprang es schließlich und verramschte einen Bahnhofskiosk voller Altpapier überteuert an die Funke-Gruppe. Heute verdienen sie digital Geld und halten sich ein paar Zeitungchen aus Nostalgie. Bertelsmann scheitert nun anders genauso an der Flause, erfolgreiche Print-Titel eins zu eins in Bewegtbild-Formate umzutopfen: Es sind zwei sehr unterschiedliche Gewerke, und erst recht sind Nischenblätter keine Mainstream-Shows. 11 Freunde und Landlust waren Start-ups, die dem Riesen Gruner + Jahr vormachten, wie man erfolgreiche Titel lanciert. Nun will er sie wieder verkaufen, vulgo: G&J hat dem Erfolg dieser Titel nichts anhaben können. Das ist ein wenig wenig.

Manche beim RBB hätten am Berliner Wahlsonntag wegen der hohen Sichtbarkeit gern gestreikt – wäre das eine kluge Idee für den angeschlagenen Sender gewesen?

Moooooment! Landesvorsitzender des streikenden DJV Berlin ist taz-Kolumnist Steffen Grimberg. In welcher Disclaimer-Hölle landen wir denn jetzt?! Die Idee, die Wahlsendungen ausfallen zu lassen, ist ungefähr Pfaffenstreik zu Weihnachten, über das dann Steffen kolumnieren, was wiederum ich kommentieren, worauf – äh. Streikt einfach!



Der US-Basketballer LeBron James knackt den NBA-Punkterekord. Er ist 38 und damit zwei Jahre älter als Manuel Neuer, der sich zurzeit nicht mit Rekorden, sondern mit Larmoyanz hervortut. Wie geht gutes Altern?

Leider: so wie Oliver Kahn. Er schluckte 2006 die Rückstufung auf Nummer zwei bei der WM hinter Jens Lehmann. „Das Wohl der Mannschaft geht vor“ – diese Einsicht machte ihn perspektivisch reif für den Vorstandsvorsitz des FC Bayern und moralisch integer, nämliches nun von Neuer zu erwarten. Könnt ihr auch mal Fragen stellen, wo ich den FC Bayern nicht loben muss?

Und was macht der BVB?

Der Fanshop bietet zum Valentinstag unter anderem den stark heruntergesetzten BVB-Weihnachtspulli. Echte Liebe.



Fragen: Anton Kämpf

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Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

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