Maßnahmen gegen Chaos an Flughäfen: Leichtere Einreise für Personal
Beschäftigte aus der Türkei sollen das Chaos an deutschen Flughäfen lindern. Die Regierung will für eine rasche Einreise- und Arbeitserlaubnis sorgen.
BERLIN taz | Um das Chaos an den Flughäfen einzudämmen, erleichtert die Bundesregierung es Unternehmen aus der Luftfahrtbranche, Arbeitskräfte von außerhalb der Europäischen Union anzuheuern. Nach Angaben von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) geht es der Branche vor allem um Arbeitskräfte aus der Türkei, die an den Flughäfen dort zurzeit nicht gebraucht werden.
Die Lage an deutschen Airports ist zurzeit desolat. Reisende kämpfen mit sehr langen Wartezeiten am Check-in, bei der Sicherheitskontrolle und beim Gepäcktransport. Wegen Personalmangel streichen Airlines etliche Flüge. Obwohl die Branche in der Coronakrise Milliarden an staatlichen Hilfen erhalten hat und Kurzarbeiterregelungen in Anspruch nehmen konnte, hat sie in großem Stil Personal abgebaut. Außerdem sind Beschäftigte etwa zu Paketdiensten abgewandert, weil Unternehmen das Kurzarbeitergeld nicht aufgestockt haben, sagte Heil bei einem gemeinsamen Auftritt mit Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) und Innenministerin Nancy Faeser (SPD) am Mittwoch in Berlin.
Eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe der drei Ministerien hat Maßnahmen erarbeitet, die einen raschen Einsatz der Arbeitskräfte aus der Türkei ermöglichen sollen, etwa die schnelle Erteilung eines Visums und einer Arbeitserlaubnis. „Die Zuverlässigkeitsprüfung entfällt nicht“, sagte Faeser. Bei der Sicherheit gebe es keine Abstriche.
Die Branche wollte die Beschäftigten ursprünglich als Leiharbeiter anheuern. Das hat die Bundesregierung abgelehnt, sagte Heil. Die Unternehmen müssen die Arbeitskräfte direkt anstellen. Damit sei auch gewährleistet, dass die Auflagen der Regierung eingehalten werden: Die Beschäftigten müssen nach Tarif bezahlt und angemessen untergebracht werden.
Es handele sich um eine befristete Maßnahme, damit der Personalmangel nicht auf dem Rücken der Reisenden ausgetragen werde, betonte Heil. „Wir entlassen die Unternehmen nicht aus der Verantwortung, für ausreichend Personal zu sorgen.“
Wie schnell die Arbeitskräfte nach Deutschland kommen können und wann der Personalengpass behoben wird, ist unklar. „Letztlich ist das ein privatwirtschaftliches Problem, das nur von den Unternehmen gelöst werden kann“, sagte Wissing.
Leser*innenkommentare
meerwind7
So ein Sicherheitsjob ist leicht auszuüben. Moderate Gehaltserhöhung, und es ließen sich auch in DE genug Mitarbeiter finden.
Octarine
Es ist nicht die Aufgabe des Staates, Firmen bei der Vergesellschaftung ihrer Kosten zu helfen.
Die Firmen wollen nicht zulasten ihrer Gewinne, Mitarbeiter einstellen und entlohnen, das ist alles.
Wer sich darüber ärgert oder etwa warten musste, soll sich an den Veranstalter wenden.
Der Staat und damit der Steuerzahler ist nicht dafür verantwortlich. Und er sollte nicht in das Geschehen am Arbeitsmarkt eingreifen.
Da müsste doch die FDP als Hüter der reinen Lehre aufschreien, oder?
Jalella
Nachdem die Luftfahrtindustrie mit der Ausrede Corona und der auch damals leicht zu durchschauenden Lüge "nach Corona wird die Nachfrage nie wieder so groß werden, wie vorher" ihre Personaldecke "bereinigt" hat, sind eben nicht mehr viele übrig.
Lufthansa z.B. hat sich von ca. 130.000 MitarbeiterInnen auf ca. 100.000 "verschlankt". Zusätzlich arbeitet der Vorstand mit Nachdruck daran, die Arbeitsbedingungen weiter stark zu verschlechtern.
Fragen Sie mal bei Ver.di nach, wie da die Tarifverhandlungen während der Corona-Krise, aber auch jetzt, so gelaufen sind.
Kabelbrand Höllenfeuer
Sollen doch die Flughäfen und die Sicherheitsfirmen das Problem selbst lösen. Zum Beispiel mit besseren Löhne und Arbeitsbedingungen.
Ich verstehe auch ganz grundsätzlich nicht, warum man jetzt hier unbedingt dem urlaubenden Verbraucher zu einem zügigen Abflug verhelfen will. Die haben bei schlecht organisierten Firmen gebucht und sich nicht informiert.
Vidocq
Es wäre weit aus realistischer Reseristen der Bundeswehr oder pensionierte Polizeibeamte für diese Aufgabe zu rekrutieren als sprachfremde erstmal nach unseren Erfordernissen zu schulen; oder wir kloppen die Sicherheitsbestimmungen gleich in die Tonne...
vulkansturm
Gibt es diese einschlägigen Arbeitskräfte überhaupt, die angeblich in der Türkei an den Flughäfen nicht gebraucht werden?
Und wer ist überhaupt bereit für nur ein paar Monate nach Deutschland umzusiedeln?
Viel bürokratischer Aufwand für den einzelnen Arbeitnehmer bei unklaren Verdienst, da die Firmen sicher bei den Unterkunftskosten, die sie vom Lohn abziehen werden, zuschlagen dürften.
Diese Saison scheint der Tourismus in der Türkei zu boomen. Werden die Touristen dann schneller in Deutschland abgefertigt, müssen dann aber längere Wartezeiten in der Türkei in Kauf nehmen?
Friderike Graebert
an die Anwohner der Flughäfen, die über jede nicht geflogene Maschiene dankbar sind, denkt wieder mal keiner.Es gibt nicht umweltschädlicheres als fliegen.
Fliegen (lassen) ist eine Umweltsünde.