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Sabotage kritischer InfrastrukturNancy Faeser, übernehmen Sie!

Tanja Tricarico
Kommentar von Tanja Tricarico

Die Attacke auf die Deutsche Bahn hat schmerzlich sichtbar gemacht, wie verletzbar unsere Versorgung ist. Ganz gleich, woher solche Angriffe stammen.

Die Bahn gehört eindeutig zur kritischen Infrastruktur Foto: Bodo Marks/dpa

S eit Jahren fordern Ex­per­t:in­nen verbesserte Schutzmaßnahmen für unsere kritische Infrastruktur. Mühsam machten sie auf vulnerable Strukturen bei Energieversorgern, Transportunternehmen, in Verwaltungssystemen aufmerksam. Passiert ist wenig. Letztlich wurde die Pflicht, für Schutzmaßnahmen zu sorgen, vor allem an die Betreiber abgeschoben. Und die wurden nur leidlich kontrolliert. Nun hat es also die Deutsche Bahn erwischt. Etliche Verbindungen fielen aus, Fahrgäste strandeten an den Bahnhöfen. Natürlich können nicht alle Bahntrassen vor Sabotageattacken wie dieser geschützt werden, zentrale Punkte des Betriebs aber schon.

Spätestens seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar auf die Ukraine ist klar, dass Krieg nicht nur mit Panzern und Maschinenpistolen auf dem Schlachtfeld geführt wird, sondern auch Systeme angegriffen werden, die unser alltägliches Leben betreffen. Und dazu gehört nun mal die kritische Infrastruktur.

Ob die Bahnattacke im Zusammenhang mit dem Kriegsgeschehen zu sehen ist, es sich um eine politisch motivierte Sabotage handelt oder schlicht Kriminelle am Werk waren, ist noch unklar und die Aufklärung wird dauern. Dennoch macht der Streckenausfall erneut schmerzlich sichtbar, wie verletzbar unsere Versorgung ist.

Weichgespülte Forderungen, Schönrednerei und Betroffenheitsbekundungen reichen nicht mehr aus. Der Gesetzgeber ist gefragt, endlich schnell umsetzbare Maßnahmen von den Betreibern zu fordern und diese darin zu unterstützen. Das bedeutet auch, Geld lockerzumachen. Der Vorschlag der Grünen, einen Teil des 100 Milliarden Euro schweren Sondervermögens, das nur wenige Tage nach Kriegsbeginn von Bundeskanzler Olaf Scholz angekündigt wurde, auch für den Bevölkerungsschutz einzusetzen, muss ernsthaft in Betracht gezogen werden.

Gefordert ist nun einmal mehr Bundesinnenministerin Nancy Fae­ser (SPD), denn in ihr Ressort fällt der Schutz der kritischen Infrastruktur. Sie muss dafür sorgen, dass Unternehmen, die Länder und Ex­per­t:in­nen zusammenarbeiten. Bevor es zu weiteren Schäden kommt.

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Tanja Tricarico
Ressort ausland
Schreibt seit 2016 für die taz. Themen: Außen- und Sicherheitspolitik, Entwicklungszusammenarbeit, früher auch Digitalisierung. Seit März 2024 im Ressort ausland der taz, zuständig für EU, Nato und UN. Davor Ressortleiterin Inland, sowie mehrere Jahre auch Themenchefin im Regie-Ressort. Privat im Einsatz für www.geschichte-hat-zukunft.org
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6 Kommentare

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  • Eins zwei: Zauberei!



    " Der Gesetzgeber ist gefragt, endlich schnell umsetzbare Maßnahmen (...) zu unterstützen."



    Die Ampelregierung ist in einer Krise gestartet und weitere kamen hinzu.



    Über mangelnde Arbeit und ausgearbeitete Lösungen können die Regierungsmitglieder wohl nicht klagen .



    Nancy Faeser erscheint mir als eine sehr aktive Ministerin .



    Der Zivilschutz wird umgebaut, Gleiches gilt für die Cybersicherheit.



    Infrastruktur schützen. Ein großes Wort. Wo fängt das an, wo hört das auf?



    Drohnenüberwachung des gesamten Bahn- und Autobahnnetzes?



    Luftabwehrgeschütze an AKWs, Kohle-und Gaskraftwerken?



    Wie schon in einem anderen Artikel erwähnt, die Heinzelmännchen sind hier in Köln ausgezogen.



    Vielleicht findet Ihr BerlinerInnen sie ja unter irgendeinem Bett



    Ab dann sind einfache Lösungen für komplexe Probleme wieder möglich.



    Die Welt staunte ja schon über Eure effiziente Flughafenbauweise...

    • @Philippo1000:

      Nun ja, geht vielleicht nicht alles über Nacht (wobei die meisten Ideen natürlich seit vielen Jahren bekannt sind), aber man könnte ja mal anfangen auf Leute zu hören, die sich mit sowas auskennen. Z.B.: ag.kritis.info/politische-forderungen/

      Und Stichwort "Nancy Faeser ... sehr aktive Ministerin":



      Stattdessen müssen wir mühsam Abwehrkämpfe gegen den drölftausendsten Versuch führen, doch die VDS gegen alle Vernunft und Verfassungen einzuführen.

      • @sponor:

        Tja, wenn die meisten Ideen, Ihrer Meinung nach, schon seit Jahren bekannt sind, wäre es evtl. schon Aufgabe der Vorgänger im Amt gewesen, hier zu agieren.



        Aber klar, wenn wir grad 4 Krisen haben, bitte diese auch noch über Nacht lösen, Hauptsache Irgendjemand Anderes ist verantwortlich.



        Was die Vorratsdatenspeicherung betrifft, die ja wenn nur noch in kleinem Rahmen stattfinden könnte - wo ist das Problem?



        Ein Großteil unserer Gesellschaft stellt global agierenden Firmen sämtliche Informationen über sich selbst zur Verfügung.Außerdem verraten uns Hinz und Kunz in den sozialen Medien alles über sich, was man/ frau nicht wissen will.



        Sich da über Vorratsdatenspeicherung noch autzuregen, ist einfach fern jeder Realität!

  • Das ist ein Angriff Russlands. Was müssen jetzt die Konsequenzen sein?

  • Nun, ich neige nicht zu Verschwörungstheorien.



    Nachdem ich Böhmermann zum Thema Cybersicherheit gesehen hatte kam erst der Gedanke war das jetzt Fake? Scheint nicht so.



    ab 11:08



    www.zdf.de/comedy/...ober-2022-100.html



    Einen Tag später Zugstillstand. Dann kam das mit den Kabeln. Vielleicht eine halbe Ente und doch ein Cyberangriff? So ein Reparaturzelt ist schnell hingestellt.

    • @Ringelnatz1:

      Irgendwie ist das gruselig!



      Pressekonferenz mit Arne Schönbohm nach Video von Jan Böhmermann abgesagt



      www.handelsblatt.c...icht/28732158.html



      Chef der Cybersicherheitsbehörde droht das Aus – wegen möglicher Kontakte zu russischen Geheimdienstkreisen.



      Irgend wie verarschen die uns.



      Ich sehe das große Gebäude in der Chausseestraße und dann kommt -Böhmi- und es tut sich was.



      Wahrscheinlich Desinformation!