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Erwerbslosenverband über hohe Preise„Die Wut der Menschen ist groß“

Gegen die existenzbedrohenden Preissteigerungen ruft ein Bremer Bündnis am Samstag zur Demo auf. Sie soll der Anstoß zu einer Bewegung sein.

Für viele immer weniger bezahlbar: Gemüse Foto: Hauke-Christian Dittrich

taz: Herr Helfst, die Preise steigen und steigen. Wie macht sich das in Ihrer Arbeit im Bremer Erwerbslosenverband bemerkbar?

Tobias Helfst: Das Thema ist zurzeit sehr präsent. Ich arbeite seit zwölf Jahren beim Bremer Erwerbslosenverband und ich habe noch nie erlebt, dass ein Thema so wichtig war. Die Preissteigerungen bedrohen viele Menschen existenziell. Ich muss dazu sagen, dass wir nicht nur erwerbslose Menschen beraten, sondern hauptsächlich Menschen, die in prekären Arbeitsverhältnissen stecken.

Was sind die Aufgaben des Bremer ­Erwerbslosenverbandes?

privat
Im Interview: Tobias Helfst

44, Mitglied im Vorstand des Bremer Erwerbslosenverbandes und Sprecher des Bündnisses „Die Preise müssen runter“.

Wir beraten Menschen bezüglich ihrer Arbeit, der Miete und dem Umgang mit Ämtern. Zu uns kommen jährlich etwa 4.000 bis 5.000 Menschen. Auch durch die Gespräche mit den Menschen haben wir gemerkt, dass das Thema Preissteigerung zurzeit sehr wichtig ist und dass wir dagegen protestieren wollen. Die Wut der Menschen ist groß.

Was sind die Forderungen des Bündnisses gegen Preiserhöhung?

Unsere Hauptforderung ist, dass die Preise gesenkt werden. Wir glauben, dass dies eine vereinende Position ist, aus der eine Bewegung entstehen kann. Die Demonstration soll ein erster Schritt sein, damit wir dann gemeinsam etwas entwickeln können. Politische Forderungen müssten dann aus der Bewegung selber kommen, wenn sie zustande kommt.

„Die Preise müssen runter“: Demo, Sedanplatz, Bremen-Vegesack, Sa, 16. 7., 13.30 Uhr

Mit wie vielen Teilnehmenden rechnen Sie bei der Demonstration?

Wir haben die Kundgebung vor einigen Wochen für 50 Personen angemeldet. Das Bremer Ordnungsamt und wir gehen aber mittlerweile davon aus, dass die Zahl wesentlich höher sein wird. Genau kann ich das nicht einschätzen, aber wir freuen uns auf die Demonstration.

Sind weitere Aktionen geplant?

Wir veranstalten in verschiedenen Stadtteilen Bremens Versammlungen. Unsere Hoffnung ist, diese zusammenzuführen, damit eine Bewegung entsteht.

Das Thema Preissteigerung betrifft nicht nur die Bremer Bevölkerung. Gibt es eine deutschlandweite Vernetzung?

Uns ist bundesweit keine andere Initiative dieser Art bekannt. Wir bekommen sehr viel Rückmeldung aus anderen Städten, aber ob es zukünftig weitere Vernetzung geben wird, ist noch nicht klar. Es ist uns aber wichtig, eine linke Kritik auf die Straße zu bringen und das Thema nicht durch Rechte vereinnahmen zu lassen.

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5 Kommentare

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  • "Es ist uns aber wichtig, eine linke Kritik auf die Straße zu bringen und das Thema nicht durch Rechte vereinnahmen zu lassen."



    So ist es!



    Gute Initiative!



    Also weniger auf we camp act petitionen etc. digitales delegieren, sondern selbst aktiv werden! Besprechungen sind mündlich.

  • "Es ist uns aber wichtig, eine linke Kritik auf die Straße zu bringen und das Thema nicht durch Rechte vereinnahmen zu lassen."



    So ist es!



    Gute Initiative!



    Also weniger auf we camp act petitionen etc. digitales delegieren, sondern selbst aktiv werden! Besprechungen sind mündlich.

  • #ich bin armutsbetroffen ...

    ist nicht der alte schlachtruf der banken im jahre 2008.

    der lautete meines wissens anders.



    wurde öffentlich auch anders kommuniziert.



    und war erfolgreich.

    armutsbetroffene brauchen arbeits-hilfsangebote der öffentlichen hand.

  • Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat Ende Juni dazu aufgerufen:



    "#IchBinArmutsbetroffen: Bundesweite Aktionen am Samstag, 25. Juni "



    www.der-paritaetis...m-samstag-25-juni/



    Inzwischen gab es bundesweit viele sog. "Smartmobs" von #IchBinArmutsbetroffen-en, koordiniert von #EineSorgeWeniger



    twitter.com/sorgeweniger



    und eine Petition "Wir wollen in Würde leben – schafft Armut ab!"



    gestartet vin #IchBinArmutsbetroffen.



    weact.campact.de/p...n-schafft-armut-ab

  • "Unsere Hauptforderung ist, dass die Preise gesenkt werden."

    Das halte ich für eine schlechte Idee. Auch danach werden nicht mehr Energieträger, insb. Gas, vorhanden sein. Preissenkung sind da nur Augenwischerei bei trotzdem kalten Heizungen oder damit verbundenen fehlenden kaufbaren Produkten in genügender Zahl.

    Forderung muss daher sein, die Menschen, die besonders von den Preissteigerungen betroffen sind, zu stützen.