Die Wochenvorschau für Berlin: Mit ganz viel Liebe
Diese Woche wird heiß: Die nächste Hitzewelle erreicht Berlin, man kann auch Klimawandel dazu sagen. Der queere CSD zieht wieder durch die Straßen.
Heiß her geht es diese Woche auch noch aus anderem Grund – der Christopher Street Day zieht wieder durch die Straßen. Nach zwei Jahren Coronapause will die queere Straßenparty am Samstagmittag ab 12 Uhr mit gut einer halben Million Menschen vom Potsdamer Platz über den Nollendorfplatz bis zum Brandenburger Tor ziehen: „United in LOVE! Gegen Hass, Krieg und Diskriminierung“ heißt das liebevoll formulierte Umzugsmotto.
Und ein bisschen LOVE kann kann ja auch nicht schaden angesichts all der Kriege und Anfeindungen in der Welt, zu denen das Patriarchat fähig ist: Die Straßenparty am Samstag ist zugleich der Schlusspunkt des ersten Pride Month Berlin, der seit Anfang Juli auf vielen Workshops und Veranstaltungen versucht hat, die Situation von queeren Menschen auf der ganzen Welt in den Blick zu nehmen. Bereits am Freitag um 18 Uhr startet auf dem Platz der Luftbrücke der Dyke-Marsch, der insbesondere auch noch mal auf die Marginalisierung von lesbischen Frauen in der queeren Szene hinweisen will. Ziel ist der Club Else am Treptower Park.
Queerer Gottesdienst
Auch einen queeren Gottesdienst wird es geben, ebenfalls bereits am Freitagabend um 18 Uhr in der Marienkirche am Alexanderplatz. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) wird da sein, Kultursenator Klaus Lederer (Linke) wird ebenfalls die Hände falten. Himmel hilf, dass das nicht alles ist, was dieser Koalition einfällt, wie man die Situation von queeren Menschen in dieser Stadt verbessern kann.
Tätig werden könnte man zum Beispiel beim Thema Transparenz: Anlaufstellen wie das queere Antigewaltprojekt Maneo oder die Registerstelle für rassistische Gewalt Reachout bemängeln, dass die Berliner Polizei derzeit keine (anonymisierten) Daten zu LSBTQ*-Hassgewalt mehr an sie weitergeben darf. Grund ist, dass der Datenschutzbeauftragte der Generalstaatsanwaltschaft dafür keine rechtliche Grundlage sieht.
Auch die Polizei kritisiert den unterbundenen Datenaustausch übrigens – denn wer mehr weiß, sieht die Dinge ja in der Regel klarer, und da haben dann alle etwas davon, sogar die Polizei. Nun sind Paragrafen ja keine Naturgesetze. Letztere kann man nicht ändern, Erstere aber schon. Ein klarer Arbeitsauftrag also für die Senatsverwaltung für Inneres.
Wer bis dahin den Kopf nicht in den Wannsee stecken will, geht vielleicht ins Freiluftkino, man muss die lauen Sommernächte feiern, wie sie fallen. Am Donnerstag etwa (Wetterprognose: 18 Grad nachts) läuft im Freiluftkino Kreuzberg im Innenhof des Bethanien mal wieder die Berlin-Hommage „Oh Boy“. Tom Schilling stolpert mittel- und auch ein bisschen hilflos durch Berlin im Jahre 2012, als man gerade noch so Sojamilch-Witze machen konnte. Zehn Jahre ist das schon wieder her, die Mieten sind teurer denn je und Kaffee kostet immer noch 3,40 Euro. Oh Boy.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!