3 plus x – wer war der NSU?

Bayerischer Landtag befasst sich erneut mit der Terrorzelle

Aus München Dominik Baur

Zehn Morde, drei Sprengstoffanschläge, über ein Dutzend Raubüberfälle: Die blutige Spur des NSU ist lang, die Verbrechen auch vier Jahre nach dem Mammutprozess gegen Beate Zschä­pe und weitere Unterstützer nur unzureichend aufgeklärt. Im Bayerischen Landtag befasst sich daher seit Donnerstag ein neuer Untersuchungsausschuss mit dem NSU-Komplex.

Den Abgeordneten geht es in ihrem 198 Fragen umfassenden Katalog vor allem um Verbindungen des NSU zur bayerischen Neonaziszene. Hier wurde die Hälfte der Morde begangen. Vor allem in Franken konnte der NSU dem Anschein nach auf ein starkes Unterstützernetz zurückgreifen. Der Ausschuss, der von den Oppositionsfraktionen Grüne und SPD gemeinsam initiiert worden war, hofft, diese Strukturen nun besser durchleuchten zu können.

Besonderes Augenmerk soll auf den Anschlag auf die Bar Sonnenschein in Nürnberg gelegt werden. Bei dem Attentat im Juni 1999 wurde der Wirt von einem in einer Taschenlampe versteckten Sprengsatz schwer verletzt. Die Tat war der Auftakt der NSU-Verbrechen, wurde aber bis heute nicht aufgeklärt.

Es geht auch um die Frage, wer neben dem Kerntrio Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe noch mitmischte – und welche Rolle Susann Eminger spielte, die Frau des verurteilten NSU-Unterstützers André Eminger. Offenbar wurde sie in der Kneipe gesehen. Hat sie den Ort ausgekundschaftet oder gar die Rohrbombe deponiert? Mundlos und Böhnhardt hatten sich 2011 getötet, Zschäpe wurde 2018 vom Oberlandesgericht München zu lebenslanger Haft verurteilt.

Mit dem Landtagsabgeordneten Toni Schuberl hat erstmals ein Grüner den Vorsitz eines Untersuchungsausschusses übernommen. Zeit für seine Untersuchung hat das Gremium bis Herbst nächsten Jahres, dann endet die Legislaturperiode in Bayern.