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Bob-WM in der SchweizFrauen müssen alleine fahren

Männer im Vierer, Frauen im Einer: Im Bobsport gehen vor der WM in St. Moritz die Diskussionen über den Sinn des Monobob weiter.

Frauenfahrzeug: Monobob gibt es nur für Sportlerinnen Foto: dpa/Michael

So lässt sich eine Bronzemedaille erklären. „Meine zwei Fahrten waren wirklich schlecht“, sagte Monobobfahrerin Kim Kalicki aus Wiesbaden. „Zudem hatte ich Probleme mit dem Nebel und meinem Visier am Helm.“ Dem Augenschein nach wurde Kalicki auch gar nicht Dritte, sondern Siebte. Auch die neue Europameisterin Laura Nolte wurde am Wochenende in Altenberg nicht nur Zweite, sondern musste Kaillie Humphries (USA) gratulieren.

EM und Weltcup wurden nämlich zusammen ausgetragen. Da kann also Mono-Olympiasiegerin Humphries vor der Zweier-Olympiasiegerin Nolte einkommen – und dennoch sind alle zufrieden. Sogar Kim Kalicki ist nicht ganz ohne Zuversicht, denn alle holen sich derzeit den Feinschliff für die WM, die am 26. Januar im schweizerischen St. Moriz beginnt. „Ich bin sehr zufrieden, die erste Fahrt war überhaupt nicht gut, ganz anders als letzte Woche und im Training“, sagte Nolte. „Im zweiten Lauf habe ich dann gezeigt, dass es geht. Es gibt mir ein gutes Gefühl in Richtung WM.“

Erst vor zwei Jahren, bei der WM 2021, die auch in Altenberg stattfand, wurde erstmals ein WM-Titel im Monobob vergeben. Kaillie Humphries war die historische Siegerin. Monobob sorgt auf den ersten Blick für etwas, das man Geschlechtergerechtigkeit nennen könnte: Die Männer haben schon seit jeher ihren Zweier- und Viererbobwettbewerb. Die Frauen mussten sich erst ihre Plätze im Zweier erkämpfen (2002 erstmals olympisch), der Vierer bleibt ihnen verwehrt, wenn man von sporadischen Mixedwettbewerben absieht, die nicht zur WM oder zu Olympia gehören.

Ihnen bleibt der Monobob, und der ist, was Erwachsenensport angeht, rein weiblich. Die einen loben das: Es sei ein guter Einstieg in diesen Sport, und es führe weg von der Wahrnehmung des Frauenbobs als irgendwie zweitklassig. Doch es gibt auch Kritik. Zweierbob-Olympiasiegerin Mariama Jamanka glaubt, dass dieser Sport zu früh aus dem Boden gestampft worden sei und entsprechend das Leistungsniveau noch nicht so hoch sein könne. Außerdem sei Bobfahren doch, auch wenn die Piloten und Pilotinnen oft im Mittelpunkt stehen, immer noch ein Teamsport, und das fehle beim Monobob ja völlig. Jamanka kämpft für einen Frauen-Viererbob.

Wie auch immer: Mit Kaillie Humphries und Laura Nolte hat das noch sehr junge Monobob hochklassige Sportlerinnen, und bei der anstehenden WM in St. Moritz werden sie zu sehen sein.

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