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Brennpunkt-Projekt im Görlitzer ParkSafe Space im Görli

Bei Sport 365 kann je­de*r im Görlitzer Park Sport treiben – kostenlos. Das Projekt holt Kinder von der Straße. Doch für den Winter fehlt ein Dach.

Ein Ort, an dem viel zusammenkommt, im Guten wie im Schlechten: der Görlitzer Park in Kreuzberg Foto: picture alliance/dpa | Monika Skolimowska

Berlin taz | Mehrere Kinder bilden eine Traube um Jamal Kamani. Sie reden auf ihn ein und zerren an ihm herum. Als man dazukommt, rufen sie: „Jamal ist der Beste! Jamal ist der King!“ Jamal Kamani ist Projektleiter der Sportanlage Sport 365 im Görlitzer Park. Er sagt: „Das ist ein Safe Space hier. Mir lagen schon Mütter in den Armen, die mir emotional dafür gedankt haben, dass es uns gibt.“ Auf Aushängen wird extra darauf hingewiesen: keine Drogen, keine Zigaretten, kein Alkohol.

Kamani leitet seit 2021 ein erstaunliches Projekt, hier, mitten im Görli, der sonst immer nur im Gerede ist, wenn es um Dealer und Gewalt im Park geht. Auf einer Fläche von insgesamt 6.000 Quadratmetern, die vom übrigen Park abgezäunt ist, kann man Fußball, Basketball und Beachvolleyball spielen. Außerdem stehen überdachte Tischtennisplatten zur freien Verfügung, ein Kicker und sogar ein Billardtisch. Equipment wie Bälle und Schläger kann man entleihen. Das ganze Angebot ist kostenlos.

Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, die Landeskommission Berlin gegen Gewalt und die Senatsverwaltung für Inneres und Sport kooperieren als Träger des Projekts mit Sport 365, einer Unterabteilung des Sportvereins Turngemeinde in Berlin 1848 e.V. (TiB). Die Idee von Sport 365 ist es, das Treiben von Sport im öffentlichen Raum zu ermöglichen, „niedrigschwellig und unkompliziert“, wie Kamani es beschreibt. Wer auf der Sportanlage im Görli vorbeischaut, ist kein Vereinsmitglied, sondern in den Worten Kamanis ein „Community member“. Und das kann jeder und jede sein, auch die Dealer – solange sie sich an die Regeln halten: „Wir schließen niemanden aus, alle sind willkommen“, so Kamani.

Die Sache läuft: Im vergangenen Jahr wurde die Anlage peu à peu in Betrieb genommen, eine Zeit lang habe man sich die Fläche noch mit Hundebesitzern geteilt, so Kamani. Seit ein paar Monaten regiert an dieser Stelle allein der Sport. Von 13 bis 21 Uhr ist hier jeden Tag geöffnet.

Voll ist es beinahe immer hier: Auf einem der Basketballcourts treten zwei spontan zusammengewürfelte Teams gegeninander an, einen weiteren teilen sich ein junger Mann und ein Mädchen, die beide abwechselnd versuchen, den Ball im Korb zu versenken. Die Tischtennisplatten sind sowieso immer belegt. Die Schläger, die man bekommt, mögen ihre besten Tage schon hinter sich haben, aber ein Ehepaar aus der Nachbarschaft sagt, die Platten hier seien besser als in ihrem Tischtennisverein. Drei junge Frauen aus Kreuzberg sind ebenfalls begeistert – sie wollen demnächst wiederkommen, zum Beachvolleyball spielen.

Alles blieb friedlich

Kamani sagt, als es losging mit dem Projekt, habe es Befürchtungen gegeben, dass dieses nicht funktionieren werde, hier, mitten in einem der Brennpunkte der Stadt. Aber bislang sei alles stets friedlich gewesen – abgesehen von den üblichen Rangeleien im sportlichen Eifer. Aber eine Schlägerei habe es nie gegeben, versichert er, und „auch keine Probleme mit Drogen“.

Die Idee von Sport 365 ist es, das Treiben von Sport im öffentlichen Raum zu ermöglichen: niedrigschwellig und unkompliziert“, sagt Projektleiter Kamani.

Das Ganze soll sich nun weiterentwickeln, zu einem sozialen Ort mit Leuchtturmcharakter. Kamani spricht von Graffiti-Workshops, die er hier in Zukunft auch noch anbieten möchte, und sogar von einem kleinen Musikstudio auf dem Gelände.

Doch vorerst stellt sich eine ganz andere Frage. Sport 365 steht dafür, der Name deutet es bereits an, das ganze Jahr über Sportmöglichkeiten anbieten zu können, also auch im Winter. Doch Ende Oktober wird es kritisch, glaubt Kamani. Die Idee ist deswegen, große Teile der Sportanlage zu überdachen, etwa mit einem Zelt, ausgestattet mit einer energiesparenden Heizung. Damit die Kinder hier auch im Winter einen „Safe Space“ haben. Und alle, die ebenfalls Lust darauf haben, sich auch in den kalten Monaten fit halten zu können.

Aber ganz so einfach wie erhofft ist das nicht. „Die Frage der Überdachung ist umweltrechtlich und baurechtlich komplex, da es sich hier um Baumaßnahmen im Außenbereich handelt“, sagt ein Pressesprecher des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg auf Anfrage. Zudem sei “vereinbart, dass zunächst eine positive Evaluation vorliegen muss, bis über das weitere Vorgehen entschieden wird. Hierzu wird es im Oktober ein Treffen zwischen Bezirk und Verein geben.“

Wenn man sieht, wie gut es hier läuft und wie groß der Zuspruch ist, kann man nur hoffen, dass es klappt mit dem Dach über den Sport treibenden Köpfen – am besten, bevor der Winter kommt.

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1 Kommentar

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  • Wie soll ein Zelt energiesparend geheizt werden? Das halte ich für unrealistisch.