: 5-Minuten-Attacke auf trans Frau?
Nach dem Angriff in einer Bremer Straßenbahn dauern die Ermittlungen zum Tathergang an. Unklar ist noch, wie viele Kinder an der Tat beteiligt waren, doch vier Verdächtige wurden schon identifiziert
Von Eiken Bruhn
Wie lange dauerte eigentlich der Angriff auf die trans Frau in einer Bremer Straßenbahn Anfang September? Diese Frage ist nach wie vor nicht beantwortet – und wurde bisher auch nicht gestellt. Sie fehlt etwa in einer Berichtsbitte zum Tatvorgang, die die FDP an Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) gerichtet hatte. Am Mittwoch wurde der Bericht den Parlamentsabgeordneten in der staatlichen Innendeputation vorgestellt.
Darin heißt es, der Täter hätte ihr das Nasenbein gebrochen, sie musste ambulant in einem Bremer Krankenhaus behandelt werden. Zudem sei ihre Brille stark beschädigt worden. Sie sei als „scheiß Transe“ beleidigt worden und aufgefordert worden, die Perücke abzunehmen. Die Polizei hatte zuvor gemeldet, die jugendlichen Täter im Alter zwischen zwölf und 14 Jahren hätten ihr die Perücke vom Kopf gerissen.
Das alles soll sich während einer fünfminütigen Fahrt zwischen den Haltestellen Domsheide in der Innenstadt und Schwankhalle auf der anderen Weserseite in der Neustadt abgespielt haben.
Offenbar – so wurde es der taz geschildert – haben aber die Kinder eine Haltestelle zuvor die Türen aufgehalten, sodass die Straßenbahn eine Zeit lang nicht weiterfahren konnte. Ob das stimmt und für wie lange, konnten weder Polizei noch Staatsanwaltschaft bisher auf Nachfrage sagen. Die Tatdauer sei Gegenstand der Ermittlungen, so ein Polizeisprecher zur taz.
Unklar ist derzeit auch noch, wie viele Kinder sich an der Tat beteiligt hatten. Die Polizei geht von einer etwa 15-köpfigen Tätergruppe aus, anhand von Videoaufnahmen seien vier Jungen identifiziert worden. Mädchen scheinen nicht beteiligt gewesen zu sein.
In dem Bericht an die Innendeputation heißt es jetzt, einige aus der Gruppe hätten in die „Auseinandersetzung eingriffen und die Geschädigte nicht attackiert“. Aufgrund der „diffusen und unübersichtlichen Gesamtsituation“ sei aber nicht erkenntlich, ob sie ihr helfen wollten.
Auf den Videoaufzeichnungen ließen sich laut dem Bericht an die Innendeputation zudem drei Personen „feststellen, die der Geschädigten zur Hilfe eilten und in das Geschehen eingriffen“.
Die Tat habe sich in einem hinteren Teil der Straßenbahn abgespielt. Der Straßenbahnfahrer habe gesagt, dass er nicht erkennen konnte, was dort passierte.
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