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Klimastreik in HamburgDemo zur Rettung der Welt

Mindestens 15.000 Menschen haben in Hamburg für Klimagerechtigkeit demonstriert. Fridays for Future kritisieren Trägheit der Politik.

Unzufrieden mit der Politik: Teil­neh­me­r:in­nen des Klimastreiks in der Hamburger Innenstadt Foto: Marcus Brandt/dpa

Hamburg taz | „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“ Mit diesem und anderen Slogans will Fridays for Future (FFF) auch in diesem Jahr wieder auf die drohende und teilweise schon spürbare Klimakrise aufmerksam machen.

In Hamburg sind die Veranstalter nicht nur stolz darauf, dass sie schon zum elften Mal und seit vier Jahren auf die Straße gehen. „Es ist super, hier mit euch zu sein, aber ich habe so langsam keine Lust mehr“, sagt Annika Kruse, Aktivistin erster Stunde, auf der Bühne. „Seit vier Jahren ist nichts passiert.“

Auf 20.000 Teil­neh­me­r*in­nen hofften die Organisator*innen. Bis zum Demobeginn sind nur wenige Menschen auf die Willy-Brandt-Straße gekommen, aber schnell füllt es sich. Fridays for Future spricht später am Freitagnachmittag von 19.000 Teilnehmern, die Polizei von 15.000.

„Ich konnte von der Bühne aus nicht das Ende der Menschenmenge sehen“, freut sich Kruse. Thematisch präsentiert FFF wie immer einen breiten Themenkatalog: Krieg in der Ukraine, Flutkatastrophe in Pakistan, Proteste für Frauenrechte im Iran – alles hängt laut den Fridays for Future mit allem zusammen.

Demo-Plakate zum Ausleihen

Die De­mons­tran­t*in­nen geben ihre Anliegen mit kreativen, bunten und selbst gebastelten Plakaten wider. Wer sich selbst keines mitbringen konnte, kann sich dieses Mal sogar eines ausleihen. Max leiht selbst gebastelte Plakate „auf Vertrauensbasis“ aus. Die Menschen würden diese auch zurückbringen, sagt er.

Seit einem Jahr ist er dabei. Obwohl viel schief laufe in den politischen Entscheidungen habe er keine Wut im Bauch. „Ich empfinde hier ein tolles Gefühl des Zusammenhalts“, sagt er euphorisch. „Heute wird riesig.“

Auf der Bühne tritt derweil ein bunter Mix aus Aktivist*innen, Wis­sen­schaft­le­r*in­nen und Mu­si­ke­r*in­nen auf. Sie rufen zur Solidarität mit Mahsa Amini, der in Polizeigewahrsam getöteten Frau im Iran, auf. Sie reden über die psychischen Folgen der Klimakatastrophe. Und sie greifen Finanzminister Christian Lindner (FDP) sowie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) scharf an:

Scholz spiele Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen und Menschen, die in Sorge wegen steigender Stromkosten sind, gegeneinander aus. Lindner hat die Aktivisten mit seiner Aussage über eine angebliche „Gratismentalität“ bei der Diskussion um das 9-Euro-Ticket vergrätzt.

Klimakrise ist Ernährungskrise

Die Forderungen von Fridays for Future haben sich seit den ersten Protesten vor vier Jahren nicht geändert: „Wir fordern, dass das 1,5-Grad-Ziel eingehalten wird“, sagt Kruse. Die Klimakrise sei auch in Hamburg spürbar, es sei deutlich heißer geworden. Dass der Hamburger Senat erst 2050 Klimaneutralität erreichen möchte und damit sogar noch hinter dem Ziel der Bundesregierung bleibt, sorgt bei Fridays for Future für Unverständnis.

Der Krieg in der Ukraine bringe eine neue Dimension in den Klimaprotest. „Autokratien finanzieren ihre Regime mit fossilen Brennstoffen; erneuerbare Energien sind deswegen wichtig, um eine friedliche Welt zu erreichen“, sagt die Aktivistin Kruse. Ein „weiter so“ dürfe es nicht geben. Auch Atomkraftwerke zur Überbrückung der Energiekrise lehnt Fridays for Future ab.

Klimakrise heißt auch Ernährungskrise. „Wieso können wir 56 Milliarden Nutztiere ernähren, aber nicht acht Milliarden Menschen?“, heißt es auf einem Plakat. Eine Gruppe Ak­ti­vis­t*in­nen in Tierkostümen möchte genau diesen Widerspruch auflösen. „Die Massentierhaltung ist ein Klimakiller“, sagt einer von ihnen, der sich Sebo nennt. „Und die Klimakrise sorgt mit Dürren dafür, dass viele Menschen keine Nahrung mehr haben.“

Deswegen fordern er und seine Mit­strei­te­r*in­nen einen sofortigen Stopp aller Subventionen für Tierprodukte. Krieg, Klimakrise und Massentierhaltung seien alles Folgen eines Systems der Unterdrückung. „Wir Ak­ti­vis­t*in­nen leisten wertvolle Arbeit und dafür werden viele von uns auch noch verhaftet“, sagt Gürkchen, die mit Sebo unterwegs ist.

Nach einer guten Stunde wird aus der Kundgebung ein Demozug durch die Stadt. Annika Kruse ist sich sicher, dass Fridays for Future stark aus der Corona-Krise gekommen ist. „Ich bin sehr zufrieden und sehr glücklich, dass so viele Menschen gekommen sind“, sagt sie.

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