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Maroder Zustand der UnterkunftEine lange Mängelliste

Hamburg fehlen Betten für Geflüchtete. Dennoch fordert eine Initiative die Schließung einer Containerunterkunft. Der Zustand sei „menschenunwürdig“.

Für Kinder gefährlich: Kaputte Steckdose in der Unterkunft Curslack II Foto: Black Community Hamburg

Hamburg taz | Marode Waschbecken, eine herausgerissene Steckdose, kahle, kleine Räume: Das zeigen jüngst veröffentlichte Bilder aus der Containerunterkunft Curslack II. Die Unterkunft im Hamburger Bezirk Bergedorf steht schon lange in der Kritik. Black Community Hamburg, eine Initiative Schwarzer Hamburger*innen, fordert nun die sofortige Schließung der Unterkunft. Dies kommt zu einer Zeit, in der Hamburg händeringend auf der Suche nach Unterkünften für Geflüchtete ist.

Aufgrund der hohen Zahl ukrainischer Geflüchteter ist die Situation in Hamburg bei der Unterbringung sehr angespannt. Die Stadt ist deshalb auf neue Unterkünfte angewiesen. Dafür werden auch neue Containerunterkünfte in Erwägung gezogen, wie die städtische Betreiberfirma der Unterkünfte, Fördern & Wohnen, auf Nachfrage angibt: „Container, Hotel oder Mietshaus – wir brauchen jeden Platz und prüfen laufend die Möglichkeiten.“

Grund für die Forderung, die Unterkunft Curslack II sofort zu schließen, ist die „menschenunwürdige Unterbringung“. Laut Black Community Hamburg entspricht die Größe der Container-Zimmer mit rund fünf Quadratmetern pro Person nicht einmal den selbstgesteckten Ansprüchen von Fördern & Wohnen. Anfang des Jahres war die Unterkunft am Curslacker Deich zudem in die Schlagzeilen geraten, weil sie als dringend sanierungsbedürftig galt, wie das Hamburger Abendblatt berichtete.

Damals kündigte die Sozialbehörde umfangreiche Sanierungen an, die sie laut eigener Aussage auch durchgeführt habe. „Die uns bekannten vorhandenen Mängel wurden so weit wie möglich beseitigt“, sagt der Sprecher der Sozialbehörde, Martin Helfrich.

Kaputte Steckdosen in Kinderzimmern

Im Gegensatz dazu stehen die Schilderungen von Black Community Hamburg: Bisher sei von den Sanierungen nichts zu sehen. Die veröffentlichten Bilder zeigen Schäden an den Waschbecken und kaputte Steckdosen – in Zimmern, in denen auch Kinder unterkommen. Die Linke fordert Aufklärung und hat nun in der Bürgerschaft eine Kleine Anfrage gestellt. Deren Beantwortung durch den Senat steht bisher noch aus.

Die Unterkunft existiert seit 2013 und war eigentlich als kurzfristige Notunterkunft angelegt. Immer wieder wurde der Betrieb der Unterkunft jedoch verlängert. Mittlerweile ist die Schließung für das kommende Jahr 2023 angekündigt.

Ein Aktivist von Black Community Hamburg sagt der taz jedoch: „Dass man die Sanierungen jetzt erwägt, deutet nicht darauf hin, dass die Unterkunft nächstes Jahr schließt.“ Laut der Sozialbehörde ist das Gelände ab dem kommenden Jahr für eine gewerbliche Nutzung vorgesehen und die Schließung der Unterkunft deshalb schon längst fest eingeplant.

Deshalb würden bereits jetzt keine Geflüchteten mehr der Unterkunft zugeteilt und die aktuell dort lebenden Menschen auf neue Unterkünfte verteilt, gibt Helfrich an. Dennoch leben zurzeit noch 212 Menschen in der Unterkunft.

Kritik kommt regelmäßig

Viele von ihnen leben bereits seit mehreren Jahren dort: Laut Black Community Hamburg leben 33 Familien bereits mehr als drei Jahre in dem Containerdorf, das eigentlich nur als temporäre Unterkunft gedacht war. Dass Geflüchtete zwei bis drei Jahre in den Unterkünften verbringen, ist auch laut Fördern & Wohnen keine Seltenheit. „Viel hängt von der Größe der Familie, von Aufenthaltsstatus und Wohnberechtigung ab. Manche Menschen verweilen nur einige Wochen, manche etliche Jahre“, gibt Susanne Schwendtke von Fördern & Wohnen auf Nachfrage der taz an.

Janine Wagener vom Flüchtlingsrat Hamburg fordert deshalb eine ausnahmslose Unterbringung von Geflüchteten in Wohnungen. Eine Unterbringung in Containern sei „wenn überhaupt nur für kürzeste Zeit“ angemessen, so Wagener.

Einfache Containerbauten mit Gemeinschaftsbädern und -küchen wie Curslack II gebe es zurzeit in Hamburg insgesamt vier – drei von ihnen bestehen bereits mindestens seit 2015. Einer wurde anlässlich des Kriegs in der Ukraine erst vor wenigen Wochen eröffnet, weitere Standorte werden in Erwägung gezogen. Darüber hinaus gebe es 19 weitere Container-Unterkünfte, die jedoch einen sehr viel höheren Lebensstandard böten, wie Fördern & Wohnen angibt.

Die uns bekannten vorhandenen Mängel wurden so weit wie möglich beseitigt

Martin Helfrich, Sprecher der Hamburger Sozialbehörde

Jedoch ist es nicht das erste Mal, dass Be­woh­ne­r*in­nen schlechte Zustände in Unterkünften beklagen. Neben der mangelhaften Unterbringung in der Unterkunft Curslack II kritisiert Black Community Hamburg die Sicherheitslage auf dem Gelände. Ende Juni war es zu einem tödlichen Unfall gekommen, bei dem ein Kleinkind von einem Auto überrollt wurde.

Susanne Schwendtke von Fördern & Wohnen betont, man sei über den Tod sehr betroffen und habe „umgehend Maßnahmen zum Schutz von Kindern auf dem Gelände ergriffen“. Um welche Maßnahmen es sich handelt, wurde nicht konkretisiert.

Black Community Hamburg kritisiert, dass die Spielgelegenheiten für Kinder nicht vom von Autos befahrenen Bereich abgegrenzt sind. Darüber hinaus habe Fördern & Wohnen lange Zeit keine Haustürschlüssel für die Container-Wohnungen verteilt. Bis zum Unfall seien diese nicht abschließbar gewesen, sodass Kinder unbeobachtet auf den Zufahrtsweg laufen und Personen unrechtmäßig in die Unterkunft eindringen konnten. Mittlerweile seien für die Container Schlüssel ausgegeben worden.

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3 Kommentare

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  • Warum stellt man den Flüchtlingen kein Werkzeug zur Verfügung um Trivialitäten wie eine Steckdose selbst wieder einzubauen? Dazu muss man wirklich nicht viel können, wie jeder weiß, der bereits mehrfach aus beruflichen oder persönlichen Gründen umgezogen ist.

    • @Nachtsonne:

      F&W haftet für die gesamte Anlage, wenn die Bewohner da selber reparieren und es brennt, Menschen sterben ... Oha, das wäre ziemlich schlecht.

  • "Janine Wagener vom Flüchtlingsrat Hamburg fordert deshalb eine ausnahmslose Unterbringung von Geflüchteten in Wohnungen."

    Die Forderung aufzustellen, hat was. Aber mal im Ernst: Es suchen Durchschnittshamburger oft lange nach Wohnungen, wenn die Stadt jetzt exklusiv alle Menschen, die illegal einreisen und einen Asylantrag stellen, mit Wohnungen versorgt, dann wäre das politische die Bombe schlechthin. Unterkünfte sind nie optimal, da ist so, aber Wohnungen? Wer soll die denn so schnell bauen?

    Und was ist mit den Studenten aus anderen Städten, die in miesen Zimmern hohe WG-Mieten entrichten? Müssten die dann nicht auch alle direkt mit einer Wohnung versorgt werden? Die Studentenheime wären dann doch auch nicht mehr zeitgemäß, diese kleinen Zimmer und dann auch noch Gemeinschaftsbäder, da müsste die Stadt dann auch jedem Studenten/in eine Wohnung zur Verfügung stellen.