Konzertempfehlungen für Berlin: Zusammenspiel von Ton und Bild

Bei „Heroines of Sound“ schaffen Künst­le­r*in­nen Partituren auf Basis von Graffitis. Bei „Synesthesia“ treffen Comic und Improvisation aufeinander.

Visual aus „Synesthesia"

Visual aus „Synesthesia“ Foto: Mazen Kerbaj

Seinen Auftakt hat das „Heroines of Sound“-Festival bereits am heutigen Donnerstag. Doch auch Freitag und Samstag gibt es einiges zu entdecken. Frühe und aktuelle Hel­d*in­nen elektronischer Musik stehen im Fokus – und auch ein paar verschüttete Traditionen.

Im Workshop am Samstagnachmittag (16 Uhr), zu dem man etwas musikalisches Vorwissen mitbringen sollte, etwa geht es um Keramikflöten- und pfeifen, wie sie in prähispanischen Südamerika genutzt wurden. Am Abend sorgt dann Lima – genauer gesagt die Street Art der peruanischen Hauptstadt – für Inspiration.

Komponistinnen des Kollektivs RETAMA, zusammen mit der Flötistin Macri Cáceres, der Komponistin Ana María Rodriguez und dem Ensemble KNM Berlin haben Partituren auf Basis der Graffiti geschaffen, die dort – und in Berlin – im Stadtraum zu entdecken sind (9. 7., 20 Uhr, 22 / 15 €; 2-Tagesticket, 36 / 25 €, Tickets gibt es hier, weitere Infos: www.radialsystem.de).

Und nun zur „singenden Discokugel“, wie Carsten ‚Erobique‘ Meyers gerne bezeichnet wird. Mehrere Erste Januare mussten verstreichen, ohne dass man das Neue Jahr mit einer der legendären Sausen begrüßen durfte, die der Hamburger zu diesem Anlass gerne in unsere Stadt bringt.

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Aber im Sommer feiern ist ja sowieso besser – schon gar wenn die Party auf der Freiluftbühne Weißensee stattfindet und man vorher in den See springen kann. Zu erwarten ist eine Party, bei der Erobique singt, wild sampelt und auf seinen Keyboards spielt; mit gewagten Improvisationen huldigt er dem Genre Disco. Das Publikum darf nicht nur tanzen, sondern auch mitsingen. Der Freitag ist ausverkauft, für den Samstag gibt es noch Karten (8. & 9. 7., 19 Uhr, Tickets kosten 28,20 €).

Ein spannendes Kontrastprogramm dazu erwartet Musikfreund*innen, ebenfalls am Wochenende, wenn sie etwas Offenheit für Neue Musik mitbringen. Mit Mazen Kerbaj und dem Splitter Orchester treffen nicht nur zwei zentrale Protagonisten der hiesigen Szene für zeitgenössische Improvisation aufeinander. Es gibt zudem ein spannendes Zusammenspiel von Ton und Bild.

Kerbaj ist nämlich nicht nur Improvisationsmusiker und Komponist, sondern auch Comiczeichner. Vor Ort schafft er Visuals, auf die Orchester-Musiker reagieren, und wiederum die Grundlage für weitere Visuals schaffen. Es bleibt offen, wer hier wen beeinflusst. Eine umfassende „SYNESTHESIA“-Erfahrung verspricht dieses Aufeinandertreffen in der Wabe (9. & 10. 7., 20 Uhr, VVK 12, erm. 10 €, AK 15, erm. 12 €, Tickets gibt es hier).

Und dann gibts noch den Record Release von Brezel Göring: Lebensgefährte und musikalischer Partner der viel zu früh verstorbenen Françoise Cactus. Zusammen waren sie Stereo Total. Mit ein paar musikalischen Skizzen und Instrumenten im Kofferraum machte er sich nach ihrem Tod im Februar 2021 auf in ihre französische Heimat, um ein wenig Trost zu finden.

Herausgekommen ist mit mit „Psychoanalyse (Volume 2)“ ein Album voller Lakonie und warmherzigem Galgenhumor. Darauf blitzt auch Françoise Cactus’ schön sarkatischer, stets uneitler Humor nochmal auf: „Du siehst bedrückt aus / Dabei bist Du nur verrückt / Nichts, was eine Analyse / In Windeseile geraderückt“ singt sie mit schon brüchiger Stimme in „Psychoanalyse“, dem letzten Song des Albums – und dem einzigen, in dem sie zu hören ist.

So traurig es ist, dass sie nicht mit ihm auf der Bühne stehen wird – auch der Rest dieses chansonesken Psych-Pop-Albums ist ein sehr guter Grund, am Mittwoch das://about blank zu besuchen (13.7., 20 Uhr, Tickets für 14,30 € gibt es hier).

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