piwik no script img

Prozess gegen mutmaßlichen KZ-WachmannVerteidigung fordert Freispruch

Im NS-Prozess gegen einen mutmaßlichen früheren Wachmann des KZ Sachsenhausen plädiert die Verteidigung auf Freispruch. Die Staatsanwaltschaft forderte fünf Jahre Haft.

Die Fortsetzung des Prozesses gegen einen ehemaligen KZ-Wachmann im Mai Foto: Fabian Sommer/dpa

Brandenburg/Havel dpa | Im Prozess gegen einen mutmaßlichen früheren SS-Wachmann des Konzentrationslagers Sachsenhausen hat der Verteidiger einen Freispruch für seinen Mandanten gefordert. Dem 101-Jährigen hätten im Prozess keine konkreten Taten der Beihilfe zum Mord an Tausenden Lagerhäftlingen nachgewiesen werden können, sagte Verteidiger Stefan Waterkamp am Montag in seinem Plädoyer. Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs reiche eine allgemeine Tätigkeit im Wachdienst des KZ für eine Verurteilung aber nicht aus. Der Angeklagte beteuerte in seinem Schlusswort vor dem für Dienstag erwarteten Urteil erneut seine Unschuld.

Der 101-Jährige ist vor dem Landgericht Neuruppin wegen Beihilfe zum Mord an Tausenden Lagerhäftlingen angeklagt. Der Prozess wird aus organisatorischen Gründen am Wohnort des hochbetagten Angeklagten in Brandenburg/Havel geführt.

Der 101-Jährige hat in dem seit Oktober vergangenen Jahres laufenden Prozess bislang bestritten, dass er in dem KZ überhaupt tätig war und angegeben, er habe in der fraglichen Zeit von 1942 bis Anfang 1945 als Landarbeiter bei Pasewalk (Mecklenburg-Vorpommern) gearbeitet. Die Staatsanwaltschaft stützt sich bei ihrer Anklage aber auf Dokumente zu einem SS-Wachmann mit dem Namen, dem Geburtsdatum und dem Geburtsort des Mannes sowie auf weitere Dokumente.

Die Staatsanwaltschaft hatte fünf Jahre Gefängnis für den Mann gefordert. Nebenklage-Vertreter Thomas Walther plädierte auf eine mehrjährige Haftstrafe, die ein Maß von fünf Jahren nicht unterschreiten solle. Zwei weitere Nebenklage-Vertreter forderten einen Schuldspruch, ohne ein konkretes Strafmaß zu nennen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!