Vierte Impfung in Norddeutschland: Booster-Boom in Bremen
In Bremen hat sich die Anzahl der Impfungen in den kommunalen Impfstellen in drei Wochen fast verdoppelt. Fast immer geht es um die vierte Impfung.
Das bestätigt die Bremer Gesundheitsbehörde. 1.687 Impfungen seien in den fünf Impfstellen sowie weiteren wechselnden mobilen Angeboten in der 25. Kalenderwoche durchgeführt worden, fast doppelt so viele wie drei Wochen zuvor, sagt deren Sprecher, Lukas Fuhrmann. Hinzu kommen Impfungen in den Arztpraxen. Und das, nachdem die Nachfrage seit Jahresbeginn stetig zurückgegangen war, von 28.304 wöchentlichen Impfungen zu Jahresbeginn in den Impfstellen, auf nur 711 in der letzten Maiwoche, wie eine Übersicht der Gesundheitsbehörde zeigt. Seitdem nehmen die Impfungen wieder stetig zu.
Allerdings handelt es sich wie in allen Bundesländern zum überwiegenden Teil um die vierte Impfung – also den zweiten Booster nach der Grundimmunisierung. So waren in der vergangenen Woche bundesweit 168.442 Dosen dieser vierten Impfung verabreicht worden, 46.583 der dritten, 11.622 der zweiten und nur 7.586 Dosen der ersten Impfung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch Institut empfiehlt, nur Risikogruppen und Über-70-Jährige ein zweites Mal zu boostern.
Das Bundesland Bremen hatte dennoch Anfang Mai gesagt, alle, die wollten, bekämen in den Impfstellen die zweite Auffrischungsimpfung – einfach, weil die Nachfrage da sei. Dass diese jetzt noch einmal gestiegen ist, liege vermutlich an den steigenden Infektionsraten und das erstmals in den Sommermonaten, so Lukas Fuhrmann von der Gesundheitsbehörde.
Nutzen der ersten Booster-Impfung ist belegt
Die anderen drei norddeutschen Bundesländer gehen weniger offensiv mit dem Thema um. Die Sprecher:innen der Gesundheitsbehörden in Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein verwiesen alle darauf, dass dies eine Ermessensentscheidung der impfenden Ärzt:innen sei.
Die Sprecherin der Hamburger Gesundheitsbehörde schrieb der taz: „Für junge, gesunde Menschen, die einen vollständigen Impfschutz haben und womöglich darüber hinaus auch schon eine Infektion hinter sich haben, wird das nach unserem derzeitigen Erkenntnisstand in der Regel nicht sinnvoll und erforderlich sein.“
Denn während der Nutzen der ersten Booster-Impfung klar durch Studien belegt ist – das Risiko für schwere Verläufe sinkt deutlich gegenüber gar keiner oder nur ein- oder zweimaliger Impfung – ist nach Auffassung der STIKO nicht belegt, dass der zweite Booster bei Nicht-Risikogruppen viel ausrichten kann.
Klar ist nur, dass der aktuelle Impfstoff kaum vor Ansteckung schützt, weswegen wohl viele auf den für die Omikron-Variante angepassten Impfstoff gewartet hatten, um sich erneut boostern zu lassen. Doch zum einen lässt sich nicht voraussagen, wann dieser auf den Markt kommen wird – die Rede ist von Herbst – und zum anderen ist es möglich, dass das Virus dann so weiter mutiert ist, dass der Impfstoff nicht so wirksam sein wird wie erhofft.
Die Gesundheitsbehörden fordern derzeit vor allem diejenigen zur Impfung auf, die zweimal und weniger geimpft wurden. Bisher haben mit Stand vom Dienstag bundesweit 71,9 Prozent der über 18-Jährigen mit drei Impfungen den vollständigen Impfschutz erhalten. 86,7 Prozent der über 18-Jährigen sind mindestens einmal geimpft. Dabei weichen die Impfquoten in den Bundesländern immer noch stark voneinander ab.
Ungeimpfte sind schwer zu erreichen
Zu den Spitzenreitern zählen die vier norddeutschen Bundesländer. In Schleswig-Holstein haben 80 Prozent der Volljährigen einen vollständigen Impfschutz, Bremen, Hamburg und Niedersachsen liegen knapp dahinter. Nirgendwo sind mehr Volljährige grundimmunisiert als in Bremen (98,7 Prozent). Die hohe Quote kommt allerdings auch dadurch zustande, dass auch Menschen mit Wohnsitz in Niedersachsen mitgeimpft wurden.
In keinem der norddeutschen Bundesländer gehen die Verantwortlichen davon aus, dass sie noch etwas tun können, um bisher Ungeimpfte für die Impfung zu erreichen. In Niedersachsen geht das Gesundheitsministerium allerdings davon aus, „dass sich weitere Menschen von einer (Erst-)Impfung überzeugen lassen, wenn an die Omikron-Variante angepasste Impfstoffe angeboten werden können“, so ein Sprecher.
Dass sich die Impfbemühungen einiger Bundesländer gelohnt haben, zeigten die Hospitalisierungsraten, sagt Lukas Fuhrmann von der Bremer Gesundheitsbehörde. Diese geben an, wie hoch der Anteil derjenigen ist, die wegen einer Corona-Erkrankung in der Klinik behandelt werden müssen.
Sieht man in die aktuelle Statistik des Robert Koch Instituts, wird deutlich: Die Hospitalisierungsraten sind in den ostdeutschen Bundesländern – die besonders niedrige Impfquoten haben – relativ hoch. Vor allem angesichts der Tatsache, dass es dort momentan weitaus weniger bestätigte Coronafälle gibt als etwa in Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Dort haben derzeit im Ländervergleich anteilig am meisten Menschen eine bestätigte Covid-19-Erkrankung.
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